FCL kommt mit dunkelblauem Auge davon

Fabio Celestini: «Jetzt muss ich eingreifen»

Kritischer Blick: Trainer Fabio Celestini gefiel nicht alles, was seine Mannschaft diesen Sonntag auf dem Platz zeigte. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Es war nicht zwingend, dass der FC Luzern gegen Lugano kurz nach der Pause 0:3 hinten lag. Und genauso wenig folgte ein wildes Aufbäumen der Luzerner, das zwangsläufig in ein 3:3 hätte münden müssen. Es war das wohl eigenartigste FCL-Spiel in diesem Jahrtausend.

Als die erste Heimniederlage unter der Ägide von Fabio Celestini abgewendet war, stand er in seinem gelben Goalie-Dress da, zuckte bloss mit den Schultern und sagte: «Keine Ahnung, echt nicht. Fussball kann knallhart sein, aber auch wunderschön. Solch eigenartige Spiele schreibt der Fussball halt mal.»

Dabei war die Frage von zentralplus bloss, ob er sich die Geschichte dieses eigenartigen Spiels erklären könne. Für gewöhnlich kann Marius Müller komplizierte Vorgänge auf den Punkt bringen. Dieses Mal war die Ausnahme der Regel.

Vielmehr war er wohl nur glücklich darüber, dass er am Ende nicht als Verlierer vom Platz musste. Müller sagte deshalb, dass er Pascal Schürpf zum Essen einlade und sein Team auf einen Kasten Bier.

Müllers Fehler

Warum? Marius Müller, die Lebensversicherung des FC Luzern in der laufenden Saison, unterliefen an seinem 27. Geburtstag gleich zwei gravierende Fehler, die negativen Einfluss auf den Spielverlauf haben sollten:

  • Vor dem 0:1 wollte er ein Laufduell zwischen Teamkollege Simon Grether und Luganos Numa Lavanchy klären. Darum eilte der Deutsche aus dem Strafraum. Aber weil er merkte, dass er zu spät dran war, «zog ich meinen Fuss zurück. Sonst hätte ich Rot gekriegt. Die Situation war ein Grenzbereich, den ich falsch eingeschätzt habe», übernimmt Müller Verantwortung.
  • Auch der Treffer zum 0:3 in der 47. Minute geht auf seine Kappe. Müller liess einen Schuss von Filip Holender aus relativ spitzem Winkel passieren. Da hat der FCL-Goalie in dieser Saison schon viel gröbere Geschosse entschärft und damit den Seinen einige Zähler in trockene Tücher gebracht.

Sich dessen bewusst, hielt er fest: «Ein paarmal habe ich dem Team schon helfen können; jetzt habe ich guten Grund, mich bei den Teamkollegen zu bedanken.»

Der Edeljoker haucht dem FCL neues Leben ein

Vor allem bei Pascal Schürpf. Der Antreiber und Edeljoker, der für den am linken Oberschenkel ramponierten Blessing Eleke zur zweiten Halbzeit kam, hauchte einer aus Luzerner Sicht «toten» Partie neues Leben ein (zentralplus berichtete).

Eine Stunde lang hinterliess der FCL den Eindruck, dass er für den hohen Energieaufwand in den letzten Wochen Tribut zahlen müsste (zentralplus berichtete). Er war, wie beim 0:2, öfters gedanklich zu langsam und ihm unterliefen im Rückwärts- und auch im Vorwärtsgang zu viele vermeidbare Ballverluste.

«Wenn wir ohne Mentalität und Demut spielen wie in der ersten Stunde, sind wir zerbrechlich.»

FCL-Trainer Fabio Celestini

Allerdings: Wenn fehlende Energie auf Luzerner Seite eine passende Erklärung für den Spielverlauf gewesen wäre, so hätte es die letzte halbe Stunde nie geben können.

Wende scheint einfach so zu passieren

Man kann zwar kaum von einem wilden Aufbäumen der Luzerner sprechen, stattdessen passierte es einfach: Erst verwertete Pascal Schürpf eine Flanke herrlich mit dem Kopf ins lange Eck zum 1:3 (61.).

Sechs Minuten später tat Francesco Margiotta etwas für seine ohnehin schon starken Skorerwerte, indem er den Penalty zu seinem elften Saisontreffer nutzte (zentralplus berichtete).

FCL-Edeljoker Pascal Schürpf (links) lässt sich von Lorik Emini zu seinem zweiten Treffer und dem 3:3 gegen Lugano gratulieren. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Und weil die Luzerner schon mal beim Toreschiessen waren, verwandelte Pascal Schürpf in der 76. Minute eine Flanke von Lorik Emini mit dem Kopf zum 3:3. Als gäbe es nichts Leichteres.

So erklärt Celestini den Spielverlauf

Selbstredend lag das Momentum nun aufseiten der Luzerner. Und was passierte? Eigentlich nichts mehr. Bis auf die Tatsache, dass Marius Müller in der Nachspielzeit mit einem feinen Reflex ein für den FCL mental verheerendes 3:4 verhinderte, bevor Lavanchy den Ball an den Pfosten drosch.

«Diese Tugenden dürfen wir niemals verlieren.»

Trotzdem machte Fabio Celestini hinterher ein Gesicht, als habe er gerade eine Tracht Prügel bezogen. Der FCL-Trainer sagte: «Ich bin enttäuscht. Wir haben nicht gut gespielt. Wenn wir ohne Mentalität und Demut spielen wie in der ersten Stunde, sind wir zerbrechlich.»

Mit Schürpfs erstem Tor seien aber Lust, Konzentration und Dynamik in sein Team zurückgekehrt. Warum das nicht von Anfang an so war, «ist meine Verantwortung. Jetzt muss ich eingreifen. Wir müssen solider werden in unserem Spiel».

Celestini vermisste an diesem Sonntag lange die Mentalität, die mannschaftliche Geschlossenheit, die Zusammenarbeit auf dem Platz. «Diese Tugenden dürfen wir niemals verlieren», mahnte er.

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