WEF: Singapur statt Bürgenstock

«Es ist fraglich, wie nachhaltig das WEF für Luzern gewesen wäre»

Vom Bürgenstock nach Singapur: Das WEF zieht auf einen anderen Kontinent um. (Bild: Evangeline Shaw/Unsplash)

Während die Bürgerlichen den Wegzug des WEF vom Bürgenstock nach Singapur stark bedauern, sind die Grünen und Linken vom Entscheid wenig überrascht und enttäuscht. Unklar scheint zu bleiben, ob sich das WEF nachhaltig positiv auf Luzern ausgewirkt hätte.

Seit Montag ist klar: Die Verantwortlichen des WEF haben sich entschieden, den Anlass im kommenden Mai nicht auf dem Bürgenstock durchzuführen. Stattdessen findet das Gipfeltreffen in Singapur statt. Grund dafür ist, dass die Corona-Situation in der Schweiz und in ganz Europa schlichtweg zu unsicher ist.

Marginaler Schaden für Luzern

Die Reaktionen aus der Luzerner Politik sind verschieden. Bei den Grünen beispielsweise ist man davon nicht wirklich überrascht: «In Anbetracht der Tatsache, dass die Schweiz in den letzten Wochen keinen sehr guten Eindruck im Umgang mit der Corona-Pandemie gemacht hat, überrascht der Entscheid der WEF-Verantwortlichen nicht», erklärt Raoul Niederberger, Co-Präsident der Grünen im Kanton Luzern auf Anfrage.

«Der Schaden für die Region ist marginal. Natürlich bleiben einige Hotelbetten mehr leer, die sonst Gäste des WEF gefüllt hätten», führt er weiter aus. Dabei sei dieser Schaden aber rein hypothetisch, wie er sagt. Hinzu komme, dass diese Einnahmen die massiven Sicherheitskosten, welche der Kanton Luzern zu tragen gehabt hätte, kaum wettgemacht hätten. Zudem kommt bei den Grünen die Frage auf, wie gross und insbesondere nachhaltig «der von den bürgerlichen Parteien so oft genannte Werbeeffekt» tatsächlich gewesen wäre.

Bürgerliche: Ein bedauerlicher Entscheid

Etwas anders klingt es auf bürgerlicher Seite: «Wir bedauern den Entscheid ausserordentlich», sagt Fabian Reinhard, Grossstadtrat und Präsident der FDP Stadt Luzern. Letztlich sei es aber ein Entscheid der Organisatoren, den es nun zu akzeptieren gilt.

Trotzdem hält er fest: «Der Anlass wäre für die Stadt und die Region in dieser sehr schwierigen Lage eine grosse Chance gewesen.» Ein harter Schlag sei es natürlich für die Hotels, die dank des WEF einen Silberstreifen am Horizont sahen, der jetzt aber wieder verschwinde. «Dass ein Risiko besteht, war aber immer klar», so Reinhard. 

Auch bei der SVP Stadt Luzern äussert man Bedauern über den Entschluss. Für die hiesige Hotellerie sei es ein sehr schlechtes Zeichen im Bezug auf die aktuell leeren Betten und Stornierungen für bereits getätigte Buchungen, sagt Präsident und SVP-Kantonsrat Dieter Haller. Er hält aber fest: «Aktuell gehören wir, was die Fallzahlen betrifft, zum Hotspot innerhalb Europas. Trotzdem muss man festhalten, dass dies eine Momentaufnahme ist und das WEF erst im Mai stattgefunden hätte.»

Entscheid schwer nachvollziehbar

Haller meint weiter: «Ich bin überzeugt, dass wir mit unseren Schutzmassnahmen in Abstimmung mit der Wirtschaft und der Aussicht auf eine Impfung Anfang Jahr, dieses schreckliche Virus vor Mai eingedämmt und hoffentlich erledigt haben werden. Die Stadt Luzern und die Schweiz sind gastfreundlich. Wir konnten immer für Sicherheit und Gesundheit bürgen und werden dies auch künftig können.»

Für Haller sei der Entscheid der Verantwortlichen grundsätzlich schwer nachvollziehbar. «Insbesondere weil es den Eindruck eines Vorwandes macht. Das WEF profitiert seit Beginn stark von der Schweiz, Vorleistungen sind bereits entstanden. Auch rund 4’000 Soldaten haben ihren WK bereits terminiert, um den Anlass zu sichern.» Dabei findet er, dass es ein starkes Zeichen des Veranstalters gewesen wäre, die Region in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zu unterstützen.

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8 Kommentare
  • Profilfoto von Roli Greter
    Roli Greter, 10.12.2020, 06:59 Uhr

    Interessant dass ein solcher Titel für den Beitrag gewählt wurde, das wäre vor dem Entscheid glaubwürdiger gewesen.

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  • Profilfoto von Stadt Luzerner
    Stadt Luzerner, 09.12.2020, 15:50 Uhr

    @ Casagrande Robert – Ihr Kommentar hat mich zum schmunzeln gebracht. Ich gebe Ihnen absolut recht, wenn Sie schreiben, dass das Tafelsilber der Schweiz die zentrale Lage und die schöne Natur ist. Ja, zu all dem sollten wir Sorge tragen und unsere Besucher mit Gastfreundschaft und offenen Armen empfangen. Wenn Sie aber schreiben, dass auch nur ein einziger Laden am Grendel in Luzern diese Werte veredelt, dann bleibt mir das Lachen im Hals stecken. Was die Schwanenplatz – Grendel – Fraktion betreibt ist billigster Massentourismus, welcher weder Nachhaltig, noch in irgendeiner Form umweltverträglich ist. Genau diese Art des Reisens ist für die Zerstörung unserer schönen Natur verantwortlich. Werten Sie dies bitte nicht als persönlichen Angriff, es ist einzig und allein meine persönliche Meinung gegenüber dem Massentourismus.

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  • Profilfoto von Stadt Luzerner
    Stadt Luzerner, 08.12.2020, 22:14 Uhr

    Ertragsreich wäre das WEF nur für die Hoteliers, Casagrande und die anderen Touristenläden am Grendel in Luzern gewesen, welche mit horrenden Preisen ihre eigenen Taschen gefüllt und die Leute abgezockt hätten. Nebenbei aber schön satt Corona-Kredite einsacken und das Personal schlussendlich trotzdem entlassen, so läufts!

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    • Profilfoto von B Suter
      B Suter, 09.12.2020, 08:38 Uhr

      An welchem Stammtisch findet man Sie? Wie einfach ein populistisches Weltbild doch ist.

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    • Profilfoto von Stadt Luzerner
      Stadt Luzerner, 09.12.2020, 09:36 Uhr

      @B Suter – Denken Sie echt, irgendeine Bewohnerin oder irgendein ein Bewohner der Stadt Luzern oder vom Bürgenstock angrenzenden Stansstad hätte in irgendeiner Weise auch nur einen Millimeter von diesem Anlass profitiert? Im Gegenteil! Die Steuerzahler hätten für die ausufernden Sicherheitskosten aufkommen dürfen und während des WEF’s hätten sie sich in ihrer Freiheit einschränken müssen. Gewisse Strassen und Bereiche wären nur noch durch Checkpoints mit Ausweispflicht passierbar gewesen und dies für Einwohner notabene, welche schon Jahre hier wohnen und Steuern bezahlen. Fragen Sie mal in Davos nach. Aber es ist natürlich einfach, alles was einem nicht passt in die Stammtisch-Ecke zu stellen…… Denken Sie bei der nächsten Massenentlassung an meine Worte.

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    • Profilfoto von Casagrande Robert
      Casagrande Robert, 09.12.2020, 13:40 Uhr

      Vielen Dank für ihren geistreichen Kommentar. Ich schätze Pauschalisierungen und persönliche Angriffe sehr. Leider vergessen Sie in ihrem Neid, dass viele Arbeitsplätze in der Stadt Luzern, im Jurabogen und dem rest der Schweiz davon abhängen. Den Wohlstand in der Schweiz verdanken wir dem Ausland. Es sind die Devisen welche in unser Land kommen, die es uns möglich macht unser Land in einem so guten Zustand zu halten. Wir haben keine Rohprodukte ausser unsere zentrale Lage und unsere schöne Landschaft. Wir müssen diese Rohprodukte veredeln. Für uns als Gastgeber bedeutet dies, wir müssen freundlich und nett sein damit die Leute wieder kommen. Wahrscheinlich sind Sie nie Gast im Ausland und dankbar für guten Service.

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    • Profilfoto von B Suter
      B Suter, 09.12.2020, 14:09 Uhr

      Das WEF interessiert mich nicht, im Gegenteil ich finde es auch gut, dass das nicht kommt. Ich glaube auch nicht, dass unsere Region so fest profitieren würde wie es gerne dargestellt wird. Was an einen Stammtisch gehört: horrende Preise, Taschen füllen, Leute abzocken, Kredite einsacken… Die Tourismusbranche und speziell die Hotellerie und Restauration sind sehr wohl für viele Luzerner eine wichtige Einkommensquelle.

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  • Profilfoto von CScherrer
    CScherrer, 08.12.2020, 16:56 Uhr

    Natürlich bedauert Herr Haller diesen Entscheid. Die SVP politisiert zusammen mit der FDP am Gängelband der Wirtschaft. Das WEF ist weder nachhaltig, noch generiert diese Veranstaltung einen Nutzen für die Bürgerinnen und Bürger der Zentralschweiz. Ein paar Heuschrecken hätten die Zentralschweiz überfallen und wären wieder weitergezogen. Das WEF passt in eine Stadt wie Singapur. Die Wählerinnen und Wähler sind aufgefordert beim nächsten Wahlgang daran zu denken, dass auch die SVP in erster Linie für die Wirtschaft und deren Netzwerk politisiert und nicht für uns einfache Bürgerinnen und Bürger.

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