Start-up kämpft sich in die Coop-Regale

Connie’s Kitchen: Zuger Paare lancieren eigenen Ketchup

Das Team von «Connie's Kitchen» aus Zug: Greg Beardwell, Connie Kelly, Suze Beardwell und John Kelly (v.l.n.r.) (Bild: Connie's Kitchen)

Ketchup ist beliebt, aber meist sehr ungesund. Zwei Ehepaare haben darum einen eigenen Ketchup produziert und auf den Markt gebracht. Eine Zuger Erfolgsgeschichte aus Hagendorn.

Für viele ist Ketchup unverzichtbar, wenn Pommes frites auf dem Teller liegen. Oder ein Hot Dog. Bei gewissen Studenten gilt er gar als preisgünstige Saucenalternative für Pastagerichte. So beliebt Ketchup ist, so ungesund ist er in vielen Fällen leider auch.

Ketchup besteht in der Regel aus Tomatenmark, Essig, Salz, Gewürzen und – je nach Produkt – ziemlich viel Zucker. Bei der wohl bekanntesten Marke Heinz stecken gemäss Verpackungsangaben 22,8 Gramm Zucker auf 100 Gramm Ketchup. Als Vergleich: Dieselbe Menge Coca-Cola enthält 10,6 Gramm Zucker. Eine Ketchup-Eigenkreation aus Hagendorn bei Cham stellt sich gegen diesen Zuckertrend und feiert damit ziemlichen Erfolg.

Ketchup ist ein «notwendiges Übel»

Connie und John Kelly sowie Suze und Greg Beardwell sind zwei Paare, die grossen Wert auf eine gesunde Ernährung legen. Als die Familie Kelly ihre Ferien in Australien verbrachte, merkte sie, dass die Ketchups dort überzuckert und voller Zusatzstoffe waren. Die Beardwells kannten das Problem – Australien ist ihre ehemalige Heimat.

«Ketchup ist in Australien allgegenwärtig», sagt Suze Beardwell gegenüber zentralplus. Sie muss es wissen, schliesslich bezeichnet sie sich als «Bauernmädchen aus dem australischen Outback», ihr Mann Greg nennt sich einen «BBQ-liebenden Aussie». Beide haben ihre Heimat verlassen und leben seit zwölf Jahren in der Schweiz.

«Ketchup ist in Australien ein notwendiges Übel», sagt Suze Breadwell. «Er steht in praktisch allen Restaurants auf dem Tisch und wird auch zu Hause zu fast jeder Mahlzeit serviert.» Das Resultat: Er wird zu fast allem gegessen. Und: Kinder würden oft ihnen unbekannte Lebensmittel erst dann probieren, wenn sie sie mit etwas Bekanntem – wie eben Ketchup – essen würden.

Kinder als Testpublikum für den Zuger Ketchup

Der hohe Zuckergehalt – und der oft zu süsse Geschmack – waren dem Quartett ein Dorn im Auge. Die beiden Ehepaare beschlossen, einen eigenen Ketchup herzustellen. Aus reinen Biozutaten und frei von E-Nümmerchen und Kristallzucker. «Connie's Kitchen» war geboren und fand im zugerischen Hagendorn – dem heutigen Wohnort von Suze und Greg Beardwell – ein Zuhause.

Der Firmenname ist Programm. Die gebürtige Österreicherin Connie Kelly hat in der heimischen Küche den ersten eigenen Ketchup zubereitet. Über 100 Versuche hat die Ernährungswissenschaftlerin und Köchin gebraucht, bis sie mit dem Ergebnis zufrieden war.

Connie Kelly und drei ihrer Eigenkreationen. (Bild: zvg)

«Mein Ziel war es, ein authentisches, gesundes, schmackhaftes und reichhaltiges Ketchup zu kreieren, das vollgepackt ist mit nahrhaften Inhaltsstoffen», schreibt sie in einer Medienmitteilung. Die Nachbarschaft – allen voran die Kinder – fungierten während der Tüftelphase als kritisches Testpublikum.

Von der heimischen Küche ins Coop-Regal

Was 2018 noch als Ferienidee seinen Anfang nahm, ist heute gut etabliert. Während Connie Kelly für die Rezepturen zuständig ist, kümmert sich John Kelly um das Marketing und Greg Beardwell um die Fragen rund um die Produktion, die in Bern stattfindet. Suze Beardwell ist für die PR und Rechtliches zuständig. «Wir alle helfen uns aber gegenseitig aus und jeder ist für Vertrieb und Kundenbeziehungen verantwortlich», erklärt Suze Beardwell gut gelaunt. «Wie das bei einem Start-up wohl üblich ist.»

Die Produkte aus «Connie's Kitchen» sind online, in rund 500 Bio-Läden, ausgewählten Hotels und Restaurants und auch bei Coop – hier kostet eine 230-Gramm-Flasche 5.20 Franken – schweizweit erhältlich. Eine ziemlich steile Karriere. «Zu Beginn haben wir alle Bioläden in Zug und Umgebung einzeln abgeklappert und gefragt, ob sie unseren Ketchup ins Sortiment nehmen wollen», erinnert sich Greg Beardwell.

Dass ihr Ketchup mittlerweile in über 800 Coop-Filialen in der ganzen Schweiz steht, überrascht die Paare selbst ein wenig. «Schweizer sind ziemlich gesundheitsbewusst. Darum wussten wir, dass unser Ketchup eine Chance hat», sagt Suze Beardwell. «Aber wir hätten nicht damit gerechnet, dass unser Produkt gleich so gut ankommt.»

Im September 2022 setzte das Verbrauchermagazin «Saldo» den Ketchup aus Hagendorn in einem Test mit 16 Ketchups auf den Spitzenplatz. Platzhirsch Heinz landete auf den hintersten Rängen.

Expansion geplant

Nebst dem Ketchup hat Connie Kelly noch vier weitere Saucen entwickelt. Beispielsweise einen Jalapeño-Ketchup mit Bio-Jalapeños aus Weggis, der «Riviera» Luzerns. Ein Treibhaus in Weggis sei «der einzige Ort in der Schweiz, wo biozertifizierte Jalapeños wachsen», erklärt Suze Beardwell.

Auch drei vegane Mayonnaisen, «Vayo» genannt, sind mittlerweile auf dem Markt. Mit Leinsamenmehl als natürlicher Ei-Ersatz und Sonnenblumenöl. Die jüngste Variante – eine Mayonnaise mit Knoblauch – kam erst vor wenigen Wochen in die Regale. Weitere Produkte sind in Planung, aber noch nicht konkret. «Wir haben noch viele Ideen», so Greg Beardwell.

Bisher findet man Produkte aus «Connie's Kitchen» in der ganzen Schweiz und bald in Teilen Österreichs. «Connie's Kitchen» will aber weiter. «Wir planen derzeit, auch nach Deutschland zu expandieren», so Greg Beardwell. Ob der Hagendorner Ketchup dereinst auf australischen Tischen stehen wird, steht indes noch in den Sternen.

  • Persönliches Gespräch mit Suze und Greg Beardwell
  • Website «Connie's Kitchen»
  • Inhaltsangaben Coca-Cola und Heinz Ketchup
  • Medienmitteilung «Connie's Kitchen»
  • Ketchup-Ranking «Saldo»
Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


3 Kommentare
  • Profilfoto von PWI
    PWI, 17.01.2023, 01:54 Uhr

    … allein die Verpackung, oekosch***sinn, typisch Generati*ion*innen

    👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎2Daumen runter
  • Profilfoto von Doris Wernli
    Doris Wernli, 16.01.2023, 17:10 Uhr

    Eine ähnliche Story gab es anfangs von Brunos Salatsauce aus Sarnen. Klein und fein. Danach die Expansion, Zusatzstoffe, Geschmacksverstärker, heute industrielle Massenware zum hohen Preis. Ist zu hoffen, dass es hier besser gemacht wird.

    👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Peter Bitterli
    Peter Bitterli, 16.01.2023, 13:29 Uhr

    Ich produziere auch meinen eigenen Senf. Und ich brauche nicht einmal eine Partnerin dazu. Zumindest nicht unmittelbar.

    👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔1Nachdenklich👎1Daumen runter
Apple Store IconGoogle Play Store Icon