Farmteam startet mit neuem Trainer in die Saison

EVZ-Academy: Erwartet wird wiederum die Playoff-Teilnahme

Jason O’Leary (vorne) bei einem Testspiel seiner Academy-Mannschaft.

(Bild: zvg/Philipp Hegglin)

Nicht nur die erste Mannschaft des EV Zug hat einen neuen Headcoach, sondern auch die EVZ-Academy, die am Samstag in die Meisterschaft startet. Der Kanadier Jason O’Leary hat mit den Jungspunden Grosses vor, ermutigt sie aber auch, nicht nur an Eishockey zu denken.

EVZ-Sportchef Reto Kläy, der auch für das Academy-Team verantwortlich zeichnet, setzt nicht nur für die erste Mannschaft hohe Ziele, sondern auch für das Farmteam. «Es wäre vermessen, wenn wir bekanntgäben, dass wir mit dem Academy-Team Schweizermeister werden wollen. Aber wir können uns dennoch hohe Ziele setzen. Die Spieler sollen die nächsten Schritte in ihrer Entwicklung zurücklegen. Für das Team sind die Playoffs das Ziel», gab der Sportchef die Marschroute für die dritte Saison des Farmteams vor, das vergangene Saison in der zweithöchsten Spielklasse überraschend die Playoffs erreicht hatte.

Die Mannschaft ist heuer fast ausschliesslich aus eigenen Junioren zusammengesetzt und setzt mit dem Schweden Pontus Widerström nur einen Ausländer ein. Nach dem Rücktritt Josh Holdens steht der Star der Mannschaft hinter der Bande. Jason O’Leary – nach Björn Kinding und Stefan Hedlund in der dritten Saison der dritte Coach – holte 2017 mit dem SC Langenthal den Meistertitel der Swiss League und assistierte zuletzt Craig Woodcroft bei Genève-Servette in der National League.

Verantwortung als Headcoach

Dass ein Trainer mit einem solchen Ausweis ein Team, das in seiner Liga kaum an der Spitze mitspielen wird, übernimmt, kann für den Verein als Coup betrachtet werden – und für den Coach als Rückschritt? «Ich wollte wieder Cheftrainer sein. Als Assistent hast du nicht so viel Verantwortung», so der Kanadier, der nach seinem Abschied aus Genf keine andere Jobofferte als Headcoach in den beiden oberen Spielklassen bekam.

«Von 25 Spielern schaffen es jedes Jahr vielleicht fünf in die erste Mannschaft. Was passiert mit den anderen?»

Jason O’Leary, Headcoach EVZ-Academy

«Der Einjahresvertrag in Zug gibt mir nun die Möglichkeit, junge Spieler zu entwickeln und zu zeigen, was ich kann», so der 40-Jährige, der im Gespräch mit seiner zugleich offenen, begeisterungsfähigen und überlegten Art auffällt. O’Leary gemahnt an jene Pädagogen, die ihre Schüler mit funkelnden Augen in den Bann ihres Faches ziehen.

Alter nicht entscheidend für Erfolg

Geboren im ostkanadischen Fredericton, spielte Jason O’Leary an der Universität von St. Thomas im Eishockey-Team. Zwar wurde er zu einem Probetraining in der unterklassigen East Coast Hockey League eingeladen, doch konnte er sich nicht für einen Vertrag aufdrängen: «Es war halt noch nicht das Zeitalter der kleingewachsenen Verteidiger.»

Mit 24 Jahren beendete er deshalb seine Karriere und unterrichtete Englisch an der High School, bevor er sich dem Aufbau einer Trainerkarriere widmete, die ihn über das österreichische Junioreneishockey 2013 nach Langenthal führte, um nach einem Angebot vom damaligen Sportchef Reto Kläy als Assistenztrainer der ersten Mannschaft und Nachwuchstrainer zu amten.

Keine glanzvolle Spielerkarriere

Wie der neue Headcoach der ersten Mannschaft, Dan Tangnes, kann also auch O’Leary keine glanzvolle Spielerkarriere vorweisen, dafür langjährige Erfahrungen als Coach, der junge Spieler fördert. Das Alter der Spieler sei jedoch nicht entscheidend für den Erfolg. «Die Spieler sollen verstehen, dass ihr individueller Erfolg vom Erfolg des Teams abhängt. Auf der anderen Seite haben wir als Mannschaft dann Erfolg, wenn alle Spieler sich stetig verbessern», sagt er. Das Wichtigste sei, dass Spieler Leidenschaft für das Spiel mitbrächten. «Es bringt nichts, wenn sie keinen Spass am Spiel haben und widerwillig bei der Sache sind.»


 

In der täglichen Arbeit würden er und seine Spieler – ähnlich wie in der Schule – über ihre Schwachstellen lernen und danach versuchen, daran zu arbeiten. Dafür brauche es unabhängig vom Alter viel Leidenschaft. Allerdings «bist du immer auch an die Umstände und das verfügbare Talent gebunden», weshalb es seine Aufgabe als Coach sei, aus den vorhandenen Möglichkeiten auf individueller und kollektiver Ebene das Bestmögliche herauszuholen.

Interessen neben Hockey wichtig

Um dies zu erreichen, müssen nicht nur die Spieler, sondern auch der Coach maximale Leidenschaft mitbringen. Allerdings weiss O’Leary – nicht zuletzt aus eigener Erfahrung – um die harten Realitäten im Business. «Von 25 Spielern schaffen es jedes Jahr vielleicht fünf in die erste Mannschaft. Was passiert mit den anderen?» Teil seines Jobs sei es deshalb, die jungen Menschen nicht nur als Hockeyspieler weiterzubringen, sondern auch in ihrer Entwicklung neben dem Eis zu fördern, damit sie nicht vor dem Nichts stehen, falls sich der Traum einer Profikarriere nicht erfüllt.

Zudem stelle dies eine Voraussetzung für eine erfolgreiche Hockey-Karriere dar. «Ein guter Spieler erkennt, dass Hockey nicht alles ist, und beschäftigt sich mit anderen Interessen. Dies hält das Gehirn aktiv und schafft Freiheiten, um sich dann wieder zu fokussieren, wenn es zählt.»

Nur die Wenigsten aus dem Farmteam schaffen es in die erste Mannschaft.

Nur die Wenigsten aus dem Farmteam schaffen es in die erste Mannschaft.

(Bild: zvg/Philipp Hegglin)

Bücher und Filme

Der Academy-Coach ermutigt deshalb seine Spieler, Bücher – die sich durchaus mit Hockey auseinandersetzen dürfen, zum Beispiel mentalen Aspekten – zu lesen oder Filme zu schauen. Solche Nebenbeschäftigungen fordert er auch von sich selbst ein. Daneben möchte er seine beiden neun- respektive elfjährigen Söhne mindestens wöchentlich sehen. Diese leben bei ihrer Mutter Leanne O’Leary, die als Fitness- und Athletiktrainerin beim SC Langenthal arbeitet, nun ist es im Vergleich zu Genf immerhin eine kürzere Distanz.

Da er als Hockey-Verrückter sich und sein Team stetig verbessern will, bleiben O’Leary selten mehr als sechs Stunden Schlaf pro Nacht. Beklagen würde er sich freilich nie über seinen Job. «Es ist ja nicht wirklich Arbeit, sondern Leidenschaft und ein Privileg, sich tagtäglich mit seinem Lieblingsspiel zu beschäftigen.» Während sein jüngerer Sohn weiterhin Hockey spielt, hat der ältere aufgehört und zum Baseball gewechselt. Für den Vater ein nachvollziehbarer Schritt: «Die Leidenschaft hat gefehlt.»

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