2,6 Tonnen Essen landen jährlich im Abfall

Gegen Foodwaste: Kanton Luzern holt Gastronomie ins Boot

Der Kanton Luzern und der Verein United Against Waste wollen mit einem gemeinsamen Projekt Foodwaste in Luzern minimieren. (Bild: Andrey Popov / Adobe Stock)

Zu viel Essen landet im Müll. Zusammen mit einem Verein sagt der Kanton Luzern nun Foodwaste den Kampf an. Dafür braucht er die Mitarbeit der hiesigen Gastronomie.

Foodwaste ist ein echtes Problem. Gemäss dem Bundesamt für Umwelt verursacht die Schweiz pro Jahr 2,6 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle – das ist rund 300 Kilogramm pro Person. Rund ein Zehntel der Lebensmittelverschwendung fällt in der Gastronomie an. Zu grosse Speisekarten, Lagerprobleme, dauernde Verfügbarkeit aller Speisen: Die Gründe für Foodwaste sind vielfältig.

Der Kanton Luzern hat jetzt gemeinsam mit dem Verein United Against Waste (UAW) das Projekt «Food Save Luzern» initiiert. United Against Waste vereint verschiedene Akteure der Lebensmittelbranche und trägt mit gemeinsamen Prioritäten und Wissensaustausch zum Engagement gegen Foodwaste bei.

In Basel-Stadt, wo dasselbe Projekt bereits in der finalen Phase ist, gibt es laut UAW bemerkenswerte Ergebnisse. Hier seien Gastronomie-Betriebe in der Lage, ihren Foodwaste langfristig um bis zu 70 Prozent zu senken. Ein ähnlicher Erfolg soll nun auch in Luzern erzielt werden.

Für den Kanton ist es nicht das erste gemeinsame Projekt mit dem Verein. Sie haben beispielsweise 2016 im Rahmen der Gastronomie-Messe Zagg ein Forum zum Thema Foodwaste durchgeführt (zentralplus berichtete).

Kanton sucht 30 Pilotbetriebe

Für «Food Save Luzern» sucht der Kanton Luzern nun 30 Gastronomiebetriebe, die beim Projekt mitmachen. Teilnehmen können auch Betriebe aus der Hotellerie, der Gemeinschaftsgastronomie oder der Care-Gastronomie wie beispielsweise Pflegeheime oder Spitäler. Pro Betrieb fallen 1’500 Franken Teilnahmegebühr an.

Im Gegenzug werden die Unternehmen beraten, begleitet und mit Workshops unterstützt. Über die Zeitspanne von zwei Jahren werden die Lebensmittelabfälle der teilnehmenden Betriebe dreimal detailliert ausgewertet. Nach der Analyse erarbeitet der Verein mit dem Restaurant, Hotel oder Spital individuelle Massnahmen, um Abfälle und damit Kosten einzusparen.

Zwölf Luzerner Betriebe haben bereits zugesagt

Die Erfahrung von United Against Waste zeigt, dass im Schnitt 35 Prozent der Lebensmittelabfälle auf einfache Weise nachhaltig reduziert werden können. Damit habe das Projekt «Food Save Luzern» nicht nur einen ökologischen, sondern auch einen betriebswirtschaftlichen Nutzen.

«Mit jeder neuen Generation, die in die Ausbildung kommt, steigt das Verständnis für die Problematik.»

Thomas Tellenbach, Verband Gastro Luzern

Bei der hiesigen Gastroszene stösst das Projekt auf viel Gegenliebe. Zwölf Betriebe haben bereits zugesagt, sagt Thomas Tellenbach vom Verband Gastro Luzern auf Anfrage. Mit dabei sind beispielsweise das Hotel Schweizerhof, das Cascada Hotel samt Bolero Restaurant, die Stiftung Brändi, die Pilatus Bahnen, der Marché Neuenkirch Ost und die Heime Kriens AG.

Sensibilisierung für Foodwaste steigt

Das Bewusstsein für das Thema ist in den letzten Jahren gewachsen. «Foodwaste ist aus unserer Sicht am Abnehmen», hält Tellenbach fest. Dies liege unter anderem daran, dass heute bereits an Schulen darauf aufmerksam gemacht werde. «Mit jeder neuen Generation, die in die Ausbildung kommt, steigt das Verständnis für die Problematik.»

Der anhaltende Kampf gegen Foodwaste ist zudem ein Mittel des Kanton Luzerns, klimaneutral zu werden. Das soll gemäss Kanton bis 2050 der Fall sein. Im Planungsbericht Klima und Energie zeigt der Luzerner Regierungsrat auf, wie der Kanton Luzern die Ziele zum Schutz des Klimas und zur Anpassung an den Klimawandel in den nächsten Jahren koordiniert angehen will. Dazu kann auch die Reduktion von Lebensmittelabfällen beitragen.

Kantonsspital Luzern als Leuchtturmprojekt

Einen grossen Erfolg kann das Kantonsspital Luzern (Luks) verbuchen. «Das ist ein Leuchtturmprojekt», erklärt Alexander Pabst von UAW gegenüber zentralplus. Das Luks beschäftigt sich seit 2017 eingehend mit der Thematik und hat in Zusammenarbeit mit UAW eine Fallstudie publiziert. Damals hat man den Ist-Zustand unter die Lupe genommen und nachgemessen, wo der Foodwaste herrührt:

Im Anschluss hat das Luzerner Kantonsspital nicht nur die Portionen verkleinert und das Bestellwesen angepasst, sondern auch Mitarbeiterinnen und Patienten für die Thematik sensibilisiert. Das Ergebnis: Das Luks hat seinen Foodwaste um rund 50 Prozent verringern können.

Im Kanton Luzern haben sich in der Vergangenheit diverse Projekte dem Thema gewidmet. Sei es über Gastro-Betriebe wie der Restessbar in Kriens oder mit öffentlichen Kühlschränken von «Madame Frigo» (zentralplus berichtete). Bekannt ist auch die Plattform «Too Good To Go», die seit 2019 beispielsweise mit der Migros Luzern zusammenarbeitet und seither im Kanton über 100’000 Essensportionen gerettet hat. «Jedes Projekt gegen Foodwaste ist in unserer Branche eine Win-win-Situation», sagt denn auch Thomas Tellenbach.

Was kannst du gegen Foodwaste tun?

  • Foodwaste beginnt oft schon beim Einkauf. Die Internet-Plattform Savefood.ch bietet Tipps und Tricks für eine gescheite Einkaufsplanung und diverse Rezepte für Resteverwertung. Hinter der Plattform steht die Zürcher Umwelt-Stiftung Pusch.
  • Die «Madame Frigo»-Kühlschränke nutzen – oder selbst einen bewirtschaften. Infos dazu findest du hier.
  • Die App Too Good To Go bietet eine Abholmöglichkeit bei teilnehmenden Geschäften. Nebst zahlreichen Restaurants, Bäckereien und Bars sind auch Grossverteiler wie die Migros auf der App vertreten. Als Kunde bezahlst du im Vorfeld und kannst deine Bestellung in einem festgelegten Zeitfenster in der jeweiligen Filiale abholen.
Verwendete Quellen
  • Telefongespräch mit Alexander Pabst, Projektleiter bei UAW
  • Schriftlicher Austausch mit Thomas Tellenbach von Gastro Luzern
  • Fallstudie von 2018, Kantonsspital Luzern
  • Medienmitteilung des Kantons Luzern und UAW
  • Medienmitteilung Migros Luzern

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