Wie entwickelt sich das junge Farmteam?

EVZ Academy: Absteigen ist verboten!

Im Schatten der Zuger Meisteranwärter in der National League kämpft die EVZ Academy in der zweithöchsten Spielklasse darum, nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben. (Bild: EVZ/Philipp Hegglin)

Der Artenschutz für die Farmteams in der Swiss League ist nach drei Jahren aufgehoben: Ab nächster Saison können sie absteigen. Ausgerechnet jetzt schickt die EVZ Academy das jüngste Team seit deren Gründung an den Start. Doch der schlaue Sportchef hat sich abgesichert.

Der Unterschied könnte frappierender nicht sein: In der National League haben sich die Zuger dank Neuverpflichtungen auf entscheidenden Positionen qualitativ nochmals gesteigert. Der Hunger ist gross, beim zweifachen Playoff-Finalisten der letzten drei Saisons den Meisterpokal zum zweiten Mal nach 1998 nach Zug zu holen (zentralplus berichtete).

In der Swiss League hingegen ist der Blick nicht gegen ganz oben gerichtet, sondern gegen das Tabellenende. Obwohl die EVZ Academy, wie das Farmteam heisst, in den letzten drei Jahren zweimal die Playoffs erreicht hat, ist die sportliche Führung nicht so sorglos, um darauf zu vertrauen, dass es schon wieder gut kommt.

6 der 7 bisherigen Testspiele gingen verloren

Die Zuger Ausgangslage: Im nächsten Frühjahr gibt es einen Absteiger – und das EVZ-Farmteam ist so jung wie noch nie. Der älteste Schweizer Spieler, der fix zum Kader gehört und keine der zwei einsatzberechtigten Ausländer-Lizenzen beansprucht, ist Jordann Bougro. Der mit einer Schweizer Lizenz spielende Franzose ist erst 21 Jahre alt.

«Es kann sich eine positive, aber auch eine negative Dynamik entwickeln.»

EVZ-Sportchef Reto Kläy

Die entscheidende Frage formuliert EVZ-Sportchef Reto Kläy so: «Wie entwickelt sich eine derart junge Mannschaft?» Und gibt gleich die Antwort darauf: Das sei extrem schwierig abzuschätzen. Es könne sich eine positive Dynamik entwickeln – aber auch eine negative.

Anders als bei einer gestandenen Profi-Truppe mögen Testspiel-Resultate einer unerfahrenen Mannschaft wie der EVZ Academy mehr Aufschluss geben. Sie hat bis heute sechs ihrer sieben Testspiele verloren, vier davon gegen Liga-Konkurrenten.

Olympiasieger coacht die EVZ-Talente

«Wir haben Probleme mit dem Toreschiessen» ist eine wichtige Erkenntnis, die Roger Hansson gewonnen hat. Der 52-Jährige ist der neue Trainer des Farmteams. Als Stürmer ist er einst mit Schweden Olympiasieger und Weltmeister geworden. 16 Tore hat seine Zuger Mannschaft in den sieben Testspielen geschossen, allein sieben davon beim einzigen Sieg gegen Lustenau (7:1).

Roger Hansson hat als neuer Headcoach der EVZ Academy eine schwierige Aufgabe vor sich. (Bild: EVZ/Philipp Hegglin)

Als umsichtiger Sportchef hat Kläy vorgesorgt. Es sei sein Job, einen Plan B und C zu haben, sagt er.

Um mehr Qualität ins Team zu bringen, hat er zwei Spieler mit einer B-Lizenz ausgestattet. Der eine ist Nico Gurtner von den Rapperswil-Jona Lakers. Der 23-jährige Verteidiger hat schon Testspiele mit der Academy bestritten und kann von seinem National-League-Team jederzeit zurückbeordert werden. Den Namen des anderen wollte Kläy nicht verraten.

Der Methusalem der Academy ist 27

Der Methusalem in der EVZ Academy ist der Däne Emil Kristensen, der im September seinen 27. Geburtstag feiern wird. Der Verteidiger soll der Abwehr Stabilität verleihen.

In der letzten Saison war es bei der Zuger Organisation so, dass der fürs Farmteam verpflichtete Schwede Pontus Widerström wegen der Verletzungsmisere unter den Ausländern der ersten Mannschaft oft in der höchsten Spielklasse aushelfen musste. Letztlich war er sogar der EVZ-Ausländer mit den meisten Einsätzen in der Qualifikation der National League.

«Nächste Saison wird es eine harte Geschichte geben.»

In der nächsten Saison könnte der umgekehrte Weg Realität werden. Weil die erste Mannschaft derzeit mit Carl Klingberg, Jan Kovar, Oscar Lindberg, David McIntyre und Eric Thorell über fünf Ausländer verfügt, aber nur deren vier in einem Meisterschaftsspiel einsatzberechtigt sind, kann der überzählige in der Swiss League eingesetzt werden. Das ist vertraglich so festgehalten, sagte Kläy kürzlich (zentralplus berichtete).

In der Not liegt Plan C in der Schublade

In der mit Aufsteiger Sierre neu aus zwölf Mannschaften bestehenden Swiss League werden die letzten vier Mannschaften nach der 44 Spiele umfassenden Qualifikation eine Relegationsrunde austragen. Laut Einschätzung von Kläy kommen dafür am ehesten die EVZ Academy, die GCK Lions, die HCB Ticino Rockets und der HC Sierre in Frage.

Die Relegationsrunde wird aus einem Hin- und einem Rückspiel gegen jeden Konkurrenten bestehen. Der Zwölfte und Letzte muss dann eine Liga-Qualifikation gegen den Playoff-Sieger aus der Amateurliga bestreiten – falls dieser überhaupt aufsteigen will und die diesbezüglichen Kriterien des Schweizerischen Eishockeyverbandes erfüllt.

Ein Abstieg der Academy würde dem EVZ-Konstrukt schweren Schaden zufügen. Das Farmteam ist als Talentpool gegründet worden, um die Besten in die höchste Spielklasse zu integrieren. Bei den Amateuren macht dieser Unterbau wenig Sinn, weil der Sprung in die höchste Spielklasse ein zu grosser wäre.

Kläy will nichts schönreden: «Es wird nächste Saison eine harte Geschichte werden.» Gut zu wissen, dass der Sportchef in der sportlichen Not noch einen Plan C aus der Schublade nehmen könnte.

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