Ein starkes Drittel genügte

EVZ-Coach Tangnes: «Wir schenkten dem Gegner die ersten beiden Tore»

Kann stolz auf sein Team sein: EV-Zug-Coach Dan Tangnes. (Bild: Claudio Thoma/freshfocus)

Der EV Zug ringt die «Biancoblu» auch im vierten «Gotthard-Derby» der Saison nieder. Ambri liefert den Zugern jedoch den erwartet zähen Kampf, dreht das Spiel zweimal – und doch schafft der souveräne Leader im letzten Drittel die Wende zu seinen Gunsten, weil er den Fokus wiederfindet.

«Sie waren zwei Drittel lang die bessere Mannschaft», räumte Zugs Head Coach Dan Tangnes nach der Partie unumwunden ein, «es freut mich aber, dass wir im dritten Spielabschnitt wieder einen Weg fanden, das Spiel auf unsere Seite zu zwingen.»

Dabei hätte schon der Start kaum besser gelingen können. Bereits nach 74 Sekunden eröffnete Zugs fleissigster Vollstrecker Dario Simion (21 Saisontore, zweitbester Torschütze der Liga) durch einen Abstauber das Skore zum 1:0.

Danach schien die Konzentration der Zuger jedoch abzuschweifen. «Wir schenkten dem Gegner die ersten beiden Tore», bemängelte Tangnes.

Ein geschenktes Goal nimmt man auch zweimal

Die erste Wende des Spiels leitete ausgerechnet Justin Abdelkader ein. Der Amerikaner mit der Erfahrung von 803 NHL-Spielen liess sich beim Versuch, Lino Martschini rasch zu lancieren, neben dem eigenen Tor von seinem Landsmann Brian Flynn den Puck abjagen. Der Ex-Zuger reagierte blitzschnell und verwertete zum 1:1.

Doch Abdelkader ist nicht der einzige gestandene Spieler, der an diesem Abend Geschenke verteilte. Lediglich 77 Sekunden später versprang dem sonst so soliden Verteidiger Dominik Schlumpf der Puck hinter dem eigenen Gehäuse, direkt vor die Füsse von Patrick Incir, der die Gäste mit dem 2:1 erstmals in Führung brachte.

«Ich befürchtete am Anfang ein bisschen, dass es uns schwerfallen könnte, den Fokus wiederzufinden.»

EVZ-Coach Dan Tangnes

Der Schaden aus Sicht der Hausherren hätte knapp zwei Minuten später sogar noch höher ausfallen können, wenn der Puck nach Michael Foras Schuss vom Pfosten ins Tor statt zurück ins Spielfeld geprallt wäre.

«Ich befürchtete am Anfang ein bisschen, dass es uns schwerfallen könnte, den Fokus wiederzufinden», erklärte EVZ-Trainer Tangnes. «Es ist in etwa so, wie wenn du bei der Arbeit bist und noch einiges erledigen solltest, du gedanklich aber schon in den Ferien bist.»

Das heisst konkret, du bist früh in Führung gegangen, scheinst das Spiel in die gewünschten Bahnen zu lenken und begibst dich in Gedanken bereits in eine intensive Trainingswoche vor der kommenden schweren Aufgabe in Bern am nächsten Dienstag.

Ambris zweite Wende dank effizientem Powerplay

Dass auf der anderen Seite ein Gegner stand, der nach zuletzt drei Siegen in Folge über einen guten Lauf verfügt und mit viel Selbstvertrauen nach Zug kam, bewiesen die Leventiner eindrücklich im zweiten Drittel.

Zwar hatten die Gastgeber bis Spielhälfte durch Tore von Lino Martschini, der nun im vierten Spiel hintereinander traf, und Santeri Alatalo die Führung wieder an sich gerissen. Doch aus drei Überzahlmöglichkeiten im mittleren Spielabschnitt vermochten die Zuger kein Kapital zu schlagen, um den Vorsprung noch weiter auszubauen.

Ganz anders Ambri-Piotta: Ihre drei Gelegenheiten bei numerischem Vorteil münzten die Tessiner in zwei Tore um. Nur 31 Sekunden ihres Powerplays benötigten sie für den 3:3-Ausgleich in der 35. Minute. Der kanadisch-englische Doppelbürger Brendan Perlini liess erst Claudio Cadonau aussteigen und anschliessend mit seinem Handgelenkschuss Goalie Genoni keine Chance. Der 24-Jährige spielte letzte Saison noch mit EVZ-Neuzugang Justin Abdelkader bei den Detroit Red Wings in einer Sturmlinie.

Keine drei Minuten später nutzten die Biancoblu auch ihr nächstes Powerplay durch einen schön herausgespielten Treffer von Diego Kostner zum 3:4-Zwischenstand nach zwei Dritteln.

Gelungener Zuger Start ins Schlussdrittel

Der frühe Ausgleich durch Nick Shore nach 57 Sekunden des dritten Spielabschnitts brachte den EVZ zurück auf Kurs. Es waren aber viel harte Arbeit und kämpferischer Einsatz nötig, um die zähen Leventiner in die Knie zu zwingen. Einmal mehr bewies sich, dass «Gotthard-Derbys» ihre ganz eigenen Gesetze haben, selbst wenn die Zentralschweizer schon vor der Begegnung mehr als doppelt so viele Punkte auf ihrem Konto hatten als die Tessiner.

Das Spiel hätte durchaus auf beide Seiten kippen können, ehe Yannick Zehnder mit seinem 16. Saisontor zum 5:4 zwei Minuten vor Schluss die Entscheidung für sein Team erzwang.

Bei Ambri muss der Frust verständlicherweise gross gewesen sein, nach leidenschaftlichem Kampf ohne Punkte nach Hause reisen zu müssen, was sich auch in einer Disziplinarstrafe gegen Head Coach Luca Cereda niederschlug (20 Minuten für unsportliches Verhalten von Team-Offiziellen).

Durch harte Arbeit zum 8. Sieg de suite

Der EVZ beendete damit die Siegesserie der Leventiner und setzte seinerseits mit dem achten Sieg in Folge für diese Saison eine neue Bestmarke. An der Tabellenspitze bauten die Zuger ihre Führung auf beinahe unheimliche 19 Punkte aus.

«Die Jungs machten ihre Sache gut. Ich bin happy für das Team, dass wir so hoffnungsvolle Jungtalente in petto haben.»

EVZ-Coach Dan Tangnes

Aber die harte Arbeit wird dem Team von Dan Tangnes nicht ausgehen. Das nächste Stück davon steht in einer Woche an, auswärts in Bern. Bis dahin wird die Verteidiger-Decke beim EVZ vielleicht wieder etwas weniger dünn sein. Den Zentralschweizern fehlten an diesem Abend mit Dario Wüthrich, Livio Stadler, Jesse Zgraggen und Captain Raphael Diaz gleich vier Stammverteidiger.

Des einen Leid ist des anderen Chance; die beiden jungen Verteidiger-Talente der EVZ U20-Elite, Dario Sidler (Jahrgang 2003) und Arno Nussbaumer (Jahrgang 2002), durften in die Bresche springen. Dario Sidler kam schon dreimal im Fanionteam zum Einsatz (1 Assist), für Arno Nussbaumer war es die Feuertaufe. Sie spielten abwechslungsweise an der Seite von Dominik Schlumpf und erhielten bis und mit der kritischen Schlussphase regelmässig Eiszeit.

So verdienten sich die beiden ein Extra-Lob von Dan Tangnes: «Die Jungs machten ihre Sache gut. Ich bin happy für das Team, dass wir so hoffnungsvolle Jungtalente in petto haben – und happy für die Nachwuchsspieler, dass sie ihre Chancen zu nutzen wissen.»

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