Vor dem finalen Schritt zum Titelgewinn

EVZ-Sportchef Reto Kläy: «Wir wissen, wie man Servette knackt»

(Bild: Claudio Thoma/freshfocus)

Es ist wohl die Jahrhundertchance, die der EV Zug nicht verpassen darf: Noch drei Siege fehlen ihm zum zweiten Titelgewinn der Klubgeschichte. Um dieses Ziel zu erreichen, hat die Klubführung vor fast zwei Jahren kräftig ins Kader investiert. Jetzt muss der EVZ liefern – auch wenn mit Genève-Servette eine echte Meisterprüfung auf ihn wartet.

Ihre Vorstellungen in diesem Playoff machen Eindruck: Die Genfer haben sieben ihrer acht Spiele gegen Fribourg und die ZSC Lions gewonnen. Ihre Arbeit vor beiden Toren ist erstklassig: Bislang liessen sie bloss neun Gegentreffer zu und machen stattdessen die Musik vor dem gegnerischen Tor. Mit Verteidigungsminister Henrik Tömmernes (1,38 Punkte pro Spiel) und dem früheren EVZ-Stürmerstar Linus Omark (1,25) haben sie die bislang produktivsten Spieler in ihren Reihen.

Und dazu noch zwei Goalies, die kaum zu bezwingen sind: Bis zu seiner Verletzung hexte Gauthier Descloux mit einer formidablen Abwehrquote von 94,92 Prozent. Sein Ersatz Daniel Manzato legte noch eine Schippe drauf: Seine 97,81 Prozent in fünf Einsätzen sind phänomenal.

Dieser Genève-Servette HC scheint auf einer Mission zu sein. Er ist eine andere Hausnummer als die bisherigen Playoff-Gegner der Zuger: Er spielt härter als der SC Bern und schneller als die Rapperswil-Jona Lakers (zentralplus berichtete). Kann der EVZ in der am Montag beginnenden Finalserie (Best-of-5) überhaupt bestehen?

Was Servette kann, hat Zug auch drauf

Er muss, weil nur der Titelgewinn gut genug ist für diesen EV Zug. Eine so günstige Ausgangslage, sich mit dem zweiten Meistertitel nach 1998 zu bekränzen, wird sich so schnell kaum wieder bieten. Nach dem Neunten der Qualifikation (Bern) und dem Zehnten (Rapperswil) muss der Ligadominator jetzt noch den Sechsten (Servette) in die Schranken weisen. Von den grossen Vier (Bern, ZSC Lions, Davos und Lugano), die seit 1998 alle Meistertitel unter sich ausmachten, ist keine Spur mehr zu sehen (zentralplus berichtete).

«Wir können Servette mit unserem Tempospiel überbieten, dürfen ihm dabei aber nicht ins offene Messer laufen.»

EVZ-Sportchef Reto Kläy

Bei allen wohlfeilen Worten für die bislang beeindruckenden Vorstellungen der Genfer: was die Romands können, hat der EVZ auch drauf. Und noch ein bisschen mehr. Er hat mehr Talent in seinen Reihen, das gnadenlosere Tempospiel, eine ausgewogene Balance im Spiel und den fünffachen Meistergoalie als letzte Absicherung.

In der Qualifikation haben die Zuger drei der vier Duelle gegen Genève-Servette für sich entschieden. Und der Ligadominator wies in der Endabrechnung, die er mit einem Rekordwert (119 Punkte) abschloss, 35 Zähler mehr aus als der Gegner.

Defensive Stabilität ist entscheidend

Im Gegensatz zu den Genfern kamen die Zuger zwar nicht ohne Durchhänger durch die Playoffs. Aber sie haben immer eine passende Antwort gefunden, wenn eine Reaktion gefordert war. Das verleiht der Mannschaft von Trainer Dan Tangnes Gelassenheit und Selbstsicherheit.

Ausdruck dafür ist die Aussage von EVZ-Sportchef Reto Kläy über den Finalgegner: «Wir wissen, dass Servette viel Qualität besitzt. Aber wir wissen auch, wie man Servette knackt.»

Und wie genau? «Wir können den Gegner mit unserem Tempospiel überbieten, dürfen ihm dabei aber nicht ins offene Messer laufen. Das bedingt eine tiefe Fehlerquote, Entschlossenheit in unseren Aktionen und defensive Stabilität.»

Defensive Stabilität haben die Zuger in ihren letzten sechs Playoff-Spielen unter Beweis gestellt, indem sie nur zehn Gegentore zuliessen. «Der Schlüssel zum Gewinn der Playoffs ist, die Quote an Gegentoren zu minimieren», sagte EVZ-Goalie Leonardo Genoni im Interview mit zentralplus nach Abschluss der Qualifikation.

Disziplinlosigkeiten schaden dem EVZ

Gerade gegen Servette mag es keine Disziplinlosigkeiten im Spiel der Zuger leiden. Neun ihrer bislang 31 Playoff-Tore haben die Genfer während numerischer Überzahl erzielt. Sie haben 29 Prozent ihrer Powerplay-Gelegenheiten erfolgreich genutzt. An diesen Topwert kommt der EVZ mit gut 16 Prozent momentan nicht heran.

«Wir haben unsere Waffen, um diese Form zu brechen.»

Eine Herausforderung ist es aber auch, Servettes Mauer zwischen den Pfosten einzureissen. Goalie Daniel Manzato hat bei seinen fünf Einsätzen 134 von 137 Schüssen gehalten. Mit 37 Jahren scheint er in der Form seines Lebens zu sein. «Wir haben unsere Waffen, um diese Form zu brechen», kontert EVZ-Sportchef Reto Kläy.

Das gelingt den Zugern am besten bereits im ersten Finalspiel – sonst wirkt Servettes Goalie noch unüberwindbarer. Es wäre eine bittere Ironie des Schicksals, wenn der Genfer Ersatzmann eine Schlüsselrolle beim Ausgang dieser Finalserie spielen sollte. Daniel Manzato verdient schliesslich nur ein Siebtel dessen, was Leonardo Genoni beim EVZ kassiert. Und ihn haben die Zuger engagiert, um endlich wieder Meister werden zu können.

Auch der Blick zurück zeigt: Die Zeit ist reif

Aber man muss dazu auch sagen: Wurde Leonardo Genoni nicht – wie bei den zwei 2:6-Niederlagen in Bern – von seinen Teamkollegen sträflich im Stich gelassen, machte er bislang einen einwandfreien Job. In den acht weiteren Zuger Playoff-Partien gab er seinen Mitspielern die Chance zum Sieg. Nur beim 1:2 im letzten Heimspiel gegen Rapperswil konnte sie nicht genutzt werden.

Als bislang fünffacher Meistergoalie weiss Leonardo Genoni ganz genau, was es braucht, um den letzten Schritt in einer Finalserie zu machen. Dafür ist jetzt die Zeit gekommen.

Denn was lehrt uns die Zuger Klubgeschichte? In den 1990er-Jahren verlor der EVZ auch erst die Finals von 1995 und 1997, bis es im dritten Anlauf 1998 klappte. In diesem Jahrtausend stapfte er bereits 2017 und 2019 als Finalverlierer vom Eis.

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