Trend aus Fernost ist in Luzern angekommen

Trendgetränk Bubble-Tea erlebt in Luzern ein Revival

Le Nguyen (links) führt den neusten Bubble-Tea-Laden in Luzern. (Bild: cbu)

Klammheimlich eröffnete an der Alpenstrasse in Luzern ein Restaurant für Bubble Teas – kunterbunte und zuckersüsse Getränke aus Taiwan. Es ist nicht der erste Laden dieser Art in der Stadt, sondern eher ein Zeichen für den aktuellsten Trend aus Fernost.

«Kawaii» ist er irgendwie schon, der «Kawaii Tee & Coffee» an der Alpenstrasse 5. Das japanische Wort bedeutet «niedlich». Oder «süss». Und das trifft es sehr genau – vor allem in geschmacklicher Hinsicht. Le Nguyen hat ihr Geschäft anfangs Februar in der Luzerner Altstadt eröffnet. Die Fassade ist knallgrün, das Interieur weiss und mit vielen Pflanzen dekoriert. Sieht fast gesund aus. Ein Blick in die Auslage macht jedoch schnell klar, was es hier zu essen und trinken gibt. Bubble Teas, Glacé, Bubble-Waffles, Kaffee und Crêpes. Ein Paradies für Schleckmäuler.

«Meine Kinder mögen all diese Dinge», sagt uns Le Nguyen. Das habe sie auf die Idee gebracht, den Laden zu eröffnen. Da wegen der Corona-Situation viele Geschäftsflächen leer standen, hatte sie auch keine grossen Probleme, einen passenden Standort für ihre Idee zu finden.

Für Ngyuen, die zuvor ein Kosmetikstudio betrieben hat, ist es das erste gastronomische Unternehmen, das sie führt. Aktuell hilft ihr noch eine weitere Person im Geschäft. Ansonsten managt sie hier alles im Alleingang. Die Zutaten für das Trend-Getränk importiert sie direkt vom Ursprungsort Taiwan. Waffeln und Tees werden vor Ort frisch zubereitet.

Bisher ein verhaltener Start

Mit dem Start ist sie soweit zufrieden, auch wenn sie zugibt, dass die Kundschaft noch etwas zögerlich erscheint. Aufgrund der Fasnacht und der etwas versteckten Lage des Lokals ist das aber nicht weiter verwunderlich. «Es braucht noch etwas Geduld», sagt Nguyen.

«Wir möchten später auch Frühstück anbieten», so die Neo-Gastronomin. Mit Gipfeli und allem, was dazugehört. Klingt nach einer bunten Mischung, passt aber zum Multikulti-Konzept: Taiwanesisches Getränk, Bubble-Waffeln aus Hongkong, italienische Glacé, französisches Frühstück. Alles unter der Leitung einer gebürtigen Vietnamesin in einem Lokal mit japanischem Namen.

Nguyen lacht: «Meine Tochter hatte die Idee mit dem Namen. Ich finde, er passt sehr gut.» Le Nguyen tut gut daran, auf die Kinder zu hören. Denn sie machen den Löwenanteil der Zielgruppe aus. Und die hat bereits Lunte gerochen. «Die meisten unserer Kunden sind Kinder und Jugendliche», sagt die Unternehmerin.

Kalorienreiche Nascherei

Bubble Teas wurden in den 1980er-Jahren in Taiwan erfunden. Angeblich, um Kindern das Teetrinken schmackhaft zu machen. Als Grundlage dienen verschiedene Tee-Sorten, wahlweise auch mit Milch vermischt. Das Spezielle an den Tees sind die Beilagen.

So können Zucker-Afficionados ihren Tee mit Bobas – mit Sirup gefüllte Bubbles, die beim Draufbeissen zerplatzen –, Tapioka-Perlen oder Fruchtgelees anreichern. Auf Wunsch auch alles zusammen. Aber Vorsicht, wer an seiner Strandfigur arbeitet, sollte die Tees mit Vorsicht geniessen. Pro Becher fallen zwischen 300 und 500 Kalorien an.

Bubble Teas erleben ein Revival

Leserinnen, die vor 2010 geboren wurden, dürften beim Lesen dieser Zeilen ein Déjà-vu-Erlebnis haben. Bubble Tea? Gab's das nicht schon mal? Korrekt. Der Hype um die süssen Tees mit glibbrig-fruchtiger Einlage gab es vor einigen Jahren schon. Jedoch flaute er relativ schnell wieder ab. Damals haben Schlagzeilen über gesundheitsgefährdende und krebserregende Stoffe in den Tapioka-Perlen und anderen Zusatzstoffen dem Trend ein vorzeitiges Ende bereitet.

Davon hat sich die Branche nun offenbar erholt. Wohl auch, weil nach aktuellem Stand der Forschung keine krebserregenden Stoffe nachgewiesen werden konnten. «Fälle von gesundheitsgefährdenden Situationen sind uns nicht bekannt», schreibt denn auch Silvio Arpagaus, Kantonschemiker und Leiter der Dienststelle Lebensmittelkontrolle und Verbraucherschutz in Luzern, auf Anfrage. Die Betriebe werden – wie alle anderen auch – regelmässig auf lebensmittelrechtliche Anforderungen kontrolliert. «Dort, wo wir Mängel feststellen, ordnen wir Massnahmen an, um sie zu korrigieren.» Dabei seien Bubble-Tea-Betriebe nicht kritischer einzuordnen als die restliche Branche.

Bubble Tea bekommt Aufwind dank Insta und Tiktok

Warum erlebt der Trend überhaupt ein Revival? Einer der Gründe könnte das zunehmende Interesse an der fernöstlichen Kultur sein. Im Entertainment-Bereich nehmen Werke aus Korea oder Japan immer mehr Platz im allgemeinen Bewusstsein ein. Seien es Mangas und Animes aus Japan, koreanische Produktionen wie die Netflix-Serie «Squid Game», der Oscar-Gewinner «Parasite» oder das Musikgenre «K-Pop».

Auch Social-Media-Plattformen wie Tiktok und Instagram haben der vordergründig oft bunten Asia-Welt weltweit zusätzlichen Auftrieb verschafft. Das vermutet auch Le Nguyen. Besonders auf Tiktok seien die bunten Getränke ein gern gezeigtes Sujet.

Wenig erstaunlich also, dass sich das Interesse auch auf die lokale Gastronomie auswirkt. So hat mit «The Blossom Alley» kürzlich das erste Dim-Sum-Restaurant der Stadt Luzern seine Tore geöffnet (zentralplus berichtete).

Grosses Angebot in Luzern

So oder so, der Bubble Tea ist wieder in Luzern angekommen. Und «Kawaii Tee & Coffee» ist nicht der einzige Anbieter des Süssgetränks in Luzern. Etwa 10 Gehminuten von der Alpenstrasse entfernt, an der Eisengasse 7, betreibt die «Lucky Cat Bubble Tea GmbH» eine von zwei Filialen (die andere steht in Bern).

Und nur drei Schlürfs entfernt, an der Eisengasse 3, bewegt sich «Honey Luzern – Bubble Tea» im gleichen Segment. Bei einem Augenschein vor Ort war das Schaufenster jedoch von innen abgeklebt. Vielleicht, weil der Laden derzeit gerade umgebaut wird oder weil er wieder schliessen musste. Eine Anfrage unsererseits blieb bisher unbeantwortet. Der vierte Laden mit Fokus auf die süssen Tees befindet sich in der Luzerner Altstadt unter der Egg: «Sen – Bubble Tea Luzern», ein Unternehmen, das in Zug zwei weitere Filialen betreibt.

Die Luzerner Filiale von «Lucky Cat Bubble Tea» befindet sich and er Eisengasse.
Die Luzerner Filiale von «Lucky Cat Bubble Tea» befindet sich and der Eisengasse. (Bild: zvg / Luck Cat Bubble Tea)

Ziemlich viel Bubble Tea für eine Stadt. Dass sich die Geschäfte gegenseitig in die Quere kommen, glaubt Quoc Chau von «Lucky Cat Bubble Tea» nicht. «Die Auswahl an Getränke sind unterschiedlich wie auch das Menü-Konzept», heisst es auf Anfrage. Zudem ist Bubble Tea bei den einigen Betrieben nur ein Teil des Angebots – wie etwa bei Le Nguyen.

Ob der Trend dieses Mal länger anhält und sich fest in unsere Geschmacksknospen einprägt, oder ob die Bubble bald wieder platzt, wird sich zeigen. Quoc Chau ist zuversichtlich: «Das Geschäft läuft gut, wir können uns nicht beklagen. Wir sind guten Mutes, dass sich der Bubble Tea-Trend halten wird.» Für Le Nguyen ist das Lokal voraussichtlich sowieso eine temporäre Angelegenheit. «Mein Vertrag für die Räumlichkeiten läuft für ein Jahr.»

Verwendete Quellen
  • Persönliches Gespräch mit Le Nguyen, Inhaberin «Kawaii Tee & Coffee»
  • Schriftlicher Austausch mit Silvio Arpagaus, Kantonschemiker Kanton Luzern
  • Schriftlicher Austausch mit Quoc Chau, «Lucky Cat Bubble Tea Luzern»
  • Studie der Untersuchungsämter für Lebensmittelüberwachung und Tiergesundheit von Baden-Württemberg
  • Artikel auf welt.de
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1 Kommentar
  • Profilfoto von Stadt Luzerner
    Stadt Luzerner, 03.03.2022, 19:13 Uhr

    Hoffen wir, dass wir in Luzern noch ein wenig von der fernöstlichen Bus-Touristen-Plage verschont bleiben! Luzern war nie lebenswerter als in den letzten zwei Jahren.

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