Zuger sichern sich den Qualifikationssieg

EV Zug: Abrakadabra Abdelkader – und ein meisterlicher Genoni

Den Puck ins Tor gearbeitet: EVZ-Stürmer Justin Abdelkader gelingt es in dieser Szene, das 2:1 gegen Servettes Goalie Daniel Manzato zu erzielen. (Bild: Claudio Thoma/freshfocus)

Ein Genfer Wirbelwind, ein meisterlicher Leonardo Genoni, ein Appell des Zuger Trainers und etwas Rock ’n’ Roll: Das waren die Ingredienzien zum 35. Sieg des EV Zug im 46. Meisterschaftsspiel. Das 2:1 über Genève-Servette trug dem Liga-Dominator vorzeitig den Qualifikationssieg ein.

Als in der ersten Drittelspause «Rock You Like A Hurricane» von den Altrockern Scorpions durch die Bossard-Arena schallte, schien das die passende Zusammenfassung des Geschehens der ersten 20 Spielminuten zu sein. Tatsächlich war Servette im ersten Spielabschnitt wie ein Wirbelsturm über Zug gezogen.

Die Gäste legten ab der ersten Sekunde gleich los wie die Feuerwehr und nahmen das Gehäuse von Goalie Leonardo Genoni unter Dauerbeschuss.

Dies führte auch prompt bereits vor Ablauf der ersten Spielminute zu einer ersten Bankstrafe gegen das Heimteam. Die zweite folgte nach gut drei Minuten. Der EVZ geriet unter Dauerdruck und Leonardo Genoni stand ein ums andere Mal im Brennpunkt. Doch der fünffache Meistergoalie scheint sich seiner Playoff-Form zu nähern und blieb stets Herr der Lage.

Es ist immer wieder beeindruckend zu beobachten, wie agil und unaufgeregt sich der 33-jährige Routinier bewegt und auf diese Weise so viel Ruhe und Zuversicht ausstrahlt auf seine Vorderleute.

Dank Genoni hält Zug dem Genfer Angriffssturm stand

Nur punktuell gelang es den Hausherren, sich aus der eigenen Zone zu lösen und ein paar Entlastungsangriffe zu lancieren. Und so verdankten es die Kolinstädter primär ihrem starken Goalie und etwas Glück, dass sie das Genfer Angriffsgewitter vorerst ohne Schaden in Form von Gegentoren überstanden und mit einem 0:0 in die Kabine durften.

«Wir waren einfach nicht bissig genug.»

EVZ-Trainer Dan Tangnes

Doch auch nach der ersten Pause blieben die Gäste die tonangebende Mannschaft und hielten sich vornehmlich in der Zuger Zone auf. Folgerichtig belohnte sich Servette in der 23. Minute für seine Offensivbemühungen. Das 21-jährige Genfer Eigengewächs Stéphane Patry profitierte von einem Abpraller vor Genoni, umkurvte den Zuger Schlussmann und spitzelte den Puck zur verdienten Führung ins Gehäuse.

Weil anschliessend eine nennenswerte Reaktion der Gastgeber ausblieb und die Calvinstädter dem zweiten Tor näher waren als sein Team dem Ausgleich, sah sich Coach Dan Tangnes gezwungen, bei Spielhälfte sein Timeout zu nehmen.

Tangnes: «Es muss nun jemand aufstehen!»

«Ich appellierte an die Spieler, dass nun jemand aufstehen und Verantwortung übernehmen müsse», erzählte der Norweger nach der Partie. Er verlangte von der ganzen Mannschaft eine Leistungssteigerung, denn «wir waren einfach nicht bissig genug.»

Die Worte des Zuger Übungsleiters sollten ihre Wirkung nicht verfehlen. Ein Spieler fühlte sich offenbar besonders angesprochen: Justin Abdelkader.

«Er muss noch das richtige Mass finden für diese Liga.»

Der NHL-Veteran mit der Erfahrung aus 803 Spielen in der besten Liga der Welt entwickelte sich zur prägenden Figur dieser Partie.

Nicht nur bewies er seinen Biss, indem er diversen Gegenspielern offenkundig auf die Nerven ging und auf die Pelle rückte. Mit Servettes Verteidigungsminister Henrik Tömmernes lieferte sich der amerikanische Haudegen ein veritables Privatduell, das vermutlich nicht im gemeinsamen Anstossen mit einem Bier nach Spielende gipfelte.

Doppelschlag innerhalb von 89 Sekunden

Im Gegensatz zum Schweden Tömmernes, der gleich mehrfach an Genoni scheiterte, glänzte Abdelkader auch als eiskalter Vollstrecker! Mit seinem Doppelschlag binnen 89 Sekunden drehte Zugs neue Nummer 89 die Partie im Alleingang.

«Ja, die beiden Überzahltore von Justin Abdelkader brachten die Wende für uns», freute sich Dan Tangnes über den Effort seines Stürmers. Der 42-Jährige wäre jedoch nicht Zugs Erfolgstrainer, wenn er das Verbesserungspotenzial aussen vor liesse. Deshalb hob er sogleich den Mahnfinger: «Allerdings verbrachte er auch acht Minuten auf der Strafbank.»

Natürlich war sich Tangnes bewusst, dass der nordamerikanisch geprägte Abdelkader sich noch an die hiesigen Regelauslegungen gewöhnen muss. «Das ist ein laufender Lernprozess», bemerkte Tangnes, «er muss noch das richtige Mass finden für diese Liga, damit er dann – gerade hinsichtlich der Playoffs – ‹auf der richtigen Seite› ist».

Wenn sich Abdelkader vors Tor pflanzt

Abdelkader verstand es vorzüglich, sich im gegnerischen Slot zu installieren und nicht mehr zu weichen. Auf diese Weise gelang ihm der 1:1-Ausgleich, indem er einen Schuss von Tobias Geisser leicht ablenkte. Und auch das spielentscheidende Tor zum 2:1 drückte er direkt vor Genfs Goalie Manzato über die Linie.

«Er hat nun in den letzten beiden Partien drei Tore geschossen. Das lässt sich gut an», freute sich Tangnes für Abdelkader. Zuvor hatte der Amerikaner in vier Einsätzen zwei Assists gesammelt.

Dazu liebt der ehemalige Stürmer der Detroit Red Wings das physische Spiel und etwas gepflegten «Trash Talk». Das sei sein Spiel, grinste Dan Tangnes (zentralplus berichtete).

Rock ’n’ Roll auf und neben dem Eis

Mit seinem körperbetonten Einsatz vermochte Justin Abdelkader auch seine Teamkollegen mitzureissen. Nicht nur er, sondern auch beispielsweise Verteidiger Claudio Cadonau liessen es gegen Genf gleich mehrfach gehörig krachen an den Banden.

An diesem Abend gab es eben in der Bossard-Arena nicht nur neben, sondern auch auf dem Eis mehr Rock ’n’ Roll als gewohnt zu geniessen.

«Das ist eine grosse Stärke dieser Gruppe.»

Gerade gegen einen Kontrahenten mit der schieren physischen Präsenz von Genève-Servette kann es entscheidend sein, dass Zug in diesem Bereich mehr Paroli zu bieten hat als auch schon.

Das bewies die Heimmannschaft mit Fortdauer der Begegnung. In der zweiten Spielhälfte gelang es den Zugern zusehends besser, den Gegner aufs «schlechte Eis» den Banden entlang zu drängen. Die gefährliche Zone vor Goalie Genoni schirmten sie gut ab.

Nur 15 Schüsse aufs Tor für den Sieg benötigt

Auch dadurch schaffen es die Gastgeber, das Powerplay von Servette – immerhin das zweitbeste der Liga (21,74% Effizienz) – zu neutralisieren. Gelegenheiten hatten die Genfer genügend, bei 6 Überzahlmöglichkeiten und insgesamt 38 Torschüssen.

Ganz anders die Hausherren; Sie verwerteten zwei von drei Powerplay-Gelegenheiten und brauchten nur 15 Schüsse aufs Tor zum Sieg. Der EVZ zeigte sich wieder von der effizienten Seite.

«Jedes Spiel ist harte Arbeit», hielt Dan Tangnes fest, «und mein Team findet immer wieder andere Wege, diese Spiele zu gewinnen. Das ist eine grosse Stärke dieser Gruppe.»

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