Bester Spieler der Qualifikation

EVZ-«Zauberer» Bouchard will endlich seinen Fluch brechen

Pierre-Marc Bouchard in Aktion. (Bild: Martin Meienberger)

Beim ersten Spiel des EV Zug im Playoff-Viertelfinal gegen Lugano hat es noch nicht geklappt. Doch es gibt noch viele Gelegenheiten für Siege. Besonders mit einem EVZ-Topshot, der es möglich machen könnte – ihm eilt der Ruf als Zauberer voraus.

Bei der diesjährigen Ausgabe des EV Zug ragen einige Individualisten aus dem starken Kollektiv besonders hervor. Dazu gehören Torhüter Tobias Stephan, Verteidiger Daniel Sondell, Flügelflitzer Lino Martschini – und natürlich Pierre-Marc Bouchard, der von den Captains und Coaches zum besten Spieler der Qualifikation ausgezeichnet wurde.

Magische Marke geknackt

Nach Glen Metropolit, Damien Brunner und Linus Omark in den Jahren 2011 bis 2013 gewann mit Bouchard in dieser Saison zum vierten Mal in den letzten sechs Spielzeiten ein Zuger die Topscorer-Wertung der National League A. Bouchard hat in der abgelaufenen Qualifikation als erst sechster Spieler in der Geschichte der höchsten Schweizer Spielklasse die magische Marke von 50 Assists geknackt.

Diese Werte stellen die guten Leistungen in seiner ersten Saison auf Schweizer Eis in den Schatten. Seine Leistungsexplosion erklärt Bouchard damit, dass er sich besser an den ganz unterschiedlichen Stil des Spiels gewöhnen und Erfahrungen sammeln konnte. Ausserdem hat ihm geholfen, dass er sich in Zug gut eingelebt hat – «Zug ist mein zweites Zuhause. Es ist ein toller Ort zum Leben.»

«Zug ist mein zweites Zuhause. Es ist ein toller Ort zum Leben.»
Pierre-Marc Bouchard

Überragende Spielübersicht

Dass er von den gegnerischen Coaches und Captains zum wertvollsten Spieler der Liga gekürt wurde, sei eine grosse Ehre und Belohnung für eine gute Saison. Allerdings gibt Bouchard die Blumen gleich an seine Teamkollegen, Linienpartner Immonen und Lammer sowie an die Coaches weiter: «Wir hatten insgesamt eine gute Saison. Mit Immonen funktionierte das Zusammenspiel von Beginn an, bereits im Trainingscamp. Er ist ein sehr smarter Spieler. Und Lammer ist ein hervorragender, junger Spieler mit guten Begabungen.»

Die Komplimente für seine Teamspieler unterstreichen, dass er, obwohl ein überragender Einzelspieler, sich voll in den Dienst der Mannschaft stellt. Es überrascht denn auch nicht, dass er vor allem als Vorbereiter glänzt, der seine Teamkollegen besser machen und im richtigen Moment in Szene setzen kann. Bouchards Spielübersicht ist Weltklasse, er selber kann sich diese Stärke nicht recht erklären. «Ich denke, das ist die Art, wie ich das Spiel gelernt habe, das Spiel in einer bestimmten Art zu denken und zu sehen. Es hat vor allem damit zu tun, wie du das Spiel liest und dann reagierst.»

«Es hat vor allem damit zu tun, wie du das Spiel liest und dann reagierst.»

Leidensgeschichte mit Gehirnerschütterungen

Dass Bouchard trotz seiner konstant dominanten Leistungen und seiner überragenden Spielübersicht mittlerweile in der Schweiz und nicht mehr in der National Hockey League spielt, hat einen ebenso einfachen wie bedauerlichen Grund. Als er noch für sein erstes NHL-Team, die Minnesota Wild, spielte, erlitt er im März 2009 eine Gehirnerschütterung, die ihn für mehr als eineinhalb Jahre ausser Gefecht setzte. Zwar bestritt er das erste Saisonspiel im Oktober 2009, doch die Folgeschmerzen waren so stark, dass er schliesslich die ganze Saison pausieren musste.

Primeau weiss, wie man Meistertitel gewinnt

Der EV Zug bekommt einen weiteren Topshot: Diese Tage vermeldete der Club die Verpflichtung von Flügelstürmer Josh Primeau für die Playoffs. Der Kanadier mit Schweizer Lizenz stösst vom SC Langenthal zu den Zugern und war angetan vom Tempo und seinen neuen Teamkollegen. Wie will er seinem neuen Team helfen? «Mein Spiel ist physisch. Ich gehe vor das gegnerische Tor und mache die Checks fertig», sagt er. Der Sohn des ehemaligen EVZ-Assistenztrainers Kevin Primeau hat keine besonderen Erwartungen an seine Zeit mit dem EVZ, sondern will helfen, wo es ihn braucht. Eines hat er den meisten seiner Teamkollegen voraus: Er weiss, wie man einen Meistertitel gewinnt. Mit Lausanne stieg er 2013 in die NLA auf.

Nachdem Bouchard 2011 wieder in Form kam und eine gewohnt wichtige Rolle für die Wild einnehmen konnte, wurde er Anfang 2012 erneut von einer Gehirnerschütterung gebremst, von der sich seine NHL-Karriere nicht mehr erholen sollte. Zwar spielte er in der Lockout-Saison 2012/13 und 2013/14 einige Partien in der NHL, doch konnte er sein vormaliges Niveau nicht mehr erreichen und wurde im Dezember 2013 sogar in die American Hockey League abgeschoben.

Erst nach dem Wechsel in die Schweiz, wo er mehr Platz hat und der körperliche Verschleiss weniger hart als in Nordamerika ist, konnte Bouchard wieder aufblühen. «Es war eine harte Zeit und ich bin froh, dass sich der Kopf wieder gut anfühlt», sagt er. Angesprochen auf einen weiteren harten Check gegen den Kopf, der möglicherweise seine Karriere bedrohen könnte, meint der Frankokanadier: «Ich versuche nicht daran zu denken, das würde nur mein Spiel negativ beeinflussen.»

«Es war eine harte Zeit und ich bin froh, dass sich der Kopf wieder gut anfühlt.»

Miserable Playoff-Bilanz

Auch über eine allfällige Rückkehr in die NHL zerbricht sich Bouchard nicht den Kopf. «Ich habe meinen Vertrag in Zug bis 2017 verlängert. Ich möchte keine Türen verschliessen, aber mein Fokus ist klar hier.» Genau genommen liegt sein Fokus momentan nur auf den Playoffs, wobei er noch einige Rechnungen offen hat.

Bouchard hat in seiner Karriere weder in der kanadischen Juniorenliga QMJHL noch in der American Hockey League, der National Hockey League oder letztes Jahr in der Schweiz eine Playoff-Serie gewonnen. Dennoch wisse er, was es braucht, um endlich eine Serie für sich zu entscheiden: «Wir müssen ein Spiel nach dem anderen nehmen. Es wird ein gutes Duell geben. Wir müssen uns an unseren Game-Plan halten. Wir müssen geduldig sein. Um unser Spiel auf ein höheres Level zu hieven, muss jeder Spieler mental bereit sein, sich nochmals zu steigern.» Ob Bouchard seinen Playoff-Fluch dieses Jahr endlich brechen kann? Die Antwort will er ab heute Abend auf dem Eis geben.

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