Fertig mit Kartontürmen

Zuger Gemeinden setzen auf Mehrweg-Pizzaschachteln

Zug setzt auf violette Plastikbehälter statt Kartonschachteln. (Bild: reCircle)

Pizzaschachteln sind die sperrigen Überreste eines bequemen Essens. In mehreren Zuger Gemeinden läuft darum eine Kampagne, um auf wiederverwendbare Varianten zu setzen. Dafür holen sie sich Unterstützung aus Bern.

Gerade beim aktuellen Hundewetter fläzt man sich gerne abends vor den Fernseher und gönnt sich eine Pizza vom Lieferdienst. Das Resultat: ein voller Magen und ein herumliegender Pizzakarton. So lecker Pizzas sind, Otto Normalverbraucher investiert meist mehr Gedanken an den Belag der Pizza als an die Entsorgung der Schachteln, in denen sie geliefert werden. Oft landen die Pizzakartons im Altkarton. Dabei gehörten sie eigentlich in den Kehrichtsack.

Heidi Oswald, Geschäftsführerin des Zweckverbands der Zuger Einwohnergemeinden für die Bewirtschaftung von Abfällen (Zeba), erklärt in einer Mitteilung, warum: «Pizzakartons sind oft mit Fett verschmutzt oder enthalten noch Essensreste, was zu Mehraufwand und höheren Kosten bei der Entsorgung führt. Deshalb landen sie bei uns in der Kehrichtverbrennung.» Darum begrüsst die Zeba Mehrweglösungen bei Essensverpackungen – und damit eine Aktion, die im Kanton Zug im vergangenen Jahr angelaufen ist.

Cham treibt Kampagne voran

Denn seit 2022 arbeiten verschiedene Zuger Gemeinden im Rahmen der Aktion «Mehrweg» mit dem Berner Unternehmen «reCircle» zusammen. Dieses stellt lebensmittelechte Mehrwegbehälter aus Kunststoff für Take-away-Speisen her. Im Kanton Zug hat die Gemeinde Cham diese Zusammenarbeit vorangetrieben. Nebst Cham sind auch Hünenberg, Risch-Rotkreuz, Steinhausen und die Stadt Zug dabei. «Mit dieser Aktion möchten wir möglichst viele Geschäfte in der Region motivieren, Mehrweggeschirr für die Kundinnen anzubieten», erläutert Mario Stadler, Projektleiter Umwelt der Gemeinde Cham.

Neu wollen die Zuger Gemeinden auch beim Take-away-Klassiker schlechthin ansetzen: der Pizza. Dafür hat «reCircle» nebst bisherigem Mehrweggeschirr einen Behälter kreiert, der die klassischen Pizzaschachteln ersetzen soll. Keine leichte Aufgabe, kommen Pizzas doch in allerlei Grössen daher. «Bei der Entwicklung des Behälters haben wir mit verschiedenen Pizzarestaurants zusammengearbeitet», erklärt Ursina Haslebacher, Projektleiterin von «reCircle», gegenüber zentralplus. «Unser Ziel war, dass rund 80 Prozent aller Pizzas Platz haben.» Der Behälter ist auf eine durchschnittliche Pizzagrösse von 32 Zentimetern Durchmesser ausgelegt und ist vier Zentimeter hoch. Damit auch der deftigste Belag Platz hat und nicht gleich alles am Deckel klebt.

So sieht der Kartonschachtelersatz aus. Violett und gross genug für die meisten Pizzas. (Bild: reCircle)

Lieferdienste sollen ins Boot geholt werden

Derzeit arbeitet das Unternehmen daran, auch die Zusammenarbeit mit gängigen Lieferdiensten – zum Beispiel Uber Eats – zu testen, damit der Verbrauch von Kartonschachteln weiter abnimmt. Eine logistische Herausforderung ist in diesem Zusammenhang gemäss Haslebacher aktuell die Retournierung des Geschirrs. Dieses muss gegenwärtig noch von der Kundschaft selbst zurückgebracht werden. Auch sucht das Unternehmen derzeit im Kanton Zug noch nach Betrieben, die Pizzas direkt in Mehrwegbehältern ausliefern wollen. In anderen Kantonen wird dies bereits gemacht.

Das Konzept hinter «reCircle» sieht vor, dass Kundinnen bei teilnehmenden Restaurants einen Behälter kaufen – je nach Grösse kostet dieser fünf oder zehn Franken – und damit ihr Essen transportieren. Entweder können sie das Geschirr danach behalten und wiederverwenden oder sie bringen es zum Lokal zurück und bekommen den Kaufpreis dafür zurückerstattet.

45 Zuger Gastrobetriebe machen derzeit bei dem Plan mit, den grundsätzlichen Einsatz von Mehrweggeschirr zu fördern. Darunter etwa die Metzgerei Berchtold in Rotkreuz, das OYM in Cham, das Restaurant Göbli in der Stadt Zug sowie verschiedene Firmenkantinen und Coop- und Migros-Restaurants. Als zusätzlicher Anreiz winkt für die Lokale ein finanzieller Zustupf. «Die Betriebe profitieren von einer finanziellen Unterstützung durch die Gemeinde, welche die Hälfte der Kosten von den 150 Franken für die dreimonatige Testphase übernimmt», so Mario Stadler. Bereits teilnehmende Betriebe erhalten stattdessen einen Gutschein zur Bestellung von zusätzlichem Mehrweggeschirr.

Verwendete Quellen
  • Telefonischer Austausch mit Ursina Haslebacher, «reCircle»
  • Medienmitteilung
  • Report 2022 vom Lieferdienst «Just Eat»
  • Website «reCircle»
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