So feiert das Team des EV Zug seinen zweiten Meistertitel

«Es ist ein Kindheitstraum, der in Erfüllung geht»

Nach 23 Jahren holt sich der EV Zug mit einem 5:1 über den Genève-Servette HC den Meistertitel. (Bild: Andreas Busslinger)

Dank eines 5:1-Sieges im dritten Final-Spiel gegen den Genève-Servette HC krönt der EV Zug seine überragende Saison 2020/21 mit dem hochverdienten Schweizer-Meister-Titel, dem zweiten in seiner Vereinshistorie. Trotz Corona zeigen die Zuger Spieler grosse Freude und tiefe Zufriedenheit. 

Was für ein Kontrast zur ersten und bisher einzigen Meisternacht des EV Zug vor 23 Jahren. Damals, am 11. April 1998, hatten die Zuger Fans nach Spielende blitzartig das Eis des Davoser Eisstadions gestürmt und den ersten Titel der EVZ-Geschichte ausgelassen mit den Spielern gefeiert. 

Solche Szenen sind in der heutigen Zeit undenkbar, nicht nur aufgrund der anhaltenden Corona-Massnahmen. Die meisterliche Zeremonie mit der Pokalübergabe ging generalstabsmässig geplant und ordentlich gesittet vonstatten (zentralplus berichtete).

Immerhin durften die Spieler des frischgekürten Champions EVZ anschliessend vor dem kleinen Grüppchen der zugelassenen Supporter, die ihr Team erneut während 60 Minuten lautstark unterstützt hatten, den überschwänglich bejubelten «Chübel» präsentieren. 

Die Siegerehrung:

Eine ungewohnte Meisterparty

Als das Gros der Medienschaffenden dann Zutritt aufs Eisfeld erhielt, hatten die meisten Spieler bereits den Rückzug in die Garderobe angetreten, um den frisch errungenen Erfolg teamintern gebührend zu feiern. Die wenigen auf dem Eis verbliebenen Teammitglieder gaben geduldig und sichtlich gelöst Auskunft. 

Einer der gefragtesten Akteure war Grégory Hofmann. Der pfeilschnelle Stürmer darf mit Fug und Recht als einer der Matchwinner des Abends bezeichnet werden. Er hatte die beiden ersten Zuger Treffer zum 1:0 und zum 2:1 erzielt. Wobei das letztlich siegsichernde Tor zum 2:1 in der 49. Minute speziell erwähnenswert ist. Wie ein Schnellzug holte Hofmann aus der eigenen Zone gestartet den Genfer Verteidiger ein, raste an ihm vorbei und liess dann auch noch Goalie Manzato nach allen Regeln der Kunst aussteigen. 

«In dieser letzten Serie gegen Genf haben wir unser bestes Hockey gezeigt.»

Grégory Hofmann

«Der Puck ging in die Mitte und ich habe gesehen, dass der gegnerische Verteidiger vielleicht ein bisschen müde war. Also setzte ich zum Sprint an», erläutert der Flügelflitzer mit NHL-Ambitionen seinen Effort. «Es war ein wichtiges Tor im richtigen Moment.» Gleich im nächsten Atemzug hebt Hofmann geschlossene Kollektivleistung hervor: «Sehr souverän defensiv mit einem super Leo (Goalie Leonardo Genoni), die Mannschaft hat diszipliniert und solid gespielt.» 

Das Saisonziel ist erreicht, die «Roadmap» des EVZ ist perfekt aufgegangen und das Team hat sich kontinuierlich gesteigert. «In dieser letzten Serie gegen Genf haben wir unser bestes Hockey gezeigt», findet Grégory Hofmann. Den geschafften Erfolg kann der 28-Jährige kaum in Worte fassen. «Es ist unbeschreiblich, unglaublich.» 

Reto Kläy: «Ab dem Moment war ich eigentlich relativ tiefenentspannt» 

Hofmann hatte nicht nur entscheidenden Einfluss auf das Spiel, sondern auch auf das Nervenkostüm des Sportchefs. «Nachdem Hofi seine Energieanfälle hatte, da wusste ich, jetzt ist es okay», erzählt Reto Kläy mit einem Lachen. «Ab dem Moment (2:1) war ich eigentlich relativ tiefenentspannt.» 

Während der Genfer Druckphasen zuvor hatte auch den Sportchef das Gefühl beschlichen, diese Serie könnte sich allenfalls noch etwas in die Länge ziehen. 

«Der dort drüben, der ist einfach unglaublich.»

Reto Kläy

Viele Spieler haben auf dem Weg zum grossen Ziel Ausserordentliches geleistet, betont Kläy. «Da könnten wir Carl Klingberg nennen, der in Rapperswil eine Riesenkiste schiesst (das wichtige 5:3 in Spiel 4 der Vierterfinalserie gegen die Rapperswil-Jona Lakers), Leo kann man in jedem Match hervorheben. Aber auch die Jungen der dritten, vierten Linie haben unheimlich solid gespielt.» 

Letztlich hat das ganze Team einen eindrücklichen Steigerungslauf hingelegt und in den entscheidenden Momenten war immer ein Spieler zur Stelle, der den Unterschied machen konnte. Einen erwähnt Reto Kläy dann aber doch noch speziell: «Der dort drüben, der ist einfach unglaublich», grinst der Sportchef und deutet auf Jan Kovar, der wenige Meter entfernt ein Interview gibt. «Aber dafür haben wir ihn ja geholt!» 

Der «MVP» adelt Goalie Genoni 

Der Liga-Topscorer der Regular Season und der Playoffs feiert bereits seinen vierten Meistertitel mit dem dritten Club in drei verschiedenen Ländern – nach einem tschechischen Titel mit HC Pilsen und zwei KHL-Trophäen mit Metallurg Magnitogorsk (zentralplus berichtete).

Für Jan Kovar ist dieser Erfolg mit dem EVZ indes etwas Besonderes. «Es ist grossartig», sagt der Tscheche. «Diese Saison war etwas Spezielles. Gleich vom Saisonstart an spielten wir unglaublich.» 

«Ich habe noch nie einen Goalie wie Leonardo Genoni gesehen. Er macht uns besser.»

Jan Kovar

Der wertvollste Spieler der Saison, der am Ende der Qualifikation von den Captains und Coaches zum wertvollsten Spieler gewählt wurde, ist auch der Meinung, niemand könne sagen, dieser EV Zug habe es nicht verdient. «Wir spielten die ganze Saison stark, fast in jedem Spiel.» Einen seiner Mitspieler lobt Jan Kovar speziell: «In den Playoffs war Leonardo Genoni ein grosser Faktor für uns. Er war überragend. Genoni spielt unfassbar, in jeder Partie und in jedem Training.» Auf seine eigene Leistung und Bedeutung für den EVZ will der bescheidene Tscheche wie gewohnt nicht eingehen. Vielmehr steigert er das Lob an seinen Goalie: «Ich habe noch nie einen Goalie wie ihn gesehen. Er macht uns besser. Er ist der Schlüsselfaktor und ist sicherlich unser bester Spieler!» 

Qualmt seine Siegerzigarre: Jan Kovar.

Auf dem Balkon der «67 Sportsbar» feierten die Zuger

Jan Kovar, der überragende Denker und Lenker bei den Zugern, war später übrigens völlig relaxt auf der Tribüne sitzend zu sehen, standesgemäss mit Meisterzigarre. Dazwischen konnte das Team von Dan Tangnes wenigstens ein bisschen Nähe zu den Fans suchen. 

«Seit 19 Jahren, in denen ich Eishockey spiele, habe ich nun auf dieses Ziel hingearbeitet.»

Yannick Zehnder

Auf dem Balkon des Stadionrestaurants 67 Sportsbar feierten die Zuger mit den zahlreich erschienenen Anhängern auf dem darunterliegenden Arenaplatz. 

Für Yannick Zehnder geht ein Traum in Erfüllung

Für das Zuger Eigengewächs Yannick Zehnder war das ein ganz bewegender Moment. «Seit ich denken kann, seit ich als kleiner Junge mit meinen Eltern erstmals an einen EVZ-Match durfte, wollte ich unbedingt einen Schweizer Meistertitel erleben mit dem EVZ», erzählt der 23-Jährige, der beim ersten Titel von 1998 gerade mal auf der Welt war. «Ich habe mir das als grosses Lebensziel genommen», führt Zehnder aus. «Seit 19 Jahren, in denen ich Eishockey spiele, habe ich nun auf dieses Ziel hingearbeitet.»

Der Urzuger wurde sogar zum wichtigen Teil dieses grossartigen Erfolges. «Ein Team, das so zusammenhält, habe ich noch nie erlebt», betont Zehnder den Teamspirit. «Ich glaube, wir sind das Team, das am härtesten gearbeitet und trainiert hat die ganze Saison – und es hat sich einfach ausbezahlt.» 

Was der Abend noch bereithalten würde, vermochte er nicht zu sagen. Doch gerade Zehnder als Einheimischer hätte nur zu gerne noch viel direkter mit den Fans gefeiert. Deshalb genoss er die Momente auf dem Balkon mit den Fans. «Ich wäre am liebsten noch fünf Stunden dort oben geblieben. Es ist ein wunderschönes Gefühl und ein Traum, der in Erfüllung geht.» 

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