Leader schenkt Viertore-Führung her

EVZ «in den Hintern gebissen»: Aber das erleichtert dem Trainer die Arbeit

Obwohl zunächst alles für den EV Zug (rechts Jan Kovar) lief, konnte der Tabellenführer die ZSC Lions (links Reto Schäppi) nicht zum vierten Mal in Serie bodigen. (Bild: Andy Mueller/freshfocus)

Grossartiges 13-Tore-Spektakel in Zug: Der EVZ führt im Duell der Titelanwärter gegen die ZSC Lions nach Spielmitte 6:2, kassiert aber in der Verlängerung den siebten Gegentreffer. Für den noch immer souveränen Leader, der zum 21. Mal in Serie punktete, mag es ein heilsamer «Lehrblätz» gewesen sein.

Zug gegen die ZSC Lions ist, wenn der EVZ gewinnt. Das war im Oktober so, als die Zuger innerhalb von 24 Stunden zweimal ein grosses Spektakel zelebrierten (6:3 und 8:2). Und es war am letzten Freitag so, als sie im Hallenstadion einen Arbeitssieg (2:1 nach Penaltyschiessen) einfuhren.

Die Fortsetzung dieser Serie schien aufgegleist, als der EVZ am Dienstagabend gegen den gleichen Gegner in der 25. Minute schon 4:0 führte. Er bestach mit Tempo, Spielwitz und gnadenloser Effizienz im Abschluss.

Alles schien zu gelingen, und vielleicht fragte sich der eine oder andere in den Zuger Reihen schon, warum die ZSC Lions nicht in jedem Match Gegner sein können.

Hochmut verträgt der Hockeygott schlecht

Aber derlei Hochmut verträgt der Hockeygott schlecht. Er liess Denis ZSC-Topskorer Hollenstein heiss laufen, um die Zuger Überheblichkeit sogleich zu bestrafen. Auf die ersten beiden Tore der Stadtzürcher Parade-Linie um Hollenstein (zwei Tore und zwei Assists) sowie Hattrick-Schütze Sven Andrighetto fanden die Zuger jeweils eine schnelle Antwort, dann war das drohende Unheil aber nicht mehr aufzuhalten.

«Das passiert, wenn du auf dem Eis still stehst.»

Zug-Trainer Dan Tangnes

«Ab Spielmitte fingen wir an zu glauben, wir seien unbesiegbar. Und schon wurden wir in den Hintern gebissen», knurrte EVZ-Trainer Dan Tangnes hinterher. So fing sein Team an, zum Teil sinnfreie Strafen zu sammeln. «Das passiert, wenn du auf dem Eis still stehst.»

Vor Beginn des Schlussdrittels war der Vorsprung der Zuger, die den Fokus verloren hatten, auf zwei Tore geschrumpft. Mit einem soliden Leonardo Genoni hätte das allerdings zum achten Sieg in Serie reichen müssen.

Aber der Zuger Goalie zog mit drei haltbaren Gegentreffern (Abwehrquote 84,8 Prozent) genauso einen schlechten Abend ein wie seine Berufskollegen auf der gegenüberliegenden Seite. Die ZSC Lions ersetzten beim Stand von 0:2 nach 186 Sekunden ihren Torhüter Lukas Flüeler (33,3 Prozent) durch Ludovic Waeber (80 Prozent).

Tangnes rügt die Spielleiter

Nachdem Andrighetto in der 50. Minute einen missglückten Ausflug Genonis hinter das eigene Gehäuse mit dem 5:6 bestrafte, ging es 17 Sekunden vor Ablauf der regulären Spielzeit drunter und drüber. Da mussten mit Claudio Cadonau und Nick Shore gleich zwei Zuger auf die Strafbank.

Zug-Trainer Dan Tangnes verstand die Welt nicht mehr und kritisierte die Schiedsrichter: «Wie kann man unmittelbar in der Szene davor ein glasklares Beinstellen an Dominik Schlumpf verpassen? Das verstehe ich nicht.»

«Ich hoffe, wir kapieren diese Lektion.»

Sieben Sekunden vor Schluss glich Ryan Lasch das grossartige Spektakel zum 6:6 aus. Und nach exakt 64 Minuten machte Garrett Roe den Deckel drauf auf einen schier unfassbaren Spielverlauf.

Es war die erst siebte Zuger Niederlage im 30. Spiel der Qualifikation. Wer zur Spielmitte auf diesen Ausgang gewettet hätte, wäre für verrückt gehalten worden – aber er hätte sich mit einem schönen Batzen trösten können.

So zu verlieren, schmerzt

Gefangen in den Emotionen unmittelbar nach Spielende war die Enttäuschung von EVZ-Trainer Dan Tangnes darüber, wie bloss einer statt drei Punkte herausschauen konnte, nachvollziehbar.

Aber dieses Spiel wird ihm seine Arbeit in unmittelbarer Zukunft vielleicht etwas leichter machen. Dan Tangnes wird wieder mehr Aufmerksamkeit in der Garderobe erreichen, wenn er vor den Spielern darüber doziert, wie wichtig es ist, siegbringende Angewohnheiten wie zum Beispiel Demut und Konzentration stets aufs Neue zu hegen und pflegen.

Denn so zu verlieren wie gegen die ZSC Lions, tut allen Beteiligten richtig weh. «Ich hoffe, wir kapieren diese Lektion», hielt Dan Tangnes fest. Die laufende Meisterschaft hält ja noch einige Herausforderungen für die Zuger parat.

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