«Food Save Luzern» – Projekt gegen Foodwaste

Essen retten, Reste essen!

Nadine Schweiger und Marcel Kofler sind Mitinitianten des Projekts «Food Save Luzern». (Bild: Yasmin Billeter)

Ein frisches Projekt gegen die Verschwendung von Esswaren in Luzern kommt vom Verein «Neugarten»: Die Initianten retten noch intakte Lebensmittel von Verkaufsläden und stellen diese in einem Kühlschrank gratis zur Verfügung. Doch das Unterfangen ist nicht so einfach, wie es klingt.

In der Zwischennutzung Neubad steht ein grosser Kühlschrank, und jeder darf gratis ran. Was utopisch klingt, ist das neuste Projekt des Vereins Neugarten. Dieser will mit «Food Save Luzern» auf die Lebensmittelverschwendung, zu Englisch Foodwaste, aufmerksam machen. «Jedes Lebensmittel entsteht durch einen Energie- und Arbeitsaufwand. Damit dieser nicht umsonst eingesetzt wurde, sollen die noch geniessbaren Lebensmittel verwertet, anstatt weggeschmissen werden», erklärt Mitinitiant Marcel Kofler. Und so landen Gemüse und Früchte nicht in den Mülltonen der Hinterhöfe, sondern im Eingangsbereich der grössten Luzerner Zwischennutzung.

Was gibt es im Kühlschrank zu holen?

Bestückt wird der Kühlschrank mit Gemüse und Früchten die aussortiert oder nicht konform, aber noch geniessbar sind. Die Lieferanten kommen aus dem Detailhandel. «Grosse Läden wie Migros, Coop, Aldi oder Manor zeigten aber leider kein Interesse», bedauert Kofler. Sie setzen nun vor allem auf mittlere und kleinere Läden aus der Stadt Luzern, wie zum Beispiel den Bioladen «Gänterli», der dem Projekt offen gegenübersteht. «Wir sind allerdings noch auf der Suche nach weiteren Läden, die mitmachen wollen», bestätigt Kofler.

Privatpersonen dürfen keine Lebensmittel in den Kühlschrank stellen, so will es das Lebensmittelgesetz. «Selbst wenn die Produkte gratis abgegeben werden, müssen sie den Hygienerichtlinien entsprechen», erklärt Mitinitiantin Nadine Schweiger. Potential sieht das Projekt zu einem späteren Zeitpunkt auch bei den lokalen Bäckereien. Sobald die Produkte allerdings gekühlt werden müssen, wird es kompliziert: «Die Kühlkette darf nicht unterbrochen werden», sagt Schweiger. Deswegen werden alle Fleisch- und Fischwaren, aber auch Milchprodukte vorerst ausgeschlossen.

«Jeder darf aus dem Kühlschrank Essen rausnehmen.»
Marcel Kofler, Neugarten

Im Gegensatz zu der Schweizer Tafel braucht man keine Bezugskarte des Sozialamtes. Die geretteten Lebensmittel sind für alle kostenlos zu haben. «Jeder darf aus dem Kühlschrank Essen rausnehmen», sagt Kofler.

So ein Kühlschrank gibt zu tun

Was für ein Aufwand so ein unscheinbarer Kühlschrank mit sich bringt, haben bereits die Gespräche mit dem Lebensmittelamt gezeigt. Und auch nach der Eröffnung Mitte Mai, gibt es einiges zu tun: Die Waren werden von freiwilligen Helfern nachhaltig per Velo bei den Läden abgeholt, datiert und zum Kühlschrank gebracht. Dieser wird regelmässig gereinigt und kontrolliert. Ungeniessbare Lebensmittel werden auf dem Kompost des Neugartens verarbeitet.

Foodwaste in der Schweiz

Rund ein Drittel der Lebensmittel in der Schweiz werden weggeworfen (FAO, 2011). Solch eine Lebensmittelverschwendung fällt an verschiedenen Stellen an. In der Lebensmittelverarbeitung und im Handel gibt es 30 Prozent Verluste – das sind jährlich 600'000 Tonnen Lebensmittel, die auf dem Müll landen (foodwaste.ch, 2014).

Das Projekt ist selbsttragend, auf Geldfluss wird weitestgehend verzichtet. Anfallende Kosten werden über direkte Spenden gedeckt, und den Kühlschrank haben sie aus dem Vereinskässeli gezahlt.

Restlos glücklich – Lebensmittel retten als Trend

Die Idee von proaktivem Foodsharing ist nicht neu. In Basel, Winterthur und einigen Städten Deutschlands werden schon heute Foodsharing-Konzepte nach ähnlichem Prinzip erfolgreich praktiziert. Inspiriert wurde «Foods Save Luzern» vom Berliner Pionier Raphael Fellmer. Dieser beschloss, ohne Geld zu leben und hat eine Internet-Plattform für gerettete Lebensmittel aufgebaut. «Er ist ein Vorbild für viele und hat Foodsharing populär gemacht», so Schweiger.

Das Retten der Lebensmittel ist jedoch nur ein Tropfen auf den heissen Stein oder, böse gesagt, Symptombekämpfung. Der Hauptgrund für den Food Waste liegt in unseren Haushalten.

 

«Food Save Luzern» ist auf der Suche nach weiteren Lieferanten von Gemüsen und Früchten. Für das regelmässige Abholen der Lebensmittel suchen sie zudem freiwillige Helfer.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Karl Hoppler
    Karl Hoppler, 08.04.2015, 17:53 Uhr

    Viele Schweizer würden besser ihr Essen gleich kompostieren, weil sie zu dick sind. Der grösste Teil der Äpfel und Birnen werden zu Schnaps gebrannt, das Getreide den Schweinen verfüttert. Ich habe Kaki, Kirschen, Kastanien etc. die ich niemals essen kann, muss ich diese Bäume fällen, dass ich kein Verschwender bin? Das ganze würde nur Sinn machen, wenn wir damit wirklich Armen Menschen helfen könnten, das ist eine Konkurenz des Marktes, ich verstehe ausnahmsweise die Migro…
    Karl Hoppler, Weggis

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