Nachfolgerinnen des «Käse-Papstes»

Diese beiden retteten Rolf Beelers Käsestand in Luzern

Sie verkaufen Käse am Marktstand direkt neben der Kapellbrücke (von links): Elena Magara, Rolf Beeler und Sabrina Specchio. (Bild: mik)

Sein Stand gehört zum Luzerner Wochenmarkt wie der Käse zum Apéro-Plättli: Rolf Beeler. Wegen seines Alters und fehlender Mitarbeiter ist der Stand auf der Kippe gestanden – bis der Käseverkäufer Sabrina Specchio und Elena Magara gefunden hat.

«Do you have Cheddar cheese?», fragt die asiatische Touristin am Samstagmorgen den sichtlich verdutzten Käsehändler. Dieser muss sie leider enttäuschen: An Rolf Beelers Stand am Luzerner Wochenmarkt bieten sie zwar über 100 Käsesorten an – von Schimmel- über Hart- bis Weichkäse –, jedoch keinen Cheddar. Denn Beeler hat einen Ruf als «Käse-Papst» zu verteidigen. Er vertreibt vornehmlich Käse aus Rohmilch und aus selektiven Käsereien. Sein Stand direkt neben der Kapellbrücke und sein Keller im aargauischen Mellingen ist die Adresse für Käse von Dutzenden Gault-Millau-Köchen.

Eine Adresse, die kurzzeitig auf der Kippe stand: Wegen fehlender Mitarbeiter und seines zunehmenden Alters mussten Käsefans um seinen Stand in Luzern fürchten (zentralplus berichtete). Rund einen Monat später folgte jedoch die frohe Nachricht: Mit Sabrina Specchio und Elena Magara sind künftig zwei Frauen für den Stand verantwortlich.

Von Zürich zu Beeler

Der 37-jährigen Sabrina Specchio ist der Stand nicht unbekannt, wie sie in einer ruhigeren Minute erzählt. Seit zwei Jahren arbeitet sie bereits für Rolf Beeler. Vorher sei sie 20 Jahre in einem Käseladen in Zürich gewesen. Nur im Verkauf zu arbeiten, sei ihr jedoch verleidet. Als sie schliesslich ein Stellenangebot für Rolf Beelers Laden gesehen habe, von dem sie schon sehr viel gehört hatte, habe sie sich beworben. Und wurde prompt genommen.

«Am Stand fragen immer noch viele nach Rolf. Viele freut es aber auch, dass hier nun zwei Frauen übernehmen.»

Elena Magara über ihre ersten Erfahrungen am Wochenmarkt

Seither leitet sie nebst Beelers Tochter Muriel den Laden in Mellingen und verkauft Käse am Wochenmarkt. «Der Marktstand ist mir ans Herz gewachsen.» Die Arbeit mache Spass, und auch die Beziehung zwischen den Marktverkäufern sei super. «Bei dieser Umgebung und diesem Ambiete steht man doch gerne früh auf», sagt Specchio und lacht. Sie fühle sich darum auch geehrt, dass sie in Beelers grosse Fussstapfen treten dürfe.

Faszination für Käse von Kindesbeinen an

Gleich geht es auch der 30-jährigen Elena Magara. «Ich habe schon Respekt davor, in seine Fussstapfen zu treten.» Gleichzeitig bereite es ihr Vergnügen, so viel Neues zu lernen. Ursprünglich komme sie aus der Gastrobranche, sie habe Köchin in Zürich gelernt. In der Vinothek «Caduff's Wine Loft» hatten sie eine Käsevitrine mit 50 bis 60 Sorten. Der Lieferant: natürlich Rolf Beeler.

So habe sie Beeler bereits aus ihrer Lehrzeit gekannt. Er führte auch ab und an Schulungen durch, wie der Käse zu handhaben sei und wo er herkomme. Später traf sie ihn erneut während ihrer Ausbildung zur Käsesommelière, wo er einen Tag unterrichtete. Bereits da hätten sie darüber gesprochen, ob er noch Mitarbeiterinnen für seinen Stand braucht, erinnert sie sich. Als sie dann ihren Job gekündigt hatte und von Beelers Suche nach Nachfolgern erfuhr, zögerte sie nicht lange. Seit Mai ist sie nun am Stand anzutreffen.

Im Gegensatz zur Gastronomie schätze sie die geregelten Arbeitszeiten. Der Gäste- beziehungsweise Kundenkontakt sei jedoch ähnlich. Dabei hoffe sie, die Marktbummler genauso von Käse begeistern zu können, wie sie es sei. «Ich finde es faszinierend, wie man nur aus Milch ein Produkt mit so vielen Geschmäckern und Charaktern herstellen kann», erklärt sie ihre Faszination für das Milchprodukt. Zudem sei sie wegen ihres italienischen Vaters quasi mit Käse auf dem Tisch aufgewachsen: «Egal ob nach dem Znacht noch jemand hungrig war, es wurde immer noch Käse aufgetischt.»

Stand in Luzern liegt Rolf Beeler besonders am Herzen

Zusammen wollen sie den Stand Beelers möglichst in seiner Tradition fortführen. Die ersten zweimal allein am Markt hätten bereits gut funktioniert, wie sie erzählen. «Am Stand fragen immer noch viele nach Rolf, so ist es nicht», sagt Magara. Fügt jedoch gleich hinzu: «Viele freut es aber auch, dass hier nun zwei Frauen übernehmen.»

Allen voran Rolf Beeler selbst. «Ich war erleichtert. Mir lag es am Herzen, dass der Stand in Luzern weitergeht», schildert er die erfolgreiche Nachfolgersuche. Seit knapp 47 Jahren betreibt er den Stand in Luzern. Dabei hat er sich auch eine grosse Stammkundschaft aufgebaut: Immer wieder wird das Gespräch unterbrochen, er begrüsst die vorbeigehenden Marktgänger mit Vornamen und fragt sie nach ihren Ferien.

«Ich bin ja gerne selbst hier am Stand, es ist das Alter, das mich zwingt kürzerzutreten.» Der Wochenmarkt in Luzern sei für ihn mit dem Ambiente direkt an der Reuss der schönste Markt in Europa. Er hält denn auch fest: «Ich hätte den Stand in Zürich nie auf Kosten von Luzern eröffnet.» Der Stand in Zürich würde drum auch von jemand anderem bedient.

Auch künftig bleibt der «Käse-Papst» dem Käse treu

Für ihn starte nun eine «neue Epoche». «Ich freue mich darauf, meiner Enkeltochter mehr Zeit zu widmen.» Dabei spricht nicht nur der Grossvater, sondern auch der Geschäftsmann aus ihm: So könne seine Tochter Muriel sich mehr dem Familienunternehmen widmen. Trotzdem bleibt er dem Käse treu. «Käse ist mein Hobby. Ich werde nun wieder mehr Käsereien besuchen können.»

Auch dem Wochenmarkt bleibt er (noch) nicht fern. Einmal im Monat – so wie an diesem Samstag – steht er noch am Stand an der Reuss. Noch befänden sie sich in der Übergangsphase. «Ich möchte den Stand nicht halbbatzig übergeben, sondern richtig.» Bis dahin können Käsefans noch einige «Nümmerli» bei ihm an seinem Stand neben der Kapellbrücke ziehen. Doch die vielen Kunden zeigen: Auch wenn es keine Päpstinnen gibt, so scheint sein Käsestand doch in guten Händen.

Verwendete Quellen
  • Website Rolf Beeler
  • Artikel «Gault-Millau»
  • Persönliches Gespräch mit Sabrina Specchio, Elena Magara und Rolf Beeler
  • Augenschein vor Ort
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1 Kommentar
  • Profilfoto von MARIO P. HERMANN
    MARIO P. HERMANN, 25.08.2023, 15:06 Uhr

    Fast 50 Jahre lang wirkte der Käse-Fachmann Rolf Beeler an seinem Stand in der Leuchtenstadt Luzern. Sowas muss man(n) auch zuerst mal schaffen…
    Bei jeder Witterung den Karren zu ziehen, und zwar sooo lang, ist sehr bemerkenswert und gebührt einen grossen Applaus! Früher musste ich jahrelang zwischendurch beruflich an den Wochenmarkt und für viele Leute ist so ein Markt eine willkommene Abwechslung im «grauen Alltagsleben». Man trifft Leute auf einen kurzen (oder langen) Schwatz; kauft frische und feine Sachen ein — was will man mehr…
    Ich finde es grossartig, dass Herr Beeler seine Nachfolge hatte regeln können, und wünsche den beiden Damen, welche das Käsegeschäft übernommen haben, ebenfalls weiterhin viel Erfolg, schöne Momente sowie auch ein so grosser Durchhaltewille wie «Mr. Beeler».
    Übrigens: Ich liebe Käse über alles und esse mehrmals in der Woche diverste Sorten!

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