Drei Mal auf die gleiche Art und Weise verloren

EVZ: Und täglich grüsst der ZSC-Löwe

Hmmm: Ratlosigkeit drückt das Gesicht von EVZ-Trainer Dan Tangnes aus. (Bild: Claudio Thoma/freshfocus)

Es ist zum Verrücktwerden für den Titelverteidiger: Zum dritten Mal haben die Zuger geführt, zum dritten Mal sind sie ein ebenbürtiger Gegner. Und zum dritten Mal stapfen sie als Verlierer vom Eis. Wie ist das möglich? Ein Erklärungsversuch.

Es scheint so, als ob diese Finalserie zwischen dem EV Zug und den ZSC Lions nach dem Drehbuch der US-amerikanischen Filmkomödie «Und täglich grüsst das Murmeltier» konzipiert ist. Bill Murray spielt darin einen egozentrischen Wetteransager, der in einer Zeitschlaufe festsitzt und immer und immer wieder den gleichen Tag erlebt.

Den Zugern geht es seit dem Beginn der Finalserie am letzten Freitag auch so. Sie führten in Spiel 1 vor eigenem Publikum 2:0, in Spiel 2 im Hallenstadion 1:0 und am Samstag beim zweiten Anlauf in der Bossard Arena wieder 1:0 (zentralplus berichtete).

Doch die Zürcher Löwen schafften jeweils die Wende und trugen den Sieg stets mit einem Tor Unterschied davon. Die Schweizer Hockeyantwort auf die Filmvorlage von 1993 lautet demnach: «EVZ: Und täglich grüsst der Zürcher Löwe».

Für den EVZ folgt die Strafe im dritten Drittel

Was müssen die Zuger besser machen, um dem immer gleichen Schicksal zu entfliehen? Um die ZSC Lions zu bodigen? Denn nach dem zweiten Break für die Zürcher dürfen sie sich keine weitere Niederlage mehr erlauben. Sonst ist der Zuger Traum von einer erfolgreichen Titelverteidigung ausgeträumt.

In der Aussensicht hinterlässt der EVZ den Eindruck, als ob er sein Spiel nicht über 60 Minuten durchziehen könne. Als ob er nach einer Führung jeweils einer gewissen Lethargie anheimfalle. «Wir agierten im letzten Drittel des ersten und zweiten Spiels zu passiv», sagte Dario Simion vor dem dritten Finalspiel zu zentralplus.

«Wenn du nur ein Tor schiesst, wird es ein hartes Stück Arbeit, um im Playoff gewinnen zu können.»

EVZ-Meistermacher Dan Tangnes

Selbst in diesem richtungsweisenden Match am Samstagabend bauen die Zuger in Sachen Energie und Konzentration nach der Führung im ersten Drittel ein Stück weit ab. Bestraft werden sie dafür aber erst im Schlussabschnitt.

Warum die 3 für EVZ-Trainer Tangnes eine magische Zahl ist

Mit dieser Analyse kann EVZ-Cheftrainer Dan Tangnes aber nichts anfangen. «Es lag sicher nicht an der Einstellung meines Teams», stellt er sich schützend vor seine Spieler.

Für ihn ist entscheidend: «Wenn du nur ein Tor schiesst, wird es ein hartes Stück Arbeit, um im Playoff gewinnen zu können. Erst recht angesichts der gegnerischen Feuerkraft.» Seine Spieler müssten mehr aus ihren vorhandenen Chancen herausholen, folgert er.

Die magische Anzahl Tore, um in den Playoffs eine gute Chance auf den Sieg zu haben, veranschlagt Dan Tangnes bei deren drei. Der Blick zurück auf die entscheidende Meisterschaftsphase zeigt: Nur in fünf von bislang elf Playoff-Partien ist der Titelverteidiger dem Anspruch seines Cheftrainers gerecht geworden. Dreimal im Viertelfinal gegen Lugano und zweimal im Halbfinal gegen Davos. Aber noch nie im Final.

Die unbequeme Wahrheit für den EV Zug

Das bringt eine unbequeme Wahrheit ans Licht. Die hochbezahlten Leistungsträger der ZSC Lions performen in dieser Finalserie besser als jene des EVZ. Allen voran Denis Malgin und Sven Andrighetto. Die Schweizer mit NHL-Vergangenheit schossen vier der bislang sieben Finaltore der Zürcher und assistierten bei zwei weiteren. Eine sensationelle Quote!

Bei den Zugern sind die Titulare Grégory Hofmann (2 Tore), Jan Kovar (2 Assists), Christian Djoos (2 Assists), Fabrice Herzog (1 Tor), Dario Simion (1 Assist), Niklas Hansson (kein Punkt), Anton Lander (kein Punkt) und Carl Klingberg (kein Punkt) nicht über sich hinausgewachsen.

«Wenn die Spieler nun nur den leisesten Zweifel zwischen ihren Ohren zulassen, wird unsere Herausforderung schwer zu bewältigen sein.»

Und die vielleicht schmerzhafteste Erkenntnis überhaupt: Zum ersten Mal überhaupt in einer Finalserie mit der Beteiligung von Leonardo Genoni macht der gegnerische Goalie den besseren Eindruck. Jakub Kovar, der ältere Bruder von EVZ-Captain und Topskorer Jan, weist eine Abwehrquote von 95,40 Prozent aus. Zugs Leonardo Genoni bringt es aktuell auf 91,95 Prozent.

Der aussichtslose Weg der Zuger

Während das Vertrauen der Zürcher in die eigene Unerschütterlichkeit ins Unermessliche gestiegen ist, machen die Zuger einen angeschlagenen Eindruck. «Wenn die Spieler nun nur den leisesten Zweifel zwischen ihren Ohren zulassen, wird unsere Herausforderung schwer zu bewältigen sein», sagt Dan Tangnes vor dem vierten Finalspiel am Montag im Zürcher Hallenstadion.

Stattdessen bemüht er Durchhalteparolen wie: «Es wäre wohl das süsseste Gefühl in der Karriere jedes Hockeyspielers, wenn er einen Titelgewinn trotz drei aufeinanderfolgenden Finalniederlagen noch drehen könnte.» Am Montag hat der 43-jährige Norweger vor, die Zuger mit einem flammenden Appell auf diesem schier aussichtslosen Weg zu inspirieren.

Aussichtslos deshalb, weil es seit der Einführung der Playoffs 1985/86 in der Schweiz noch keine Mannschaft geschafft hat, eine Best-of-7-Serie nach drei Niederlagen de suite in einer Halbfinal- als auch Finalserie noch zu kehren.

Aus aktueller Perspektive geht eher ein Kamel durchs Nadelöhr, als dass der Zürcher Löwe den EVZ am Montag nicht zum vierten aufeinanderfolgenden Mal grüssen wird. Aber wer weiss schon, ob der bis anhin gezeigte Finalfilm nicht noch eine Überraschung bereit hält?

Verwendete Quellen
  • Matchbesuch des dritten Finalspiels in der Zuger Bossard Arena
  • Gespräch mit EVZ-Trainer Dan Tangnes
  • Statistiken via National League

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Marco Segginger
    Marco Segginger, 24.04.2022, 07:42 Uhr

    Bald kann der Eismeister das Eis im Herti-Stadion abtauen……. Dann kommt auch der abgetauchte Hofmann wieder zum Vorschein! Das isch euse EVZ!

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