Neue Überwachungsformen an Zuger Seepromenade

Erholung und Vandalismus am Alpenquai

Hier wird bald eine Sommerbar stehen. (Bild: wia)

Entspannen oder alles kaputt machen und den Unrat liegenlassen? Das neue Mobiliar am Alpenquai in Zug hat auch Schattenseiten. Das ruft zusätzliche Überwachungsbemühungen auf den Plan.

Ob Familien, Schulklassen, Senioren oder Jugendliche: An der Zuger Seepromenade am Alpenquai lässt es sich seit Freitag auf neuen Möbeln entspannen und picknicken. Der städtische Werkhof hat den Platz am See aufmöbliert (zentral+ berichtete). Massive Tische, Bänke und Liegen stehen Passanten zur Verfügung. Damit wurde das bereits bestehende Angebot an Sitz- und Unterhaltungsmöglichkeiten zusätzlich ausgebaut.

«Die intensive Nutzung des Mobiliars brachte auch Probleme mit sich.»

André Wicki, Vorsteher Baudepartement Zug

Vor gut einem Jahr wurde diesbezüglich ein Pilotprojekt gestartet. Im Frühjahr 2014 bestand das Inventar allerdings aus verschiebbaren Bänken, Plastikstühlen und Picknicktischen. Die Aktion erzeugte zwar seitens der Bevölkerung ein positives Echo, doch brachte die intensive Nutzung des Mobiliars auch Probleme mit sich. Möbel wurden beschädigt und landeten im See. «Anfänglich traten Probleme mit Littering und Vandalismus auf», bestätigt André Wicki, Vorsteher des Baudepartements Zug. Es gingen Beschwerden ein. Und es wirft die Frage auf, wie viel mehr Kontrolle es braucht, um dieses Fehlverhalten einzudämmen.

Entspannungsräume nur mit Überwachung

Denn mit dem Rückgriff auf robustes Mobiliar und der Verbesserung der Entsorgungsinfrastruktur ist es längst nicht getan. Deshalb setzt die Stadt auf soziale Kontrollen, um der Zerstörungswut von Vandalen Einhalt zu gebieten. «Die Jugendanimation Zug (JAZ) beabsichtigt im Rahmen ihres Sommerprogramms den Standort Alpenquai mit kleinen Aktionen zu bespielen», führt Wicki aus. Das trage massgeblich zur besseren sozialen Kontrolle bei. «Anonymität soll damit aufgehoben werden», sagt Lisa Palak, Leiterin der JAZ. «Wir sind präsent an Begegnungsorten, an denen man miteinander ins Gespräch kommt.»

«Löliecken hat es immer gegeben und wird es auch weiterhin geben.»

Lisa Palak, Leiterin Jugendanimation Zug (JAZ)

Es wird deutlich, dass es sich hierbei um ein Zusammenspiel von öffentlichen Erholungsplätzen und Überwachung handelt. Die Stadt stellt die Infrastruktur für Aufenthalts- und Erholungsplätze zur Verfügung, diese werden von der Bevölkerung genutzt, provozieren jedoch auch Vandalismus und Littering, und müssen deshalb intensiver kontrolliert beziehungsweise überwacht werden. Provokativer formuliert: Entspannungsräume ja, aber nicht ohne erhöhte Kontrolle.

Ein Miteinander durch soziale Kontrolle

Das professionelle Zutun der unterschiedlichsten Protagonisten aus dem präventiven, aber auch aus dem restriktiven Bereich, trage dazu bei, dass sich eine grosse Mehrheit draussen wohl fühle, erläutert Palak. «Die JAZ ist seit 15 Jahren im öffentlichen Raum aktiv. Mit verschiedenen Angeboten, beispielsweise durch geplante oder spontane Aktionen, wird Raum für Begegnungen initiiert und ein Miteinander entsteht.»

«Es wird weniger gelittert, wenn sich die Leute beobachtet fühlen.»

André Wicki, Bauchef Zug

Die soziale Kontrolle spiele dabei natürlich auch eine Rolle, jedoch eine hintergründige, relativiert Palak. «Im Vordergrund steht das Zusammensein, es geht darum, sich zu begegnen und auf diese Weise identitätsstiftend zu wirken.» Mit gemeinsamen Aktionen werden automatisch soziale Normen vermittelt, welche wiederum einen Einfluss auf das Verhalten des Einzelnen haben.

Daneben kommen weiterhin bekannte Kontrollorgane zum Einsatz: «Wie schon heute werden die Securitas und die Zuger Polizei ihre üblichen Kontrollen am See durchführen», sagt Wicki. Die Intention bestehe darin, dass Leute weniger littern, wenn sie sich beobachtet fühlen.

Palak sei sich indessen im Klaren darüber, dass es kein Zauberrezept gegen Gesellschaftsphänomene wie Vandalismus und Littering gäbe. «Nach meiner Meinung lässt auch das Nicht-Hinstellen von Möbeln das unerwünschte Fehlverhalten nicht verschwinden, es taucht an anderen Orten auf. Solche Ecken, mitunter als ‹Löliecken› bezeichnet, gab es, gibt es und wird es vermutlich auch weiter geben», sagt sie.

Grenzen ausloten

Die Leiterin der JAZ kann indessen dem Fehlverhalten von Jugendlichen auf öffentlichen Plätzen nicht nur Negatives abgewinnen. Palak betont die sozialisierende Komponente solcher Orte: «Reibung und Ausprobieren von Handlungsmustern ist für die Entwicklung von Jugendlichen aus entwicklungspsychologischer Sicht eigentlich unabdingbar und unterstützt die Sozialisation ins Erwachsenenleben.»

Das sieht auch André Wicki so: «Der Stadtrat ist der Auffassung, dass mit der Möblierung des öffentlichen Raums auch ein positiver Effekt erreicht werden kann.» Der Bauchef hebt hervor, dass die Verwendung von hochwertigem Mobiliar in Kombination mit einer schönen Gestaltung der Plätze die Hemmschwelle, diese zu verunstalten oder zu beschädigen, erhöht würde. «Man ist eher bereit, der ‹guten Stube› Sorge zu tragen, wenn diese im Vornherein entsprechend gemütlich eingerichtet wurde.»

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