Prostituierte arbeiten nun illegal

Expertin: Verbot von Sexarbeit ist kontraproduktiv

Die Strassenprostutition ist in Luzern wegen der Corona-Pandemie derzeit verboten. (Bild: istockphoto)

Der Verein Lisa berät Sexarbeiterinnen im Kanton Luzern. Diese dürfen derzeit nicht arbeiten. Die Gesundheitsdirektion will damit die weitere Ausbreitung des Coronavirus verhindern. Gemäss Geschäftsleiterin Brigitte Snefstrup bewirkt das Verbot aber das Gegenteil.

Der Bundesrat hat lockert schrittweise die Massnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Nicht davon profitieren wird vorerst das Luzerner Sexgewerbe. Der Kanton Luzern lehnt eine Öffnung vorerst ab – und bringt die Sexarbeiterinnen damit an den Rand der Existenz.

«Viele sehen sich gezwungen, ihre Dienste illegal anzubieten, um sich finanziell über Wasser zu halten», sagte ein Branchenvertreter kürzlich gegenüber zentralplus (zentralplus berichtete). Eine Einschätzung, die Birgitte Snefstrup teilt. Sie ist die Geschäftsleiterin des Vereins Lisa – dem Luzerner Verein für die Interessen der Sexarbeitenden.

Der Bundesrat hält das Verbot für unnötig

Der Verein fordert nun die Öffnung des Erotikgewerbes auch im Kanton Luzern, wie dieser mitteilt. «Fakt ist, dass der Bundesrat – welcher von Experten und Epidemiologinnen beraten wird – das Erotikgewerbe nicht verboten hat. Fakt ist auch, dass andere Gewerbe, welche personenbezogene Dienstleistungen mit Körperkontakt anbieten erlaubt sind», heisst es in der Mitteilung.

Es würden keine Daten und Informationen existieren, die aufzeigten, dass die Ansteckung und Verbreitung von Covid-19 im Erotikgewerbe besonders hoch sei. «Die Schliessung von Erotikbetrieben und das Verbieten von Sexarbeit als einzige personenbezogene Dienstleistung mit Körperkontakt widerspricht dem Gleichbehandlungsgebot», schreibt der Verein Lisa deshalb.

Illegal zu arbeiten ist gefährlicher

Das Berufsverbot verschärfe die bereits prekäre Situation und führt zu existenziellen Notlagen. Viele Sexarbeiter hätten aus Not illegal weitergearbeitet. «Aus einer Gesundheitsperspektive ist es viel gefährlicher, Sexarbeit zu verbieten, statt sie zu regulieren und unter Einhaltung von Schutzkonzepten zu erlauben», so der Verein Lisa. Denn bei einer Illegalisierung könnten auch spezialisierte Fachstellen ihr Mandat der Gesundheitsprävention nur ungenügend umsetzen.

Im Erotikgewerbe können nach Einschätzung der Beratungsstelle ebenfalls Schutzmassnahmen eingehalten und umgesetzt werden, wie dies andere personenbezogene Dienstleistungen tun.

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