Der EV Zug holt sich bereits das Break in Bern

EVZ hat in emotionalem Finalauftakt mehr Energie

Dennis Everberg jubelt über das vorentscheidende 3:1 durch seinen Zuger Teamkollegen Garrett Roe, Berns Goalie Leonardo Genoni ist geschlagen.

(Bild: Urs Lindt/freshfocus)

Das 4:1 im ersten Finalspiel in Bern hat es deutlich gezeigt: Wenn die Zuger fräsen, gerät der SC Bern in Sauerstoff-Not. Aber wenn der EVZ nicht clever und schlau genug ist, kann er auf dem Weg zum Titel noch stolpern.

Auch wenn es viele Experten nicht wahrhaben wollten: Es gibt einen Unterschied, ob man in neun Playoff-Spielen den Final erreicht wie Zug – oder eben in 13 wie der SC Bern. Und erst recht, wenn man wie Zug-Trainer Dan Tangens konsequent alle vier Linien einsetzt. Und nicht nur die besten Kräfte, wie es SCB-Coach Kari Jalonen schon in der Qualifikation und erst recht in den Playoffs gemacht hat.

Das zweite Drittel in der mit 16’557 Zuschauern nicht ausverkauften Postfinance-Arena zeigte die Kräfteverhältnisse auf: Der EVZ begann zu fräsen, er sauste und brauste im gegnerischen Drittel. Und er machte aus einem 0:1-Rückstand eine 2:1-Führung, weil er den SCB in die roten Bereich führte. Zeitweise wusste er nicht mehr, wie ihm geschah.

Quasi zur Veranschaulichung und Krönung der Zuger Dominanz im Mitteldrittel zelebrierte die vierte Sturmreihe das herrliche 2:1 mit einem Doppelpass zwischen Yannick-Lennart Albrecht und Yannick Zehnder.

EVZ braucht die Beine und den Kopf

Aber der EV Zug braucht nicht nur die Beine, um den bloss in diesem Jahrzehnt schon zum sechsten Mal in einer Finalserie stehenden SCB zu bodigen. Sondern vor allem auch den Kopf.

Bis zur Spielmitte war das noch ein Zuger Manko. «Wir hatten Mühe, den Rhythmus zu finden», sagte Albrecht hinterher. Aber auch Mühe mit der Disziplin. Erst holte sich Verteidiger Santeri Alatalo zwei sinnfreie Strafen, wovon der SCB die eine zur Führung durch Jan Mursak ausnutzte (12.).

Der SCB hatte die Zuger dort, wo er die Zuger haben wollte: Mit seinem Defensivbeton hat er ihnen den Strom abgestellt. «Wir müssen clever spielen und blöde Strafen vermeiden», brachte es Zug-Verteidiger Dominik Schlumpf auf den Punkt.

Doch der EVZ scheint in diesen Playoffs auf fast alle Widerstände eine Antwort zu wissen. Als er damit begann, aufs Tempo zu drücken und Alatalo seine Undiszipliniertheiten mit dem zwischenzeitlichen 1:1 wettmachte, kam der nächste Rückfall: Dennis Everberg beförderte Berns Topskorer Mark Arcobello in die Bande und kassierte eine Zwei-plus Zehnminutenstrafe. Auch das völlig sinnfrei.

SCB mit Zuger Speed überfordert

Doch der EVZ kann eben auch Unterzahl. Und er machte dort weiter, wo er aufgehört hatte. Er überforderte die Berner mit seinem Speed.

Mit einem Schauspiel brachte Garrett Roe endgültig Emotionen rein in die Partie. Gleich nach dem Anspiel nach dem 2:1 gab er nach einem Check von Berns Verteidiger Beat Gerber vor, am Kopf getroffen worden zu sein. Doch sein Schauspiel wurde durch die TV-Bilder überführt. Es handelte sich bloss um ein Beinstellen.

Wenig später büsste Zugs Amerikaner sein Schauspiel. Nach einem Stockschlag von Ramon Untersander wurde auch Roe für eine Schwalbe auf die Strafbank geschickt. Obwohl er in dieser Situation nicht schauspielerte.

Suri blieb regungslos liegen

Zug musste auf dem Weg zum Break nochmals das Glück beanspruchen, als ein abgelenkter Schuss von Yanik Burren an die Latte sprang und hinter Tobias Stephan fiel, doch der Zug-Goalie beförderte sie nicht über die Torlinie. Als Jan Mursak mit einem Foul dem SCB einen Bärendienst erwies, erzielte Roe die Vorentscheidung im Überzahlspiel. Zugs Topskorer Lino Martschini hatte zum zweiten Mal assistiert.

Das liess bei SCB-Verteidiger Adam Almquist die Sicherungen durchbrennen. Mit einem Check gegen den Kopf von Zug-Stürmer Reto Suri beförderte er sich dank einer Fünf-Minuten plus Spieldauer-Disziplinarstrafe gleich selber unter die Dusche. Auch für Suri, der zunächst regungslos auf dem Eis liegen blieb, war die Partie zu Ende. Es soll sich aber nicht um eine gravierende Verletzung handeln.

So wie der EVZ die bessere Mannschaft war, so war Tobias Stephan der bessere Torhüter als sein Konterpart Leonardo Genoni, der Stephans Posten in Zug ab der nächsten Saison übernehmen wird. In diesem brisanten Goalie-Duell hatte er mit einer Fangquote von 94,44 Prozent deutlich die Nase vorne gegen Genonis 90,32 Prozent (zentralplus berichtete).

Jetzt spricht im Titelkampf alles für den EVZ. Die entscheidende Frage bleibt aber: Hat Zug die Cleverness und Schlauheit, um den Titanen SCB zu bodigen und den zweiten Titelgewinn nach 1998 einzufahren?

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