Meister demoliert Aufsteiger Ajoie

EVZ skort gnadenlos und die Ajoie-Fans machen Polonaise

Die Zuger Sturmreihe mit Grégory Hofmann, Dario Simion und Marco Müller (von links) liess sich sechs Tore und vier Assists gutschreiben. (Bild: Patrick Straub/freshfocus)

Sieben verschiedene Zuger Spieler, darunter vier Olympioniken, haben sich beim 11:0 über den Tabellenletzten Ajoie als Torschützen feiern lassen. So hoch gewann seit fast neun Jahren kein Team mehr in der National League. Doch die mitgereisten Fans der Jurassier übten sich in Galgenhumor.

Auf die Frage von zentralplus, ob er in seiner Karriere schon jemals einen Match mit elf Toren Unterschied gewonnen habe, sagte Zugs Meistermacher Dan Tangnes: «Auf Profi-Stufe ganz bestimmt nicht.»

Von draussen, vom Rund der sich leerenden Bossard Arena, drangen die Fan-Gesänge der Ajoulots in den Garderobengang der Zuger. Der 42-jährige Norweger bemerkte anerkennend: «Einfach fantastisch, wie die gegnerischen Fans ihr Team an einem solchen Abend unterstützen.»

Es war die 18. und wohl demütigendste Niederlage in Serie für den jüngsten Aufsteiger in die National League. Noch nie zuvor hat eine Mannschaft in der höchsten Schweizer Spielklasse so viele Negativerlebnisse aneinandergereiht. Seit dem 16. Februar 2013 und dem 12:0 von Kloten über Rapperswil-Jona hat keine Equipe mehr so hoch gewonnen wie der EVZ.

Und was machen die Ajoie-Fans, nachdem der Zuger Marco Müller mit einem Hattrick den Schlussstrich unter dieses einseitige Spiel zog? Sie zelebrierten in ihrem Geviert ausgelassen eine Polonaise. Ein grossartiges und gleichsam sarkastisch anmutendes Schauspiel.

EVZ: Hofmann mit zwei Toren und drei Assists

Der HC Ajoie hatte das Pech, dass er an diesem Freitagabend vor über 6'800 Zuschauern auf einen Gastgeber traf, der auf der Hut war. Gerade auch deshalb, weil Dan Tangnes mit dem tschechischen Captain und Genius Jan Kovar, dem Meistergoalie Leonardo Genoni und Mittelstürmer Sven Senteler aus Gründen der Vorsicht freiwillig auf drei Zuger Olympioniken verzichtete.

Mit dem elften Gegentreffer der Zuger sind die Fans des HC Ajoie erst recht in Schwung gekommen: Sie geben in der Zuger Bossard Arena eine Polonaise zum Besten. (Bild: Andreas Ineichen)

Jan Kovar war der letzte der fünf Zuger Ausländer, der als überzählig aussetzen musste, seit NHL-Rückkehrer Grégory Hofmann beim 3:2 nach Verlängerung gegen Biel am 18. Januar sein EVZ-Comeback gegeben hatte (zentralplus berichtete). Der Zuger Meisterschütze im letzten Mai und Olympionike war gegen den chancenlosen und total überforderten Tabellenletzten der erfolgreichste Zuger Punktesammler mit zwei Toren und drei Assists.

In seinen sechs Spielen mit dem EV Zug vor der nun anbrechenden Olympia-Pause schaffte Grégory Hofmann sieben Tore und drei Assists. Das ergibt einen Durchschnitt von sagenhaften 1,67 Punkten pro Spiel. Der absolute Topwert in der Liga-Hitliste.

Wahrscheinlich tendiert dieser Wert eher nach unten, je mehr Spiele Grégory Hofmann absolviert haben wird. Aber er macht auch klar: Sein Raketenantritt und seine Dynamik haben das Offensivspiel des Titelverteidigers «hofmannisiert» (zentralplus berichtete).

EVZ-Klingberg traf nicht, machte aber zwei Assists

Zudem reihten sich der Tessiner Dario Simion, der sich riesig auf seine erste Olympia-Teilnahme in Peking freut, und der Schwede Anton Lander mit jeweils einem Treffer unter die Zuger Torschützen. Carl Klingberg war der einzige Zuger Olympionike, der im Einsatz stand, aber nicht ins Netz traf. Doch tröstete sich Landers Landsmann mit zwei Assists.

Ganze 15 gegnerische Schüsse auf sein Tor brauchte Zugs Ersatzgoalie Luca Hollenstein abzuwehren, um seinen dritten Shutout (Spiel ohne Gegentor) in seinem zwölften Einsatz in dieser Saison einzufahren. Damit zog der 21-Jährige mit Stammgoalie Leonardo Genoni, einem weiteren Zuger Olympioniken, gleich.

Der HC Ambri-Piotta, die SCL Tigers und der HC Ajoie sind zurzeit jene drei Mannschaften, die ausserhalb der Playoff-Ränge stehen. Gegen dieses Trio hat der EV Zug 33 von möglichen 39 Punkten geholt. Nur auf die Leventiner wird der Meister nochmals treffen. Und zwar am 26. Februar im nächsten Heimspiel nach der Olympia-Pause.

EVZ-Trainer Dan Tangnes macht Kurztrip nach Schweden

Die Schweizer Olympioniken werden am Sonntag im OYM zu Cham einrücken für die unmittelbare Vorbereitung des nächsten Titelturniers. Am Dienstag wird unter Ausschluss der Öffentlichkeit eine Testpartie gegen Kanada stattfinden. Tags darauf fliegt die Schweizer Eishockey-Delegation der Männer nach Peking.

Die beim EVZ in Lohn und Brot stehenden Spieler, die nicht für Olympia berücksichtigt wurden, haben nun erstmal gut eine Woche frei. Für sie geht es am 7. Februar mit dem nächsten Training weiter. Fünf Tage später beginnt der Zuger Zusammenzug in der Lenzerheide.

Cheftrainer Dan Tangnes wird die kurze Auszeit für einen Kurztrip nach Schweden nutzen. In Angelholm will er bei seinem Ferienhaus nach dem Rechten sehen.

Im Wissen darum, dass der EV Zug bis zum Abschluss der Qualifikation noch elf Spiele vor der Brust haben wird. Und das innerhalb von drei Wochen. Es wird der Startschuss für die finale Entscheidung der laufenden Meisterschaft sein. Ein an körperlicher Belastung und Intensität kaum zu überbietendes Programm.

Verwendete Quellen
  • Matchbesuch des Zuger Heimspiels gegen Ajoie
  • Gespräch mit EVZ-Cheftrainer Dan Tangnes
  • Gespräch mit EVZ-Stürmer Dario Simion
  • Eishockey-Statistiken

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Peter
    Peter, 29.01.2022, 18:33 Uhr

    «MEISTER DEMOLIERT AUFSTEIGER AJOIE»
    «Demolieren» kann nicht sein. Das würde Strafen hageln. Wohl eher «demontieren» gemeint? 😉
    Leider konnte ich am Match nicht teilnehmen 🙁

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    • Profilfoto von Andreas Ineichen
      Andreas Ineichen, 30.01.2022, 09:49 Uhr

      Besten Dank für die Rückmeldung! Bei einem 0:11 habe ich als Sprachbild bewusst demolieren und nicht demontieren gewählt. Denn bei solch einer Abreibung kassiert das Opfer einige Beulen und Schrammen.

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