Wiederauswilderung eines Jungluchses geglückt

Das grosse Büsi zieht nun durchs Eigenthal

Der ausgewilderte Luchs drei Monate nach seiner Auswilderung am Pilatus im Raum Escholzmatt-Marbach. (Bild: zvg)

Im Juni wurde im Eigental ein Jungluchs ausgewildert. Er hat sich in den ersten drei Monaten in freier Wildbahn erfolgreich behauptet. Das verwaiste Tier wurde im Herbst 2018 im Keller eines Gebäudes in Malters von der Wildhut eingefangen. Der Luchs trägt ein Senderhalsband. Dadurch kann das Verhalten des jungen Luchses in Freiheit beobachtet werden.

In der Nacht auf den 12. Juni 2019 wurde der verwaiste männliche Jungluchs im Eigental ausgewildert. Die lokale Jagdgesellschaft hatte für die Auswilderung auf ihrem Gebiet grünes Licht gegeben. Vertreter waren bei der Freilassung mit dabei, wie die Luzerner Dienststelle Landwirtschaft und Wald in einer Mitteilung schreibt. Unmittelbar nach der Freilassung habe der Luchs einen geringen Aktionsradius von weniger als einem Quadratkilometer aufgewiesen. Erst zögerlich habe er sein Streifgebiet auf wenige Quadratkilometer ausgeweitet.

Bis zehn Tage nach der Freilassung habe anhand der Positionsdaten noch kein Riss bestätigt werden können. Ob das Jungtier ohne Anleitung seiner Luchsmutter das Beutemachen erfolgreich lernt habe, war eine der grössten Unsicherheiten.

Der Jungluchs behauptet sich in der Wildbahn

Zwei Wochen nach seiner Auswilderung gelang dem Luch zum ersten Mal ein Riss eines Rehbocks – 400 Meter von seinem Aussetzungsort entfernt. In den nächsten zehn Tagen erweiterte der Luchs seinen Aktionsraum um rund zwei Kilometer Richtung Osten und erbeutete einen Fuchs.

Bereits am Folgetag schlug der Luchs ein Schaflamm. Um eine Spezialisierung auf Nutztiere zu unterbinden, wurde der Schafkadaver «elektrifiziert», d.h. mit einem Elektrozaun-Draht umfasst. Der Luchs sollte das gerissene Nutztier als «unattraktive Beute» erfahren. Bisher ist dieses Lamm das einzige gerissene Nutztier geblieben.

Auch eine Katze musste dran glauben

Ab Mitte Juli 2019 begann der Luchs seinen Aktionsraum zu erweitern. Inzwischen erstreckt sich sein Streifgebiet auf rund 50 Quadratkilometer. Der Luchs trägt ein Senderhalsband, welches regelmässig eine Positionsmeldung abgibt. Die Positions-Meldungen gehen bei der Koordinationsstelle für Grossraubtiere KORA ein und werden von den Luchs-Spezialistinnen und Spezialisten einer Erstbeurteilung unterzogen.

Im August 2017 am helllichten Tag gemachte Aufnahme eines Luchses im Eigental, wo im Juli 2019 der Jungluchs wieder ausgewildert wurde. (Bild: zvg)

Aufgrund ihrer Erfahrung würden aus den Daten mögliche Riss-Standorte identifiziert, bevor die Daten – jeweils gesammelt für ein paar Tage – an die Luzerner Wildhut gehen. Wenn möglich überprüft die Wildhut die potentiellen Riss-Standorte mit Hilfe von Diensthund «Muck». Er erschnüffelt die vom Luchs säuberlich mit Laubwerk verdeckten Kadaver. Die Hauptbeute des Luchses in den vergangenen drei Monaten war Rehwild, davon die Hälfte Kitze. Weitere Beutetiere waren ein Gämskitz, mehrere Füchse und eine im Wald streunende Katze.

Die Bedeutung des ausgewilderten Individuums

Der verwaist gefundene, aufgezogene und wieder ausgewilderte Luchskuder (Kuder = männlicher Luchs) zeigt eine Besonderheit: Das Tier trägt in seinem Erbgut genetische Spuren aus der Jurapopulation. Ein Eltern- oder Grosselterntier stammte demnach aus dem Jura. Das hier betrachtete Individuum bringt den ersten genetischen Nachweis, dass einer seiner Vorfahren aus der Jura- in die Alpenpopulation eingewandert ist. Dieser Befund verleiht dem Widerauswilderungsprojekt wildtierbiologisch eine besondere Wichtigkeit.

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