Zum Kälbli Streicheln muss man nun in die Chamau

ETH-Forschungszentrum auf Hochleistungsbetrieb getrimmt

Luftbild des Gutsbetriebs Chamau.

(Bild: zvg)

Darauf ist man im Grossbauernkanton Zug stolz: Auf den Vorzeigebauernhof, zu dem man den Gutsbetrieb Chamau gemacht hat, nachdem ihn von der ETH übernommen hatte. 7,4 Millionen Franken wurden dazu in den Umbau gebuttert. Nun soll das Publikum staunen dürfen.

Rund 65 Jahre gehörte die Chamau dem Bund. Die ETH Zürich nutzte das Gut für die Forschung, insbesondere im Nutztierbereich. Im Jahre 2010 reifte bei der ETH, der Universität Zürich und dem landwirtschaftlichen Zentrum Strickhof der Entschluss, enger zusammen zu arbeiten und am Standort Strickhof in der Gemeinde Lindau ein neues Nutztier- und Stoffwechselzentrum zu bauen.

Aus diesem Grund verkaufte der Bund Mitte August 2012 die Chamau dem Kanton Zug. Weil die Bauten in der Chamau schwergewichtig auf die landwirtschaftliche Forschung und nicht primär auf eine effiziente landwirtschaftliche Produktion ausgerichtet waren, «mussten wir sie teilweise an den neuen Verwendungszweck anpassen», betont Baudirektor Urs Hürlimann. Dies ist in den letzten 18 Monaten passiert und dafür wurden rund 7,4 Millionen Franken investiert.

Obst im Schluechthof, Fleisch in der Chamau

Mit dem Erwerb der Chamau ergab sich für das Landwirtschaftliche Bildungs- und Beratungszentrum (LBBZ) Schluechthof, das sich auf einer Anhöhe östlich von Cham befindet, eine neue Ausgangslage. Deshalb wurde fürs LBBZ ein neues Bewirtschaftungskonzept erstellt. Dessen Eckpunkte sind: Fortschrittlicher Milchviehbetrieb mit eigener Aufzucht, Schweinehaltung, auf Futterbau ausgerichteter Ackerbau, Obstbau und Direktvermarktung.

Der Betrieb wird mit modernster Technik rationell bewirtschaftet und ist für die Öffentlichkeit zugänglich. Aufgrund der agronomischen Eignung der Standorte und der Nähe zu den Konsumenten werden Milchviehhaltung, Schweinehaltung und Ackerbau am Standort Chamau konzentriert, während Aufzucht, Obstbau und Produkteverarbeitung mit Direktvermarktung am Standort Schluechthof in Cham verbleiben.

Dem Schluechthof, der bei Zuger Eltern von kleinen Kindern enorm beliebt ist,  weil die Stallungen begehbar sind und zahlreiche Tiere dort leben, bleiben die Kleintiere erhalten. Kälber und Säuli werden jedoch in die Chamau verlegt. Die dortigen Gebäulichkeiten kann man zwar auch besuchen, jedoch ist die Anreise in die Reussebene aufwändiger.

Mit eigenem Sonnenstrom versorgt

In der Chamau wurde ein neuer Milchviehlaufstall für rund 75 Kühe mit Melkroboter und automatischem Fütterungssystem rstellt, der bereits in Betrieb ist. Das Laufstallprojekt enthält zwei Fressachsen mit Futtertenn und vier Reihen Liegeboxen. Zusätzlich sind im Erdgeschoss die notwendigen technischen Räume enthalten. Im Osten des Gebäudes liegt der Laufhof mit darunter liegender Jauchegrube. Für den Eigenbedarf der Elektrizität sorgt eine Photovoltaik-Anlage.

Die rund 400 Quadratmeter grosse, neu erstellte Remise auf der Westseite dient als Unterstand für die landwirtschaftlichen Maschinen. Auf der Südwestseite des Milchviehlaufstalls stehen einige Kälberiglus. Zu den Neubauten zählt ferner eine vierteilige Fahrsiloanlage à je 500 Kubikmeter.

Versuchsstall wird Mehrzweckgebäude

Die Scheune, die bisher als Versuchsstall genutzt wurde, ist in ein Schulungsgebäude für den Praxisunterricht umgebaut worden. Eine Hälfte des Gebäudes wird als Viehvorführraum genutzt, die andere Hälfte als Schulungsraum. Er umfasst zwei Klassenzimmer mit Standardausstattung, ein Materiallager und ein Büroraum für ein bis zwei Arbeitsplätze. Ausserdem beinhaltet das Schulungsgebäude eine Halle mit Sitzgruppen und einen Vorraum, in dem ein mobiler Kühlanhänger untergebracht wird.

Der ehemalige Versuchsstall ist jetzt ein stützenfreier, temperierter Multifunktionsraum. Die Schnitzelheizung wurde komplett erneuert und mit dem Ein- bau eines Rauchgasfilters auf den heute geforderten, aktuellen Stand der Technik gebracht. Umgebaut wurde auch der bestehende Schweinestall.

Kompetenzzentrum mit überregionaler Ausstrahlung

Die feierliche Übergabe des landwirtschaftlichen Betriebes in der Chamau an das LBBZ als Nutzer hat eine mehrfache Bedeutung, erklärt Regierungsrat Matthias Michel. «Sie ist der Schlussstein eines politischen und nun baulichen Prozesses, welcher das politische Ziel der Stärkung des LBBZ als grünes Kompetenzzentrum mit regionaler und überregionaler Ausstrahlung hatte. Dieses Ziel ist erreicht. Der Erwerb sowie der Umbau der Chamau verdeutlichen, dass auch in einem kleinen Kanton eine zukunftsorientierte Landwirtschaft eine klare politische Rückdeckung geniesst», betont der Volkswirtschaftsdirektor.

Tag der offenen Tür:  Am Samstag und Sonntag, 16. und 17. Juni  öffnet das LBBZ Schluechthof Cham für die interessierte Bevölkerung ihre Tore in der Chamau. An diesen zwei Tagen haben die Besucher die Möglichkeit, die Chamau zu besichtigen und einen Einblick in den Betrieb mit der Schule zu bekommen.

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