Kalte Schulter für Getränkegiganten

Luzerner Restaurants satteln auf lokale Cola um

Es gibt kaum ein Restaurant, das nicht eine Cola im Angebot hat. Auch in Luzern. (Bild: Symbolbild Adobe Stock)

Coca-Cola gehört zu den bekanntesten Getränken der Welt. Auch in der Luzerner Gastro kommt es vielerorts zum Einsatz. Wird aber zunehmend durch ein Luzerner Pendant ersetzt.

In verschiedenen Migros-Filialen sind in den Getränkeregalen derzeit grosse Lücken zu sehen. Und zwar dort, wo sonst Produkte von Coca-Cola stehen. Nebst Cola sind das Getränke wie Fanta, Sprite, Monster oder Valser-Mineralwasser, die derzeit in mehreren Standorten fehlen.

Die Migros wehrte sich schon früher gegen die Preisgestaltung des Getränkeunternehmens. Man befinde sich derzeit in Verhandlungen, bestätigte der Detailhändler gegenüber dem «Blick». Über deren Inhalt äussere man sich jedoch nicht. Wirft man aber einen Blick in die Vergangenheit, dürfte der Grund klar sein: Geld. Schon früher hat das Unternehmen beim Detailhandel höhere Preise verlangt – und damit für Unmut gesorgt.

Luzerner Gastronom sattelt um – gezwungenermassen

Auch in der Luzerner Gastronomie gibt es Vertreter, die mit dem Getränkehersteller ihre liebe Mühe haben. So erzählt ein Gastronom gegenüber zentralplus, dass er jüngst vom Getränkeriesen die Vertragskündigung erhalten habe. Eine konkrete Begründung habe man nicht mitgeteilt. Der Gastronom hat jedoch eine Vermutung.

Bei Coca-Cola kommt ein Bonussystem zum Einsatz. Je mehr Getränke ein Gastrobetrieb im Sortiment habe und auch verkauft, desto grösser falle eine jährliche Bonusrückzahlung aus. Er hat zum bestehenden Coca-Cola-Sortiment zusätzlich lokale Getränke ins Sortiment genommen und dadurch das Verkaufsvolumen verkleinert.

«Vermutlich hat deswegen der Umsatz für Coca-Cola nicht mehr gestimmt», vermutet der Gastronom. Auf Anfrage von zentralplus teilt die Pressestelle von Coca-Cola HBC Schweiz mit, aufgrund der Vertraulichkeit keine Auskünfte zu Verträgen zu kommunizieren. «Mit unseren Zwischenhändlern, welche die Gastronomiebetriebe zuverlässig beliefern, pflegen wir eine sehr gute Zusammenarbeit.»

Luzerner Cola wird immer beliebter

Die Kündigung habe beim Gastronomen für Stirnrunzeln gesorgt. «Ich habe manchmal den Eindruck, Coca-Cola meint, unverzichtbar zu sein», sagt der Wirt. Das habe bei ihm aber den «inneren Wilhelm Tell» ausgelöst. Er sieht die Kündigung nämlich als Chance, vollends auf lokale Getränke umzusteigen.

Und er scheint auch schon fündig geworden zu sein. Künftig will er die Sinalco Cola des Luzerner Getränkeunternehmens Ramseier aus Sursee ausschenken. Sinalco Cola ist mit Vivi Kola und Goba Cola aus der Ostschweiz wohl die bekannteste Schweizer Alternative. Nun hofft der Wirt, dass sich seine Gäste «aus nah und fern» auch darüber freuen.

Die Cola-Variante aus Sursee ist in der Zentralschweiz immer verbreiteter. (Bild: zVg / Sinalco)

Das dürfte wohl eine unbegründete Sorge sein. Denn die Luzerner Cola von Sinalco gewinnt auch dank der hiesigen Gastronomie immer mehr an Boden in der Schweiz. Wie Sprecherin Michèle Weber Da Costa auf Anfrage erklärt, habe das Unternehmen seit 2018 den Umsatz um 50 Prozent gesteigert. Derzeit sei das Softgetränk in etwa 300 Gastronomiestätten und bei Getränkehändlern in den Kantonen Luzern und Zug erhältlich.

Darunter auch Publikumsmagnete wie das Kultur- und Kongresszentrum Luzern und das Verkehrshaus der Schweiz in Luzern sowie die Gastronomiebetriebe der Bergbahnen Sörenberg und Restaurants der Remimag, Tavolago, Schatz, der Balance-Familie und Sinnvoll-Gruppen.

Region von Marke

Nachgefragt, warum die Gaststätten nicht auf den rot-weissen Giganten setzen, geben die meisten Betriebe an, lieber auf regionale Produkte setzen zu wollen. Beispielsweise das KKL Luzern. Bis zum Februar 2022 wurde in der Gastronomie des KKL Luzern noch Coca-Cola ausgeschenkt. Seither setzt das Unternehmen auf die Luzerner Alternative. Sprecherin Celia Nosetti erklärt, dass ihnen lokale Produkte mit kurzen Lieferwegen wichtig seien. Darum habe sich das KKL Luzern für das Produkt aus «unserem Kanton in nächster Nähe» entschieden.

Als ein «Vorreiter» bezeichnet sich die Tavolago, die unter anderem die Gastronomie auf den Kursschiffen des Vierwaldstättersees betreibt und Restaurants wie das «Ampersand» in der Stadt Luzern oder das Shoppingrestaurant «Tisch + Bar» in Holzhäusern betreibt. Sie setze «seit Stunde null auf möglichst regionale Partner», schreibt Geschäftsleiter Fredy Wagner auf Anfrage.

Dazu zählen Bier aus Einsiedeln, Mineralwasser aus Bad Knutwil und Süssgetränke von Ramseier. Wo immer möglich, setze das Unternehmen auf regionalere oder zumindest Schweizer Lösungen. «Im Idealfall gar Familienbetriebe – statt auf Weltkonzerne.» Dass dieser Trend nun auch auf andere Gastrobetriebe übergehe, freut den Geschäftsführer.

Für den Konzern dürften einzelne wegfallende Unternehmen einen Tropfen auf den heissen Stein sein. Coca-Cola HBC Schweiz mit Sitz in Opfikon im Kanton Zürich ist der einzige Abfüllpartner der «The Coca-Cola Company» in der Schweiz, der Coca-Cola-Produkte herstellt und vertreibt. Das Unternehmen beschäftigt rund 650 Mitarbeiterinnen und erwirtschaftet gemäss einer Studie von Steward Redqueen rund 833 Millionen Franken Wertschöpfung für die Schweizer Wirtschaft. Dies entspricht 0,11 Prozent des nationalen Bruttoinlandprodukts.

Verwendete Quellen
  • Gespräche mit verschiedenen Gastronomen
  • Artikel im «Blick»
  • Schriftlicher Austausch mit Sinalco-Sprecherin Michèle Weber Da Costa
  • Schriftlicher Austausch mit Celia Nosetti, KKL Luzern
  • Artikel im «Tagblatt»
  • Schriftlicher Austausch mit Luzia Baldauf, Coca-Cola HBC Schweiz
  • Website Coca-Cola HBC Schweiz
  • Artikel von Swissinfo
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