Warum der Meister noch einen Angreifer brauchte

EVZ-Sportchef Kläy: «Müller ist unser 12. Stürmer»

EVZ-Sportchef Reto Kläy versichert, dass er trotz dem Transfer von Marco Müller den klubeigenen Sparauftrag nicht nur erfüllen, sondern übertreffen konnte. (Bild: EVZ)

Mit Beginn der unmittelbaren Vorbereitung auf die Mission Titelverteidigung hat sich der EV Zug im Angriff nochmals verstärkt. Von Ambri kommt der 27-jährige Marco Müller mit einem Einjahresvertrag. Sportchef Reto Kläy erklärt im Interview die Hintergründe zu seinem «First-Class-Transfer».

Seine vor Saisonbeginn letzte Verstärkung hat Reto Kläy aus seinen Ferien orchestriert (zentralplus berichtete). Der bei Ambri-Trainer Luca Cereda in Ungnade gefallene Marco Müller ist der vierte neue EVZ-Stürmer nach Fabrice Herzog, Anton Lander und Reto Suri für die am 7. September beginnende Meisterschaft.

In der letzten Qualifikation machte er für Ambri zehn Tore und sieben Assists in 45 Einsätzen und kam dabei auf eine Minus-24-Bilanz (erzielte und kassierte Tore bei gleichem Spielerbestand auf dem Eis).

zentralplus: Reto Kläy, hat es Marco Müller im EVZ-Kader noch gebraucht?

Reto Kläy: Gegenfrage: Warum denn nicht?

zentralplus: Weil es zum Beispiel einen Platz weniger gibt für ein eigenes Talent.

Kläy: In den letzten fünf Jahren war es immer so, dass wir acht Verteidiger und zwölf Stürmer mit Erfahrung in der National League im Team hatten. Der neunte und zehnte Verteidiger sowie die Positionen 13 bis 15 bei den Stürmern werden von unseren Talenten belegt. In der letzten Meistersaison waren wir mit Tobias Geisser in der Verteidigung noch breiter aufgestellt, mit Calvin Thürkauf und Livio Langenegger hatten wir gar 14 erfahrene Stürmer. Jetzt ist Marco Müller unser 12. Mann mit Erfahrung in der höchsten Spielklasse, und darum erscheint mir dieser Transfer in einer Saison mit Champions League, U20-WM und Olympia durchaus legitim.

«Wer sagt denn, dass Marco Müller Center spielt? Er ist bei uns als Flügel vorgesehen.»

zentralplus: Aber warum ein Mittelstürmer? Jetzt müssen die aufstrebenden Sven Leuenberger und Yannick Zehnder hinten anstehen.

Kläy: Wer sagt denn, dass Marco Müller Center spielt? Er ist bei uns als Flügel vorgesehen. Aktuell sind Jan Kovar, Anton Lander, Sven Senteler und Sven Leuenberger als Center eingeplant. Dazu haben wir noch Marco Müller und Yannick Zehnder in der Hinterhand. Mit dieser Ausgangslage sind wir stets gut gefahren. Sie bietet dem Trainer die Möglichkeit, auszuprobieren, welche Linienzusammensetzungen am besten funktionieren.

Der bisherige Ambri-Stürmer Marco Müller (Nummer 13) hat mit dem EV Zug einen neuen Arbeitgeber. (Michela Locatelli/freshfocus)

zentralplus: SCB-Sportchef Reto Raffainer hat erzählt, dass die Berner im Kampf um Marco Müller ausgeschieden seien, weil Ambris Manager Paolo Duca ein viel besseres Angebot vorliegen hatte. Das tönt nach einem kostspieligen Wechsel.

Kläy: Ich bin der Meinung, dass dies nicht zutrifft. Schliesslich hat der Spieler auch ein Mitspracherecht, und er wollte unbedingt zu uns. Wir haben Ambri zwar eine Ablöse bezahlt, weil der Vertrag mit Müller noch ein Jahr gelaufen wäre. Aber dies war eine vertretbare Summe. Sie liegt im Rahmen dessen, was ein Spieler mit seinen Qualitäten alles in allem wert ist. Demzufolge ging es nie darum, wer am meisten zahlt. Wir konnten aber auch keinen Spieler zum Tausch anbieten, weil wir ja sonst wieder bei elf Stürmern gewesen wären.

zentralplus: Aber wenn Sie schon Geld in die Hand nehmen: Warum schaut dann bloss ein Einjahresvertrag mit Marco Müller heraus?

«Wir sind für Marco Müller keine Übergangslösung, sondern der nächste Schritt in seiner Karriere.»

Kläy: Es ist nicht der Plan, nur ein Jahr mit Marco Müller zusammenzuarbeiten. Wir sehen ihn längerfristig in unserem Kader. Andererseits wissen wir nicht, was nächste Saison mit Grégory Hofmann in der NHL läuft. Er hat mit uns noch einen bis 2023 gültigen Vertrag.

zentralplus: Die Vertragsdauer mit Müller nährt das Gerücht, dass der Stürmer ab 2022 ohnehin zum SC Bern zurückkehren wolle.

Kläy: Wir sind für Marco Müller keine Übergangslösung, sondern der nächste Schritt in seiner Karriere.

zentralplus: Haben Sie trotz dem jüngsten Transfer den klubeigenen Sparauftrag erfüllen können?

Kläy: Ich kann guten Gewissens sagen, dass ich ihn sogar übertroffen habe. Grégory Hofmanns Lohn bezahlen wir nicht mehr und bekommen für ihn erst noch eine NHL-Entschädigung.

zentralplus: Ambri kann einen EVZ-Spieler zum Spengler Cup 2021 mitnehmen. Haben die Tessiner freie Wahl?

Kläy: Nein, es gibt keine Carte blanche. Spieler, die bei uns am meisten Eiszeit haben, kommen für den Spengler Cup nicht in Frage. Wir werden kurzfristig schauen, für welchen Spieler zusätzliche Spiele über die Weihnachtszeit Sinn machen. Zum Beispiel trifft das auf einen zu, der aus einer Verletzungspause zurückkehren wird.

zentralplus: Aber Ambri muss nicht nehmen, wen Sie abstellen?

Kläy: Nein, das definieren wir auf vertraulicher Diskussionsbasis.

zentralplus: Was zeichnet in Ihren Augen Marco Müllers Spielweise aus?

Kläy: Er ist ein energiegeladener und emotionaler Spieler, der überall auf dem Eisfeld Akzente setzen kann. Er passt zu unserem System und er wollte zu uns kommen. Wenn man bedenkt, dass der Markt an Schweizer Spielern im November los geht, ist uns zum jetzigen Zeitpunkt ein First-Class-Transfer gelungen.

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