Der Kanton Zug in nackten Zahlen

Es wimmelt von Deutschen, Hausfrauenpanzern und gackernden Hühnern

Die Stadt Zug wächst nach innen: Verdichtung ist in den nächsten Jahren angesagt.

(Bild: mbe.)

Die Fachstelle für Statistik des Kantons Zug hat ihr Jahreswerk herausgegeben: «Der Kanton Zug in Zahlen». Wir haben einige Zahlen und Grafiken herausgepickt. Zwei imaginäre Zuger, ein linker und ein rechter Bünzli, kommentieren für uns die Zahlen.

Betrachtet man die Statistik als Wettrennen, hat der Kantonshauptort im Gemeindevergleich die Nase vorne: Zug hat die grösste Wohnbevölkerung, die meisten Beschäftigten, am meisten Wohnungen und den höchsten Ausländeranteil.

In Zug lebten Ende 2016 29’804 Personen. Stattliche 50 Prozent mehr – 40’776 Personen – arbeiten an 6’919 «Arbeitsstätten». Der Stadtzuger Ausländeranteil beträgt 33,7 Prozent (im Kantonsdurchschnitt 27,5 Prozent).

😤 Rechter Bünzli: Zug ist nicht mehr zugerisch wie in meiner Kindheit. Aber Expats bringen wenigstens Steuereinnahmen, die Flüchtlinge kosten nur.
😡 Linker Bünzli: Zug ist ein Musterbeispiel fürs Zusammenleben verschiedenster Nationalitäten. Wenn die reichen Expats den alteingesessenen Zugern aber die zahlbaren Wohnungen vor der Nase wegschnappen, habe ich Mühe.

Auf Platz zwei folgt Baar mit 24’129 Einwohnern. Die Gemeinde hat zwar halb so viele Arbeitsstätten (3’530) wie Zug, aber dafür mit 23’326 fast soviele Beschäftigte wie Eimwohner. Grossfirmen wie Glencore und Sika haben ihren Sitz in Baar. Und auf Platz drei folgt Risch mit 10’664 Beschäftigten.

😤 Rechter Bünzli: Schon verrückt, dieser Bau-Boom. Aber mit dem Verkauf des Grundstücks meines Grossvaters habe ich ein schönes Sümmchen gemacht.
😡 Linker Bünzli: Die Entzugerisierung schreitet fort, alles eine Folge der bürgerlichen Tiefsteuerpolitik.

Die Bevölkerung ist in knapp 30 Jahren kontinuierlich gewachsen. Lebten 1990 noch etwas über 80’000 Personen im Kanton Zug, waren es 2016 über 120’000 Personen. Eine Steigerung von 50 Prozent.

Die Bevölkerung ist in 27 Jahren um 40'000 Personen gewachsen.

Die Bevölkerung ist in 27 Jahren um 40’000 Personen gewachsen.

(Bild: PD)

Und welche Landsleute sind am meisten vertreten im Kanton Zug? Obwohl man gefühlt überall Englisch hört, sind es mit knapp 20 Prozent aller vertretenen ausländischen Nationalitäten die deutschen Staatsbürger. Gefolgt von Italienern, Briten und Portugiesen.

Der Anteil der im Kanton Zug lebenden Bürger aus Kosovo, Serbien, Spanien und der Türkei liegt pro Nationalität bei weniger als fünf Prozent.

Die Hauptsprache ist ebenfalls Deutsch (82,6 Prozent), Englisch spricht nur jeder Zehnte.

Bei der Religionszugehörigkeit bezeichnen sich 50,5 Prozent als römisch-katholisch und 14,7 Prozent als reformiert. Bereits 21,8 Prozent der Zuger sind konfessionslos. Der Islam ist eine sehr kleine Glaubensgemeinschaft (4,5 Prozent).

Hoher Bildungsstandard

Zuger sind gebildet. 37,7 Prozent der Wohnbevölkerung haben einen tertiären Abschluss (Uni oder höhere Berufsbildung). 43,9 Prozent haben einen Abschluss auf Sekundarstufe II (Berufsbildung, Fachmittelschule oder Kantonsschule).

Auch der Anteil junger Zuger, die studieren, ist seit 2012 angestiegen. Studierten damals 2’499 Personen, waren es im letzten Jahr 2’770. Am meisten studieren an der Uni Zürich, gefolgt von regionalen und anderen Fachhochschulen sowie der PH Zug.

😤 Rechter Bünzli: Die liegen uns nur auf der Tasche, diese vielen Studenten…
😡 Linker Bünzli: Bildung ist die Zukunft, wer da spart, tut es am falschen Ort.

Soziale Sicherheit gewährleistet

Der Kanton Zug ist ein Kanton, wo die Sozialhilfe eine untergeordnete Rolle spielt. Betrug die Sozialhilfequote 2005 zwei Prozent, ist sie inzwischen auf 1,7 Prozent gesunken (zum Vergleich: Schweiz 3,2 Prozent). Die Bezugsdauer der Sozialhilfe beträgt ausserdem bei 50 Prozent der Bezüger ein Jahr. Der Anteil IV-Bezüger in der versicherten Bevölkerung betrug in Zug im vergangenen Jahr 2,9 Prozent (Schweiz 4,2 Prozent).

😤  Rechter Bünzli: Schön, dass die Quote bei uns so tief ist.
😡 Linker Bünzli: Kein Wunder. IV-Bezüger werden in Zug wie Kriminelle observiert.

Doppelt so viele Autos

Bei der Mobilität fällt auf, dass sich die Anzahl zugelassener Personenwagen seit 1990 von rund 40’000 auf knapp 80’000 verdoppelt hat. 37,3 Kilometer legt jeder Zuger im Durchschnitt pro Tag zurück. Bei den Verkehrsmitteln dominiert der motorisierte Individualverkehr (71,6 Prozent) vor dem öffentlichen Verkehr (18,7%) und dem Fuss- und Veloverkehr (7,3%).

😤 Rechter Bünzli: Na und, will man mir das Autofahren vermiesen? Mein Porsche muss ausgefahren werden.
😡 Linker Bünzli: Diese Statistik ist sicher gefälscht. Es fahren doch viel mehr Leute mit öV oder Velo.

Zug ist ein stark motorisierter Kanton.

Zug ist ein stark motorisierter Kanton.

(Bild: PD)

Bei der Wirtschaft verrät die Statistik wenig Überraschendes: Zug bleibt eine Stadt der Händler, der Treuhänder und der Finanz-Dienstleistunger. Am meisten Betriebe zählen folgende Branchen: Grosshandel, Unternehmensberatung, IT, Rechts- und Steuerberatung, mit Finanz- und Versicherungsdienstleistungen verbundene Tätigkeiten.

Die zehn grössten Arbeitgeber (ohne die Verwaltung) sind Roche Diagnostics, Siemens, Metall Zug, gefolgt von Migros, Kantonsspital, Johnson & Johnson, Glencore, Zuwebe, GGZ und Zuger Kantonalbank

Weniger Bauern, dafür grössere Betriebe

Das ländliche Zug schrumpft: Die Zahl der Landwirtschaftsbetriebe hat innert elf Jahren von 626 auf 569 abgenommen (2005-2016). Die Nutzfläche hat dafür von 17,4 auf 18,7 Hektaren zugenommen und es arbeiten fast gleich viele Personen in dieser Branche. Nur noch 74 Prozent der Landwirte üben den Beruf hauptberuflich aus.

Bei den Nutztieren gackern unverändert am meisten Hühner im Kanton Zug. Es folgen Schweine, Rinder und Schafe als weit verbreitetste Nutztiere.

😤 Rechter Bünzli: Zum Glück sind wir kein «Schweinezuchtkanton» wie Luzern.
😡 Linker Bünzli: Die jammernden Bauern sind mir egal, die wählen eh nicht links.

In der Statistik zu den öffentlichen Finanzen wird vor allem hervorgehoben, dass der Kanton Zug ein Geberkanton ist. 339 Millionen Franken Ausgleichszahlungen zahlt Zug im laufenenden Jahr (2016 waren es noch 326 Millionen). Pro Einwohner werden es 2017 total 2’901 Franken sein.

Beim interkantonalen Zuger Finanzausgleich ist die Stadt Zug mit 49 Millionen Franken die grösste Gebergemeinde, neben Baar und Walchwil (je 3,8 Millionen Franken). Oberägeri ist 2017 erstmals von der Geber- zur Nehmergemeinde mutiert. Insgesamt werden in diesem Jahr 61 Millionen umverteilt.

😤  😡 Rechter & linker Bünzli, diesmal einig: Was ist mit Oberägeri passiert, dass die plötzlich eine Nehmergemeinde geworden sind? Da lachen ja die Hühner. Glaub keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast.

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