Zuger und Luzernerinnen mischen mit

Trendgetränk Haferdrink kommt auch aus der Zentralschweiz

Claudia und Beat Troxler vom Lebenshof Aurelio produzieren Hafermilch für den eigenen Hofladen. Eine Kuh braucht's für dieses Getränk nicht mehr. (Bild: ida)

Milchalternativen aus Hafer, Soja und Mandeln erfreuen sich zunehmend grosser Beliebtheit. Der Bestseller ist die Hafermilch. Das Trendgetränk lässt sich relativ leicht selbst herstellen. Wir haben mit Zentralschweizer Produzenten gesprochen.

Früher kam im Schweizer Haushalt meistens Kuhmilch auf den Tisch. Basta. Wer heute beim Detailhändler seines Vertrauens durchs Milchregal stöbert, bekommt eine Auswahl präsentiert, die in den letzten Jahren stark zugenommen hat. Darunter: Hafermilch, Mandelmilch, Sojamilch und Reismilch.

Wobei man hier bei der Bezeichnung «Milch» gesetzlich korrekt sein muss. Alternativen zu tierischer Milch dürfen offiziell nicht Milch heissen. Dieser Begriff ist nämlich Produkten vorbehalten, die von Tieren wie Kühen, Schafen oder Ziegen stammen. Darum wird für Alternativprodukte meistens der Begriff «Drink» verwendet. Das aber ist ein Thema, das zentralplus an dieser Stelle schon thematisiert hat.

Nachfrage nach Haferdrink steigt

Fest steht, seit 2017 nimmt in der Schweiz die Nachfrage nach solchen Milchersatzprodukten laufend zu. Der mit pflanzlicher Milch generierte Umsatz hat sich seither mehr als verdoppelt. Der Bestseller unter den Alternativen: Hafermilch. Wie eine Studie des Bundesamts für Landwirtschaft (BLW) zeigt, nehmen Milchalternativen verglichen mit tierischen Milchprodukten jedoch immer noch eine Nischenposition ein. Im Detailhandel hatten sie 2021 einen Marktanteil von 4,2 Prozent.

Beliebt sind Kuhmilchalternativen vor allem bei Menschen mit Laktoseunverträglichkeit oder bei solchen, die sich vegan ernähren. Natürlich gibt es aber auch jene, denen einfach der Geschmack besser zusagt. Letztlich müssen Puristen beim Kauf von Hafermilch trotzdem genau hinschauen. Je nach Produkt können sich nebst den Grundzutaten Hafer und Wasser eine ganze Menge zusätzlicher Stoffe verstecken, wie etwa Verdickungs-, Süssungs- oder Konservierungsmittel. Dies vor allem bei industriell hergestellten Produkten. Hier lohnt sich also ein Blick auf die Inhaltsstoffe. Was der Hafermilch im Gegensatz zu ihrem tierischen Pendant fehlt: Kalzium und Eiweiss. Je nach Hersteller werden diese noch zugesetzt.

Hier bekannte Marken sind beispielsweise das belgische «Alpro» oder die Emmi Eigenmarke «Beleaf». Aber nicht nur Grossunternehmen bedienen diese Nische. Mit «Gutsch» beliefert eine Genossenschaft aus dem solothurnischen Nuglar diverse Gastrobetriebe und Geschäfte. Und auch ein Bauernhof aus Luzern ist mit einem eigenen Haferdrink am Markt: der Lebenshof Aurelio.

Luzerner Hof produziert in Kleinmengen

Der Hof von Claudia und Beat Troxler in Büron ist 2020 aus der Nutztierhaltung ausgestiegen (zentralplus berichtete). Stattdessen fokussiert sich der Bio-zertifizierte Bauernhof heute auf die Pflege der Tiere und den Betrieb eines eigenen Hofladens.

Früher haben die Troxlers ihren Haferdrink weitherum verkauft und diverse Geschäfte beliefert: «Wir haben über ein Jahr lang diverse Bio- und Unverpacktläden in den Kantonen Luzern, Zug, Nidwalden, Schwyz, Zürich und Basel beliefert», sagt Claudia Troxler auf Anfrage. Für die Produktion hat das Paar eigens Maschinen angeschafft, darunter zwei Kochkessel und eine Gastro-Spülmaschine mit Osmosefilter, um die Glasflaschen zu reinigen. In die beiden Kochkessel kamen Hafer aus biologischem Anbau, Salz und hofeigenes Quellwasser.

Die Troxlers verkaufen ihre eigene Hafermilch im Hofladen. (Bild: zvg)

Der Verkauf sei grundsätzlich sehr gut gelaufen, sagt Claudia Troxler, hatte aber auch seinen Preis. «Da wir von der Bestellung über die Produktion bis zur Auslieferung alles selber gemacht haben, sind wir mit unseren 80 Tieren und der Arbeit auf dem Hof an unsere Grenzen gestossen.» Schweren Herzens hat sich das Paar dazu entschieden, die Produktion von Haferdrinks herunterzuschrauben. Derzeit produzieren die Troxlers etwa 30 Liter pro Woche und verkaufen ihren selbst gemachten Haferdrink ausschliesslich im eigenen Hoflädeli.

Nebst dem Haferdrink verkaufen Claudia und Beat Troxler im Hofladen mit einer 150 Jahre alten Mostpresse in Handarbeit hergestellten Süssmost und Produkte anderer Bio-Manufakturen wie Nudeln, Polenta und Linsen. Ausserdem: «Bald wird ein weiteres auf dem Hof hergestelltes Produkt erhältlich sein, um was es sich dabei handelt, verraten wir aber noch nicht.»

Haferdrink macht Kinder froh und Erwachsene ebenso

Auch aus dem Kanton Zug gibt es Haferdrink – wenn auch für eine andere Zielgruppe. Das Zuger Start-up «Yamo» spezialisiert sich seit seiner Gründung auf gesunde Babynahrung (zentralplus berichtete). Im Sortiment hat die Firma mit «Berry Styles» und «Choc Norris» zwei vegane Haferdrinks für Kinder ab drei Jahren. Anklang finden sie aber auch bei älteren Semestern: «Viele Eltern und Erwachsene ohne Kinder melden sich bei uns oder schicken uns sogar Fotos von sich, wie sie unsere Haferdrinks selber geniessen», schreibt «Yamo»-Mitgründer Luca Michas auf Anfrage. Wie kommt's? «Der Grund ist, dass sie der Geschmack an die gute alte Schokomilch erinnert, aber halt ohne den zusätzlichen Zucker und die ungesunden Zusatzstoffe.»

Hergestellt werden die «Yamo»-Haferdrinks in Deutschland. «Wir haben uns für einen Produktionspartner entschieden, der seit 25 Jahren Pionier ist, was pflanzenbasierte Milchalternativen betrifft. So stellen wir bestmögliche Qualität sicher», erklärt Michas. Dass Haferdrinks stetig beliebter werden, kann auch das Zuger Start-up bestätigen: «Sie werden dieses Jahr ein wichtiger Wachstumstreiber bei Yamo sein.» Das Unternehmen, das weite Teile Europas beliefert, ist nach eigenen Angaben in rund 2'000 Läden in der Schweiz und in Deutschland vertreten. Weitere 1'800 Filialen sollen dieses Jahr im westeuropäischen Markt entstehen.

Wollen den Markt für Babynahrung revolutionieren: Tobias Gunzenhauser (links), Luca Michas (MItte) und José Amado-Blanco (rechts).
Setzen sich für gesunde Babynahrung ein: Tobias Gunzenhauser (links), Luca Michas (Mitte) und José Amado-Blanco (rechts). (Bild: zVg / Yamo)

Der Hafermilch-Selbstversuch

Wer sich selbst an Hafermilch versuchen möchte, kann dies ziemlich einfach tun. Im Internet findet der geneigte Hobbykoch zahlreiche Rezepte. Nach seiner Kombucha-Odyssee hat sich auch der Autor an einen Selbstversuch gewagt (zentralplus berichtete). Mit besserem Ergebnis.

Zutaten:

  • 100 Gramm Hafer
  • 1 Liter Wasser
  • Eine Prise Salz
  • Optional: Datteln, Honig, Agavendicksaft

Der Hafer sollte erst eine halbe Stunde in Wasser eingeweicht werden. Danach Wasser abgiessen, Hafer abspülen und in ein Gefäss geben. Dann Wasser, Salz – und bei Bedarf klein geschnittene Dattelstücke – hinzugeben und alles mit dem Mixer stossweise pürieren.

Im Anschluss die fertige «Milch» durch ein Passiertuch (oder falls nicht vorhanden: Stofftuch) in einen Behälter abgiessen. Der Hafer-Trester kann beispielsweise für Kekse weiterverwendet werden. Die Milch sollte daraufhin idealerweise in Glasflaschen abgefüllt und in den Kühlschrank gestellt werden.

Im Gegensatz zu vielen gekauften Produkten ist der selbst hergestellte Haferdrink nicht so lange haltbar. Im Schnitt kann DIY-Hafermilch etwa drei Tage im Kühlschrank aufbewahrt werden. Vor dem Gebrauch jeweils gut schütteln!

Wer noch etwas Süsse bevorzugt, kann vor dem Mixen entweder noch Dattelstücke in die Maische kippen oder den fertigen Drink mit Honig oder Agavendicksaft anreichern.

Der Haferdrink aus Eigenproduktion schmeckt überraschend gut. (Bild: cbu)
Verwendete Quellen
  • Studie des BLW
  • Telefonischer und schriftlicher Austausch mit Claudia Troxler
  • Schriftlicher Austausch mit Luca Michas von «Yamo»
  • Website «Beleaf»
  • Website Lebenshof Aurelio

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Dolfino
    Dolfino, 14.02.2023, 17:01 Uhr

    Es ist einfach nur beschämend wie das Naturprodukt der Kuh die Milch schlecht geredet wird. Die Leute würden sich besser fragen wieso sie an allergien Intoleranzen etc leiden. Vieles kommt von der ungesunden Fastfood esserei her. . Es wird die Zeit kommen da sind diese verblendeten Zeitgenossen froh wenn sie eine Tasse Milch kriegen

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    • Profilfoto von M. Schmidig
      M. Schmidig, 15.02.2023, 00:24 Uhr

      Ich frag mich gerade, ob Sie denselben Bericht gelesen habe wie ich? Darin wird die Kuhmilch mit keinem Wort schlecht geredet, sondern es wird über die Produktion einer Alternative berichtet.
      Ich schätze diese unpolemische Art der Berichterstattung sehr.

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