Wegen Sanierung schliesst die Bar

Flohmarkt im Matrix Luzern: «Alles muss raus»

Patrick Elmiger ist Wirt des Matrix – und am Montagabend Organisator des Flohmarkts in der Bar am Bundesplatz. (Bild: jdi)

Ein vermeintlich letztes Mal haben Gäste und Mitarbeiterinnen am vergangenen Samstagabend im Matrix angestossen. Doch schon am Montagabend strömten sie erneut in die Bar – zum Flohmarkt.

Auf dem breiten Trottoir vor dem Matrix stöbert Terence Thöny in einer Kiste. Er steckt hinter dem Musiklabel Pig Balls Records – und lebt als Nachbar direkt am Bundesplatz Luzern. In erster Linie sei er wegen eines Bildes hier, das ihn bei seinen Besuchen im Matrix immer wieder aufs Neue fasziniert habe. «Ich hoffe, es ist noch zu haben», sagt Thöny, bevor er sich in die Bar begibt.

Dort drängen sich Stammgäste, Schnäppchenjägerinnen und verkaufsfreudige Mitarbeiter schon vor dem offiziellen Beginn des Flohmarkts zwischen vollbeladenen Tischen, Kartonschachteln und Barhockern. Das Matrix will sein gesamtes Interieur loswerden. Denn bald wird das Gebäude am Bundesplatz totalsaniert – weswegen die Barbetreiber die Schlüssel per Ende Monat abgeben müssen (zentralplus berichtete).

Offizieller Start wäre um 18 Uhr gewesen. Doch bereits davor ist das Matrix gut gefüllt – und vieles schon verkauft. (Bild: Facebook Matrix Bar)

«Das ist der Deal meines Lebens», freut sich Celeste Kienholz. Er hat soeben zwei «Pitcher», einen Schnaps und einen Flaschenausgiesser eines deutschen Spirituosenherstellers erworben. Mit dem Preis von 35 Franken ist Kienholz offensichtlich zufrieden. In Anbetracht des Geldes, das er im Matrix über all die Jahre habe liegenlassen, fielen derlei Beträge ohnehin nicht wirklich ins Gewicht, findet er.

Pissoirs, Fenster und Batterien

Damit scheint er am Flohmarkt des Matrix nicht alleine zu sein. Verhandelt wird kaum. Ein Mitarbeiter erklärt, warum: «Die Preise sind mehr als fair.» Die Devise: Weil alles raus muss, ist auch alles günstig zu haben.

In einer anderen Ecke der Bar mustert Celeste Kienholz' Bruder Juliano das sich ziemlich chaotisch präsentierende Angebot. Er hat sich ein Holzbrettchen mit dem eingravierten Logo des Matrix sichern können. «Das bekommt einen Ehrenplatz in der Wohnung», sagt er. Nutzen werde er das Brettchen zum Fischen.

Bier und Zigaretten

Juliano Kienholz findet, dass mit dem Matrix ein wichtiger Ort des Luzerner Nachtlebens verschwindet. Besonders gemocht habe er das Matrix wegen des freundlichen Personals, der Möglichkeit, Beerpong zu spielen, wegen der Musik – und weil man in der Bar rauchen durfte. Das gilt auch für den montagabendlichen Flohmarkt. Bier und Zigaretten – sie verleihen dem Happening am Bundesplatz seinen ganz eigenen, leicht anrüchigen Charme.

Wenig überraschend sind nebst den Aschenbechern auch die «Tankstellen» und die «Towers», die übergrossen Bierbehälter, die an den Tisch bestellt werden konnten, längst über den Tresen gegangen. Einiges haben Gäste zudem schon am Samstagabend mitgenommen.

Zum Abschied die Bar plündern

Doch während am Flohmarkt, frei nach Horst Lichter, «Bares gegen Rares» getauscht wird, bedienten sich an der Abschlussparty viele Gäste unerlaubt am Interieur und Geschirr der Bar.

Patrick Elmiger, einer der beiden Wirte des Matrix, blickt zwar gerne auf den Samstag zurück. «Es war extrem viel los hier. Wir haben so viele ‹Towers› gefüllt wie noch nie», sagt er gegenüber zentralplus. Doch auch in Sachen Diebstahl hätten die Gäste alle Rekorde gebrochen. Der Türsteher habe wohl nur einen Bruchteil der Diebe erwischt, vermutet Elmiger.

Der Ärger über die Dreistigkeit der Gäste scheint verflogen zu sein. Stattdessen überwiegt das Gefühl der Nostalgie. Dennoch hat Elmiger kein Problem damit, heute alles wegzugeben. «Ich brauche keine Souvenirs. Die schönen Erinnerungen behalte ich im Herzen», meint er lächelnd.

So sieht die Zukunft des Matrix aus

Patrick Elmiger hat das Matrix zusammen mit seinem Kollegen Daniel Munsters vor zweieinhalb Jahren übernommen. Die beiden liebäugeln mit einem neuen Standort. Sie schliessen es aber auch nicht aus, dass sie nach der Totalsanierung des Gebäudes das Lokal wieder pachten dürfen (zentralplus berichtete).

Länger als ein Jahr lang werden die Bauarbeiten andauern (zentralplus berichtete). Genug Zeit für die Wirte, um sich über die Zukunft Gedanken zu machen. Zuerst gehe es aber in die Ferien, sagt Elmiger, während sich im Hintergrund Freunde freudig begrüssen und umarmen.

Umbruchstimmung am Bundesplatz

Auch in seinen allerletzten Stunden bleibt das Matrix ein geselliger Ort. Ein Ort, der für viele Nachtschwärmerinnen und rauchende Bierliebhaber ein Fixpunkt war.

Das Matrix steht für die Umbruchstimmung am Bundesplatz. Dabei sorgen die ungewisse Zukunft des Kleintheaters und des Kinos Capitol, der gefährliche Doppelkreisel und jahrelang blockierte Bauprojekte für viel Gesprächsstoff. Oder, in den Worten eines Kollegen: «Während sich am Bundesplatz vieles bewegt, bleibt auch vieles, wie es immer war.» (zentralplus berichtete).

Verwendete Quellen
  • Besuch des Flohmarkts im Matrix
  • Gespräche mit Besuchern des Flohmarkts im Matrix
  • Gespräch mit Patrick Elmiger, Wirt des Matrix
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