Gespräch mit Zuger Men's-Club-Präsident

«Es ist arrogant zu erwarten, dass die Leute die eigene Sprache sprechen»

Donnerstagabend-Stammtisch im City Garden. Das Logo des IMCZ: seit 30 Jahren unverändert.

Expats sollen die Augen aufmachen und Deutsch lernen. Dies erwartet der Präsident des International Men’s Club Zug, Roger Brooks. Zwar höre er in seinem bald 50-jährigen Verein häufig, dass es hierzulande schwer sei, neue Leute kennenzulernen. Doch bei Zugern glaubt er, einen wesentlichen Unterschied ausgemacht zu haben. 

Er stellt sich nicht gern ins Zentrum. Roger Brooks, Präsident des International Men’s Club Zug, kurz IMCZ. Gegründet 1978. «Machen Sie doch ein Foto von der Seite mit allen drauf», meint er. In der Tat sind es nicht wenige «Gentlemen», die sich hier am Stammtisch versammelt haben. Aber allesamt, die sich vorstellen, wirken äusserst freundlich, witzig, aufgeschlossen. Sie kommen aus aller Herren Länder und diskutieren gerne internationale Themen bei einem kühlen Bier im City Garden Hotel.

«Ich habe keine Sympathien für Menschen, die sich langweilen.»

Roger Brooks, Clubpräsident

«Wir versuchen, Politik und Religion aus dem Spiel zu lassen», gesteht Clubpräsident Brooks, die Fäuste zusammenballend, «um Reibereien zu vermeiden». Das überlasse man der «Sensationsgier der Medien». Amtssprache im IMCZ ist «English, of course». Sie kommen für ein oder mehrere Jahre auf Wunsch des Arbeitgebers aus dem Ausland, reisen dann wieder ab, treten aus. Die Mitgliederzahlen gehen deshalb rauf und runter.

Clubpräsident Roger Brooks bespricht mit Kollegen die Traktanden des heutigen Club-«Stammtischs».

Clubpräsident Roger Brooks bespricht mit Kollegen die Traktanden des heutigen Club-«Stammtischs».

(Bild: slam)

Zurück in die Heimat: Nein danke

Brooks selbst wurde von einem britischen Expat-Kollegen, der bei BP arbeitete, in den Club eingeführt. Als dieser in sein Heimatland zurückgerufen wurde, lehnte er dankend ab. Brooks findet Gefallen an Zug: «Dass hier das metrische System verwendet wird, dass die 7 mit einem Strichlein geschrieben wird», gefällt dem pensionierten Ingenieur. Es sind auch die kleinen Dinge, die Freude bereiten. So organisiert der Club auch viele kleinere Aktivitäten: «Wir bowlen, fahren Ski, wandern, besuchen die eine oder andere technische Einrichtung, aber wir trinken natürlich auch gerne zusammen», sagt Brooks lachend.

«Es ist arrogant, in ein Land zu kommen und zu erwarten, dass die Leute die eigene Sprache sprechen. Wenn man aber nie aus seiner Firma oder seinem Dorf herauskommt, fällt es schwer, zu schätzen, was man hier hat.»

Roger Brooks

Aus anfänglich 30 Mitgliedern wurden im Laufe der Clubgeschichte über 200. Wöchentlich trifft Mann sich zum «Stammtisch» im City Garden Hotel. Rund 20 sind auch heute wieder dabei. Allein mit den anwesenden Vorstandsmitgliedern sind schon 7 Nationalitäten vertreten: Indien, die USA, der Irak, Grossbritannien, Belgien, die Schweiz, die Türkei. Auch ein Kanadier sei dabei, deutet Brooks auf seinen Sitznachbarn. «Ach bitte, sagen wir doch Northern American», scherzt jener. Hauptsächlich Europäer und Nordamerikaner sind im Club, jeder hat eine andere Geschichte darüber zu erzählen, wie er nach Zug kam.

Langeweile ist tabu

Mit seiner Ehefrau aus Bern reiste Roger Brooks 1992 aus den USA ein. Sie lernten sich dort vor 27 Jahren kennen und aus Liebe wurde schnell auch Liebe zum neuen Wohnort. «Ich habe keine Sympathien für Menschen, die sich langweilen», zeigt sich Brooks amüsiert bei der Frage, ob Zug für international orientierte Menschen nicht zu verschlafen sei. «Es gibt so viel zu tun, so Vieles zu sehen auf der Welt, wenn man nur die Augen offen hält.»

Der studierte Ingenieur lebt heute in Pension, gehört aber trotzdem zum harten Kern, also zu jenen, die in Zug bleiben wollen und sich eingelebt haben. Deutsch gelernt zu haben, hat auch Brooks geholfen: «Es ist arrogant, in ein Land zu kommen und zu erwarten, dass die Leute die eigene Sprache sprechen. Wenn man aber nie aus seiner Firma oder seinem Dorf herauskommt, fällt es schwer, zu schätzen, was man hier hat», so Brooks. 

Die meisten Mitglieder des IMCZ kommen arbeitsbedingt nach Zug. Viele beklagten sich, dass es schwierig wäre, in Zug Leute kennenzulernen, so Brooks: «Im Vergleich zu Amerikanern stimmt das zwar, sonst hätte unser Club keine raison d’être. Speziell in Zug sind die Leute aber sehr freundlich und offen.» Auch viele Schweizer sind im Club dabei. Nicht nur der internationalen Konversation mit Freunden zuliebe, sondern auch der Geschäftsbeziehungen wegen. Auch in Zug sehr beliebt: Vitamin B. Viele Mitglieder haben klein angefangen, sind heute selbst Unternehmer oder haben wichtige Posten in grossen Unternehmen übernommen. Zwischen 28 und 80 Jahre alt, leben viele schon in Pension.

Gentlemen … and Ladies

Einige Mitglieder haben auch ihr Spezialgebiet, auf dem sie anderen Hilfe leisten, zum Beispiel bei organisatorischen oder juristischen Angelegenheiten mit Behörden. So widmete sich eine kürzlich hier gehaltene Präsentation beispielsweise den Schweizer Verkehrsgesetzen und -regeln. Anstehende Treffen sind auch im clubeigenen Newsmagazin zu lesen, das von Vorstandskollege Muthana Kubba und Co-Redaktor Roger Dixon monatlich gedruckt wird. Kommende Woche ist eine Präsentation eines Clubkollegen und Mitorganisators der Jazz Night Zug an der Reihe.

Auch Clubpräsident Rogers besucht jährlich die Jazz Night, an solchen Anlässen trifft man meist sowieso auch andere Clubmitglieder. So viele wie der ZIWC, das weibliche und länger existierende Pendant des Clubs, habe man in Zug noch lange nicht. Zu Gründungszeiten sei es besonders schwierig gewesen, als Frau den Anschluss zu finden in Zug. Frauen waren durch die Arbeit ihrer Männer quasi mitgeschleppt worden. Heute treffen sich die beiden Clubs einmal jährlich zu einer grossen Barbecue-Party mit der ganzen Familie. Für morgen jedoch steht erst mal der Besuch eines Sportautomobilzentrums inklusive Probefahrt der Luxusschlitten auf dem Programm. «Gentlemen’s Club only», versteht sich.

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