Meister baut Erfolgsserie aus

Der Goaliealarm, der EVZ-Poker und ein «Stängeli»

Nur 14 Sekunden in der Verlängerung brauchten die Zuger gegen Lugano, um das Siegtor durch Niklas Hansson (19) zu erzielen (in der Mitte Vorlagengeber Jan Kovar und rechts Grégory Hofmann). (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Der EV Zug führte gegen den HC Lugano 3:0 und 4:2. Doch den siebten Sieg in Serie schaffte er erst in der Verlängerung. Der spannende Weg zu diesem 5:4 bot dank ein paar verrückter Kurzgeschichten allerbeste Unterhaltung.

Goalies, die sich während der Partie wegen einer Verletzung auswechseln lassen müssen, sind im Eishockey zum Glück nicht an der Tagesordnung. Umso erstaunlicher, dass genau das den letzten beiden Zuger Widersachern in der Bossard Arena passiert ist.

Am letzten Samstag ging es für Langnaus Ivars Punnenovs in der sechsten Minute nicht mehr weiter. Er musste sich gegen den sich tapfer wehrenden 18-jährigen Louis Kurt auswechseln lassen. Die SCL Tigers gingen letztlich 2:8 unter (zentralplus berichtete).

Und nun hatte Luganos Goalie Niklas Schlegel vorzeitig Feierabend. Nach genau drei Spielminuten musste er beim Stand von 0:0 Thibault Fatton Platz machen. Dieses Mal wegen einer Verletzung. Vor zehn Tagen beim 0:5 in Zug wurde Schlegel zu Beginn des zweiten Drittels ausgewechselt, weil er, wie man im Fachjargon sagt, «rünnte» (zentralplus berichtete).

Als Luganos Goalie beschloss, kein Fliegenfänger mehr zu sein

Zwischen der 10. und 12. Minute offerierte Luganos Ersatzkeeper dem Meister drei Tore. Bei der Zuger Führung stand sein ungenügender Pass am Ursprung. Beim 2:0 durch Sven Senteler liess er sich zu einfach erwischen. Und beim 3:0 für den Gastgeber wischte er den Puck, der nach einem Schuss vom EVZ-Verteidiger hinter seinem Rücken liegen geblieben war, über die Torlinie.

«Wir sind zu einfach zu unserem Vorsprung gekommen», befand Zugs Meistertrainer Dan Tangnes hinterher. Zumal Thibault Fatton in der ersten Pause und beim Stande von 3:1 offenbar beschloss, fortan kein Fliegenfänger mehr sein zu wollen.

«Mir sagte das Gefühl, dass etwas nicht in Ordnung war.»

EVZ-Trainer Dan Tangnes

Die auf Platz 9 klassierten Tessiner lancierten ihre Aufholjagd. In der 27. Minute pfiffen die Spielleiter Mark Lemmelin und Thomas Urban ab, bevor der Puck unter den Beinen von EVZ-Goalie Leonardo Genoni hindurch und über die Torlinie rutschte.

Auch nach einer Videokonsultation blieben sie bei ihrer Entscheidung. Luganos Trainer Chris McSorley verspürte erstmal Diskussionsbedarf. Nach 38 Minuten belohnte Daniel Carr die im zweiten Drittel besseren Gäste mit dem 2:3.

EVZ: Wenn sich eine Coaches Challenge lohnt

Dann schnellte der Puls von McSorley abermals in die Höhe. In der 43. Minute anerkannten die Head-Schiedsrichter den Treffer von Troy Josephs vorerst zum 3:3-Ausgleich. Luganos Stürmer hatte erst den Pfosten getroffen, aber dann sprang der Abpraller von seinem Körper über die Torlinie. Auch nach der Videokonsultation gaben die Unparteiischen den Treffer.

«Wir müssen smarter und cooler werden.»

Aber dann nahm Dan Tangnes seine Coaches Challenge und verlangte von den Schiedsrichtern, die Szene auf eine Torhüterbehinderung hin zu überprüfen. «Mir sagte das Gefühl, dass etwas nicht in Ordnung war. Aber ehrlich: Ich sah unsere Chance bei 50:50.»

Als die Spielleiter nach einem minutenlangen Unterbruch ein zweites Mal vom Zeitnehmerhäuschen aufs Eis zurückkehrten, verweigerten sie dem Treffer die Anerkennung. Zugs Poker funktionierte – und der entrüstete McSorley zitierte einen der beiden Spielleiter zur Aussprache an seine Bande.

EVZ beendet zum zehnten Mal eine Überzeit mit einem Sieg

Trotz dem zwischenzeitlichen 4:2 der Zuger bekam der gegnerische Trainer doch noch das, was er von Anfang an anstrebte: Seine Mannschaft musste nach der regulären Spielzeit nicht geschlagen von dannen ziehen.

Einen kapitalen Fehler der Zuger in deren eigener Abwehr nutzte sie zum 3:4. Und knapp drei Minuten vor Schluss schaffte sie das, was der EVZ in den vorangegangen 30 (!) Unterzahlsituationen erfolgreich vereitelte: einen Treffer mit einem Mann weniger zu kassieren.

«In dieser Situation dürfen wir keine Strafe nehmen», kritisierte Dan Tangnes den «Sünder» Carl Klingberg, der zuvor das 4:2 realisiert hatte. «Wir müssen smarter und cooler werden», verlangte Zugs Cheftrainer.

Weil sich die Luganesi in der ersten Aktion der Verlängerung wie Junioren übertölpeln liessen, hielten zumindest zwei Zuger Serien. Der EVZ gewann auch das siebte Spiel im Jahr 2022. Und er holte sich zum zehnten Mal in Folge den Sieg, als eine Überzeit notwendig geworden war (achtmal in der Verlängerung und zweimal im Penaltyschiessen). Die letzte Niederlage in der Verlängerung datiert vom 24. September 2021 im Heimspiel gegen Ajoie (2:3).

Insgesamt steht er in dieser Disziplin bei zwölf Siegen und zwei Niederlagen. Kein anderer Ligakonkurrent musste so oft eine Zusatzschicht schieben. Am nächsten kommt ihm Quali-Leader Fribourg mit 6:4-Siegen.

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