Weihnachtsgeschichte mit Happy-End

Sie haben den Metalli-Adventstreff gerettet

Die Kulturschaffenden des Ateliers Cha Cha haben innert 10 Tagen einen Adventstreff aus dem Boden gestampft. (Bild: wia)

In Zug findet aktuell – wie fast alle Jahre – der Adventstreff vor dem Metalli statt. Nur: Die Geschichte der diesjährigen Betreiberinnen ist eine andere. Eine, die aus der Not geboren wurde und nun ziemlich unkonventionell umgesetzt wird. Garantiert ohne Lametta.

Wer heute über den Platz zwischen Metalli und Neustadtpassage schlendert, dem dürfte ein buntes Holzkonstrukt namens «Karo Kariert» auffallen. Der Adventstreff, der bereits in den letzten Jahren vor Ort geführt wurde, kommt heuer ziemlich anders daher. Keine hölzernen Ess- und Glühweinstände, kein Lametta, kein Kunstschnee. Stattdessen eine moderne, überdachte Konstruktion, welche mit bunten, geometrischen Formen versehen ist.

Diese entstand in Anlehnung an das Werk «Signpost for Ideas» des New Yorker Künstlers Matt Mullican. Es handelt sich dabei mitunter um zwei an Bauklotz-Türme mahnende Plastiken, die seit Jahrzehnten den Eingang des Metalli markieren.

Genauso verspielt kommt «Karo Kariert» daher. Verpflegt werden die Gäste, die im und ums Konstrukt herum Sitz- und Stehgelegenheiten finden, am Gastro-Container, der am Rande des Platzes steht. An diesem vorfeierabendlichen Montagabend schwebt bereits ein Hauch von Glühweinduft über den Platz, einige Gäste trotzen in Wolldecken gehüllt der unwirtlichen Kälte.

Gastro-Krise machte dem vorherigen Betreiber zu schaffen

Dass der Adventstreff heuer überhaupt stattfindet, ist nicht selbstverständlich, wie Gregor Schaller, der Centerleiter des Metallis gegenüber zentralplus erklärt: «Während der letzten Jahre organisierte ein externer Betreiber den Adventstreff. Dieser teilte uns im Oktober mit, dass er aufhört. Dies aufgrund der schwierigen Situation in der Gastronomie. Er nannte Personalmangel als ausschlaggebenden Punkt.» (zentralplus berichtete).

Zug Estates machte sich entsprechend auf die Suche nach einem neuen Betreiber. «Wir versuchten mitunter, unseren hauseigenen Betrieb, das Parkhotel, für die Idee zu gewinnen. Doch auch sie können im Moment keine Mitarbeitenden entbehren», sagt Schaller.

Erst Mitte November sei man über das persönliche Netzwerk einer Mitarbeiterin auf die Idee gekommen, die Kreativagentur «Gäggeligääl» anzufragen. Mit Erfolg. «Hätte sie nicht zugesagt, wäre der Platz dieses Jahr leer geblieben. Das wäre sehr schade gewesen, denn das Angebot ist bei den Leuten, insbesondere nach Feierabend oder während der Weihnachtsverkäufe sehr beliebt», sagt Schaller.

Ein hölzernes Gerüst, verziert mit geometrischen Figuren: so kommt der neue Adventstreff daher. (Bild: wia)

Zehn Tage von Planung bis Umsetzung des Adventstreffs

Eineinhalb Wochen Zeit, um einen Adventstreff von A bis Z zu planen, die Outdoor-Beiz zu bauen, Gastrolieferanten zu organisieren, Arbeitspläne zu schreiben und Barpersonal anzuheuern. Für die Verantwortlichen eine Herkulesaufgabe, welche einige Nachtschichten erfordert habe, wie diese vor Ort erzählen. Laura Hürlimann sagt: «Nachdem wir von Zug Estates angefragt wurden, besprachen wir uns mit den anderen Mietern des Ateliers Cha Cha, wo Rafael Casaulta und ich unsere Firma Gäggeligääl haben. Denn zunächst ging es um die Frage, ob wir in so kurzer Zeit eine gute Idee entwickeln können.»

Der Standort, eingebettet zwischen den Skulpturen von «Signpost for Ideas» schien das Team offenbar zu beflügeln. Die Designer Rafael Casaulta und Julian Wasem brachten die Idee zu Papier, zeichneten den Entwurf. Der Architekt Micha Gerhard erarbeitete die Visualisierungen, welche das Team Zug Estates alsbald vorstellen konnte. «Das Konzept kam sehr gut an», sagt Hürlimann.

Ein ungewohnt hohes Tempo für die Macherinnen

Sogleich ging's los mit der Umsetzung des Adventstreffs im Metalli. «Eine ziemliche Herausforderung waren die Bestellungen. Wir haben am letzten Donnerstag angefangen mit dem Aufbau, am Samstag darauf wurde die Beiz eröffnet. Wir hatten Glück, dass das ganze Material, insbesondere das Holz, rechtzeitig geliefert werden konnte», sagt die Projektleiterin.

Julian Wasem sagt: «Das Zeitmanagement ist für uns wohl die grösste Herausforderung. Wir alle haben noch andere Verpflichtungen im Tagesgeschäft. Damit ein Konzept wie dieses jedoch funktioniert, braucht es ein grosses Commitment aller Beteiligten.» Casaulta ergänzt: «Solche Projekte sind wir uns grundsätzlich zwar gewohnt. Jedoch nicht in diesem Tempo. Das war schon hart an der Grenze.»

Suppe, Käse und Cider aus der Region

Trotzdem will man sich mit dem Minimum nicht zufriedengeben. Anfangs sei etwa geplant gewesen, am Adventstreff nur Getränke anzubieten. «Doch irgendwann beschlossen wir: Wenn wir das schon machen, dann richtig. Dann bieten wir auch zu Essen an», sagt Hürlimann. Ein Punkt, der den Verantwortlichen trotz der Eile wichtig war: «Wir wollen ausschliesslich Produkte und Lieferanten aus der Region berücksichtigen.»

Die Suppe und das Gemüse wird nun also vom Hotzenhof in Baar geliefert, das Brot kommt von der Bäckerei Speck, der Cider stammt von der Firma Incider in Baar. Der Raclettekäse wird bei Dubach geholt, einem Laden, der keinen Steinwurf entfernt liegt. «Überhaupt empfinden wir die Zusammenarbeit mit den umliegenden Mietern als sehr wohlwollend», erklärt Hürlimann vom «Karo Kariert»-Team. «So können wir etwa die Infrastruktur des Restaurant Negishi nebenan für den Abwasch nutzen. Dafür sind wir wirklich dankbar.»

Die Lage ist gut: Shopper, die von der Neustadtpassage ins Metalli pilgern, gelangen automatisch an den Adventstreff. (Bild: wia)

Auch «Karo Kariert» spürt die Personalkrise der Gastronomie

Hürlimann sagt: «Ausschlaggebend dafür, dass wir das Projekt überhaupt machen können, ist die Bereitschaft unseres Barchefs Julian Wasem, jeden Tag einspringen zu können, wenn es nötig sein sollte.» Denn auch die Macher von «Karo Kariert» spüren die Gastro-Krise. «Einige der Schichten sind noch immer nicht besetzt», sagt Hürlimann.

Nun jedoch läuft der Laden. Die Bilanz des Adventstreffs im Metalli nach dem ersten Wochenende sei positiv. Wasem dazu: «Gerade am Samstag lief's sehr gut. Auch am Sonntag kehrten einige Leute, insbesondere auf dem Heimweg vom Märlisunntig, bei uns ein.»

Bewusste Abgrenzung vom Weihnachts-Klimbim

Warum eigentlich hat man sich sehr klar vom herkömmlichen Glitzer-, Blinklicht- und Rentier-Ambiente ferngehalten? «Die klassischen Weihnachtsdörfer können zwar schön sein, doch gibt es sie bereits hundertfach. Wir haben uns bewusst an diesem Platz, respektive am Kunstwerk orientiert, welches hier steht», sagt Hürlimann. «Als Kreativagentur sind wir es uns gewohnt, etwas andere Wege zu gehen.»

Der Adventstreff «Karo Kariert» ist täglich bis und mit dem 24. Dezember geöffnet. Unter der Woche jeweils zwischen 16 Uhr und 21 Uhr, am Wochenende zwischen 11.30 Uhr und 18 Uhr.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Gregor Schaller
  • Besuch von Karo Kariert und Gespräche mit Beteiligten
  • Artikel in der «Zuger Zeitung» über Matt Mullicans Kunstwerk
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