Vorwürfe der Schweizer Druckerbranche

EV Zug wegen Sponsor in der Kritik

Gefällt nicht allen: Das neue Logo auf den Trikots der EVZ-Spieler. (Bild: zvg)

Dem EV Zug wird seitens der Druckereibranche jegliche Wertschätzung für ihren Branche abgesprochen. Hätte der Zuger Eishockeyclub die heimische Industrie berücksichtigen müssen? Ein lautes Wortgefecht, die Reaktionen und was wirklich dahinter steckt.

Thomas Gsponser schlägt einen harten Ton an. Der Präsident des Verbandes Viscom (Arbeitgeberverband der schweizerischen grafischen Industrie) ärgert sich in einer Mitteilung über den neuen Sponsoring-Partner des Eishockeyclubs EV Zug. An manchen Stellen lässt er richtig Dampf ab: Dem Verband stosse sauer auf, dass sich «die Zuger Hockey-Elite als Steigbügelhalter für einen gehätschelten Ostbetrieb verwenden lässt». Und weiter: «Das entbehre jeder Wertschätzung der Klubverantwortlichen gegenüber der leistungsfähigen Druckindustrie in der Zentralschweiz.» Man solle, so seine Forderung, schliesslich die heimischen Unternehmen besser berücksichtigen.

Provoziert wurde der verbale Doppelschlag durch den Sponsoring-Deal des EVZ mit Saxoprint, einer Deutschen Online-Druckerei mit Hauptsitz und Produktionsstandort in Dresden. Saxoprint darf seit Saisonstart das Firmenlogo auf den Leibchen der EVZ-Spieler präsentieren und eine Bande am Spielfeldrand besetzen.

Das sorgt beim heimischen Gewerbe für rote Köpfe. Der Viscom-Präsident bekräftigt seine Aussagen nochmals auf Anfrage: «Wir von der grafischen Industrie sind sauer auf den EV Zug». Auf die Frage wie er dazu komme, Saxoprint einen «gehätschelten Ostbetrieb» zu nennen, meint Gsponser: «Diese Deutschen Grossdruckereien haben massiv von staatlicher Unterstützung profitiert.» Er bleibt dabei.

EVZ versteht den Ärger nicht

Seitenwechsel: Mit den Entscheidungsträgern der anderen Front hat Gsponser noch nicht direkt gesprochen. Zum Beispiel mit Patrick Lengwiler, dem Geschäftsführer des EV Zug. Er lässt den Vorwurf nicht gelten und setzt vehement entgegen: «Das ist komplett aus der Luft gegriffen». Zahlreiche Aufträge seien in der Vergangenheit an die lokale Druckindustrie gegangen, vom Klub-Magazin, über den Match-Flyer bis hin zur Menükarte im Restaurant.

Zudem sei von den Unternehmen in der Umgebung, von den rund 70 Druckereien und Medienhäuser in der Zentralschweiz, weder jemand enttäuscht, noch sei eine mögliche Partnerschaft ausgeschlagen worden.

«Es ist ja auch nicht so, dass grosse Werbepartner bei uns Schlange stehen würden.» Im Detail macht er zum finanziellen Engagement von Saxoprint keine Angaben. Alles in allem weist der Zuger Eishockeyclub laut aktuellem Geschäftsbericht rund 4.7 Millionen an reinen Sponsoring-Werbeeinnahmen aus.

Hilferuf der Druckerindustrie

Was aber bewegt die Druckereien wirklich zu einer solch harschen Kritik? Es ist nachvollziehbar, dass Thomas Gsponser als oberster Lobbyist seiner Zunft für die Branche Gas geben muss. Das EVZ-Sponsoring des Deutschen Unternehmens ist – wie er selber gesteht – nur der vordergründige Anlass, um auf die Not der hiesigen Druckerindustrie aufmerksam zu machen. «Es hat das Fass zum Überlaufen gebracht», sagt er.

Im Hintergrund hat seine Branche seit Jahren schwer zu kämpfen: 800 Betriebe der Schweizerische Industrie sind innert eines Jahrzehnts verschwunden. Mit ihnen knapp die Hälfte aller Arbeitsstellen. Als jüngstes Beispiel gab das Luzerner Unternehmen UD-Print in diesen Tagen bekannt, seinen Druckereibetrieb stillzulegen und 40 Stellen abzubauen.

Angst vor Goliath

Für das heimische Gewerbe drängt nun mit Saxoprint ein «grosser Neuer» in den Markt – im denkbar falschen Moment. Seit Oktober 2012 erhöhen die Dresdner den Preisdruck noch zusätzlich. Auf teure Ladenflächen und Verkaufspersonal können sie verzichten. Sie nehmen Bestellungen nur online entgegen. Dazu betreiben sie kapitalkräftiges Marketing und setzen sich damit merkbar in Szene.

Die Rede ist von «Respekt» bis «Angst» bei den Zuger Firmen, angesichts der Kapital- und Werbekraft des Deutschen Grossunternehmens. Ein Geschäftsleitungsmitglied einer grösseren Zuger Druckerei sagt: «Natürlich macht uns die Konkurrenz nervös. Aber ehrlich gesagt: Wenn unsere Unternehmen ein solches Sponsoring nicht zustande bringen, dann sind wir selber Schuld.»

In Zürich arbeitet Saxoprint mit nur zwei Mitarbeitern. Das Unternehmen, das der europäischen Fotogruppe Cewe Color gehört, macht laut EVZ-Mitteilung einen Umsatz von rund 40 Millionen Franken. Dieser soll in den nächsten Jahren auf 100 Millionen Franken gesteigert werden. Weitere Arbeitsplätze seien geplant.

«Alles ist hochseriös»

Ganz so ausländisch seien sie daher nicht, meint Klaus Sauer, der CEO der Saxoprint-Gruppe. Er sei erst noch vor kurzem in Zug gewesen und habe sich mit der EVZ-Leitung getroffen. Er sagt: «Es ist alles hochseriös», und versteht nicht, weshalb seine Firma von der Viscom als «gehätschelter Ostbetrieb» bezeichnet wird. Einen Kommentar zu dieser Äusserung lässt er bewusst ausbleiben.

Der Druckereiverband Viscom allerdings, will trotz der scharfen Kritik schlussendlich fair bleiben. Zwar bedauert der Präsident das «kurzsichtige neue Bauchsponsoring» des EVZ sehr, er wünscht dem Club, den Fans und den Spielern aber dennoch «eine erfolgreiche Saison».

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