So geht es nach dem Katastrophenjahr weiter

Aus die Laus: Baarer Wein ist auf dem Vormarsch

Hat eine alte Baarer Tradition wieder aufleben lassen: Winzer Philipp Hotz. (Bild: zvg)

Der Winzer Philipp Hotz aus Baar betreibt das grösste Weingut im Kanton Zug. Mit einem Label will er den lokalen Weinanbau fördern. Wie aber steht es nach dem vergangenen Katastrophensommer um den Wein?

Der Kanton Zug ist vor allem für den Anbau von Kirschen bekannt. Dabei gibt es durchaus noch eine weitere Frucht, die im Kanton prächtig gedeiht: die Weintraube. Wenig erstaunlich, dass sich an zahlreichen Zuger Hängen grössere und kleinere Weingüter etabliert haben.

So nutzt beispielsweise Alfred Knüsel mit seinem Bio-Hof in Risch den Rebberg zwischen Risch und Meierskappel für Bio-Wein (zentralplus berichtete) oder das Ehepaar Straub aus Oberwil bei Zug produziert in guten Jahren an die 2'000 Flaschen (zentralplus berichtete). Auf der anderen Seite des Kantons, namentlich in Deinikon bei Baar, hat sich mit dem Weingut Hotz ein weiterer Produzent etabliert.

Grösste Weinbaufläche im Kanton

«Weinbau hat in Baar eine lange Tradition», erklärt uns Winzer Philipp Hotz (32). «Damals wurde der Wein für das Kloster Kappel gekeltert, um mit dem Weinzehnten die Steuern zu bezahlen.» Auch die Vorfahren von Philipp Hotz, die sich 1531 in der Gegend niederliessen, widmeten sich dem Weinbau, zumindest bis Ende des 19. Jahrhunderts. Dann nämlich richtete die aus Nordamerika eingeschleppte Reblaus in Europa weitreichende Schäden in den Rebbergen an. Auch die Reben der Familie Hotz wurden dabei fast vollständig zerstört.

Von diesem Rückschlag ist heute freilich nichts mehr zu sehen. Über 6'000 Rebstöcke hat Philipp Hotz 2015 mit Freunden und Familie an den sonnigen Südhängen von Deinikon gepflanzt und lässt somit unter dem Namen «Weinbau Hotz» die langjährige Tradition wieder aufblühen.

Im Jahr 2021 hat er noch weitere 3'000 Rebstöcke gesetzt, die aber frühestens in drei Jahren Ertrag abwerfen dürften. Trotzdem: Mit einer Fläche von rund 1,2 Hektaren ist das Gut gemäss Hotz «die grösste Weinbaufläche im Kanton Zug.»

Weinliebe aus dem Südtirol

Zum Wein kam der gelernte Obstbauer während seiner Ausbildung im Südtirol. «Es ist schwer, sich in dieser Region nicht in den Wein zu verlieben», so Hotz. Die Idee, an dem historischen Hang in Baar wieder Reben anzupflanzen, brauchte bei den Eltern, die damals noch den Hof führten, keine grosse Überredungskunst. 2020 hat Philipp Hotz den Hof übernommen – und investiert viel Zeit und Kraft in den Weinbau.

Am «Baareba»-Tag bringt die Familie Hotz Wein-Freunden den Hof und die Rebberge näher.
Am «Baareba»-Tag bringt die Familie Hotz Wein-Freunden den Hof und die Rebberge näher. (Bild: zvg)

An den Hängen des Hotzenhofs wachsen nun pilzresistente (Piwi) Sorten, die zu Cabernet Jura, Johanniter und Muscaris verarbeitet werden. Aus den neu angebauten Trauben werden dereinst Souvignier Gris, Sauvitage und der Rotwein Divico. Gekeltert wird bei Baumgartner Weinbau im aargauischen Tegerfelden. Rund 6'000 Flaschen Wein entstehen aus den Trauben der Familie Hotz pro Jahr – wenn nicht gerade ein Jahrhundertsturm wütet.

Die Ruhe nach dem Sturm

Wir erinnern uns: Im vergangenen Sommer haben schwere Regenfälle, Hagelstürme und Überschwemmungen in der Zentralschweiz grosse Schäden verursacht (zentralplus berichtete). Nebst zahlreichen Gebäudeschäden haben die Unwetter auch ganze Ernten vernichtet – so auch die von Zuger Weinbauern.

Ganz erholt hat man sich davon noch nicht: «Wir rechnen heuer noch mit einem Ausfall von etwa 10 Prozent», sagt Philipp Hotz. Trotzdem ist er für die diesjährige Ernte optimistisch. Der grösste Teil der Reben habe sich wieder erholt und gedeihe derzeit ganz gut. Weinfreunde können also – vorerst – aufatmen. Bis zur «Wümmet», also der Traubenernte, dauert es indes noch eine Weile. Diese steht erst im September an.

Vertrieb über eigene Kanäle

Um dem Baarer Wein in der schweizweiten Szene zusätzlichen Aufwind zu geben, hat Hotz das Label «Baareba» ins Leben gerufen, das sich aus den Wörtern «Baarer» und «Rebbau» zusammensetzt. Unter diesem Namen veranstaltet der Winzer jährlich einen «Tag der offenen Türe» auf dem Hof, verkauft Patenschaften für die Rebberge und vertreibt auch die Weine.

Verkauft werden die Weine in ausgewählten Restaurants, direkt ab Hof und über einen eigenen Laden, dem «Hof-Märcht» im Lättich. Hier gehen auch andere Hof-Erzeugnisse wie Obstbrände und Milch-Produkte über die Ladentheke, auch von umliegenden Betrieben. «Damit wollen wir unsere lokalen Lebensmittel stärker in den Mittelpunkt stellen.»

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Philipp Hotz
  • Medienmitteilung «Baareba»-Tag
  • Artikel in der «Bauernzeitung»
  • Website von Weinbau Hotz
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