Der Schnell-Zug rast in Richtung Halbfinal

EVZ bügelt die eigenen Unpässlichkeiten aus

Nach diesem Traumtor muss die Freude raus: EVZ-Stürmer Dominic Lammer nach seinem Ausgleich zum zwischenzeitlichen 4:4.

(Bild: EVZ/Felix Klaus)

In einem verrückten und gleichsam faszinierenden Spiel fährt der EV Zug mit einem 5:4 gegen den HC Lugano den dritten Sieg in Serie ein. Es war ein Hockey-Festspiel, obwohl die Zuger 40 Minuten lang die schlechtere Mannschaft waren.

Eigentlich liesse sich diese Viertelfinalserie auf einen einfachen Nenner runter brechen: Sage mir, wie die Goalies spielen, und ich sage Dir, welche Mannschaft gewinnt. In Spiel 1 war Luganos Torhüter Elvis Merzlikins ein Faktor für das 2:3, in Spiel 2 war er gar der Hauptschuldige am 1:5. Zugs Tobias Stephan reichte jeweils eine solide Leistung, um «bella figura» zu machen.

Am Donnerstagabend verhielt es sich zunächst genau umgekehrt. Nach einem 1:1 im ersten Drittel begann Stephan zu «rünnen». Innerhalb von fünf Minuten fielen auf beiden Seiten fünf Treffer. Den erstmaligen Rückstand der Zuger in der gesamten Viertelfinalserie musste der Goalie auf seine Kappe nehmen, weil er sich in der nahen Ecke erwischen liess. Am 2:3 und 3:4 trifft Stephan eine Mitschuld, weil er den ersten Schuss jeweils nach vorne abprallen liess. Im Unterschied zu den vorangegangenen Spielen arbeiteten seine Vorderleute die Abpraller aber nicht mehr konsequent weg.

Wie Lammer seinen Lauf erklärt

Aber Spiel 3 lieferte die Ausnahme der Goalie-Weisheit: Weil der Kanadier David McIntyre seine Auferstehung mit zwei Toren im Mitteldrittel feierte, als der EVZ wankte. Weil die Zuger vor dem letzten Drittel – wie schon beim Start in diese Serie den Schalter umlegen konnten und sich wieder auf ihr bestes Spiel besannen. Weil sich Stephan im Schlussabschnitt auf sein normales Niveau zu steigern vermochte. Und weil Flügel Dominic Lammer so gut ist wie noch nie in seinen sieben Saisons mit dem EV Zug agierte.

Er habe immer an hart sich gearbeitet, sich gar die Hilfe eines Mentaltrainers geholt, nachdem es Lammer in der Qualifikation (3 Tore und 10 Assists in 45 Spielen) überhaupt nicht lief. «Irgendwann zahlt es sich aus», erklärte der Hockey-Zwerg (1,74 m).

Sein Treffer zum 4:4 in der 43. Minute war ein herrlicher, ein eminent wichtiger, einer mit Signalwirkung zum Aufbruch. Die Begeisterung bei der Mehrheit der 7200 Zuschauer in der ausverkauften Bossard Arena war wie auf einen Donnerschlag zurück. Die Klatschpappen wurden bis zum Geht-nicht-mehr strapaziert, die enthusiastische Stimmung verlieh den Zugern zusätzliche Energie.

Merzlikins Abwehrquote ist schlechter

Und es kam, wie es kommen musste: Raphael Diaz erzielte jenen Treffer, der die Zuger zu vielumjubelten Siegern und die Tessiner zu demoralisierten Verlierern machte. Am Samstag bietet sich dem EVZ in Lugano (20 Uhr) die erste von vier Gelegenheiten, in den Halbfinal einzuziehen. Es wäre die erste gewonnene Playoff-Serie von Dan Tangnes in seinem vierten Anlauf als Headcoach.

Und Elvis Merziklins? Obwohl er, dessen Karriere nächste Saison in der NHL weitergehen soll, zum ersten Mal in dieser Serie nicht patzte, ging er mit einer schwachen Abwehrquote von 81,48 Prozent und abermals als Verlierer vom Eis. Er machte gut zwei Spielminuten vor Schluss auf sich aufmerksam, als er mit seinem Stock heftig aufs Eis klopfte, um zu signalisieren, dass er sich gerne gegen einen sechsten Feldspieler auswechseln liesse.

Doch Lugano-Coach Greg Ireland nahm seinen Goalie erst kurz nach Beginn der letzten Spielminute vom Eis. Sieben Sekunden vor Schluss sah Luca Fazzini den letzten Abschlussversuch Luganos von Stephan (Fangquote von 89,19 Prozent) abgewehrt. Damit ist auch Ireland, dessen Vertrag am Saisonende ausläuft, seinem letzten Arbeitstag mit den Tessinern nahe gekommen.

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