Landwirte aus Luzern verändern die Kuh-Welt

Erfinder aus Flühli: Kuh-Lift ist sogar in Indien gefragt

Weisst du, was ein Kuh-Lift ist? Diese Erfindung der Familie Studer aus Flühli mischt derzeit die Szene auf. Sogar aus dem Land der heiligen Kühe hat die Familie einen Auftrag erhalten. Wir haben die Studers besucht.

Mitten in der Biosphäre Entlebuch ist ein Bauernhof, der internationales Interesse auf sich zieht. Am Fusse der Schwändeliflueh, auf 1006 Metern über Meer ist die Familie Studer zu Hause. Sie betreibt Mutterkuh-Haltung, hat verschiedene Kleintiere und setzt auf Ökologie. Soweit so normal.

Peter Studer, seine Frau Zita und ihr Sohn Ruedi begrüssen uns zusammen mit dem Hofhund Barry herzlich. Beim Kaffee in der Stube drückt uns Peter Studer eine Gebrauchsanleitung in die Hände. «Auch die schreiben wir von A–Z selber», sagt er. Es ist eine Gebrauchsanleitung für einen Kuh-Lift, der eine Erfindung der Familie ist. Der Kaffee ist ausgetrunken, es geht hinaus aus der warmen Stube.

Einige Schritte hinter dem Stall und dem Haus steht eine neuere Werkstatt. Diese ist sozusagen das Labor bei den Daniel Düsentriebs aus dem Entlebuch. Fast alles, von der Schraube bis zur Stütze, stellen sie hier selbst her. Nur die wenigsten Teile müssen die Studers externen Firmen vergeben. «Wir geben solche Spezialaufträge ausschliesslich Schweizer Firmen», erzählt Peter Studer stolz. Alle Erfindungen aus Flühli sind also 100 Prozent Swiss made.

In ihrer Werkstatt produzieren die Studers die meisten Teile gleich selbst.
In ihrer Werkstatt produzieren die Studers die meisten Teile gleich selbst. (Bild: PLU)

Was ist ein «Kuh-Lift»?

Stellt sich die Frage, wofür ein Kuh-Lift überhaupt benötigt wird. «Den Kuh-Lift braucht es für Tiere, die nicht mehr selbständig aufstehen können», erklärt Ruedi Studer. Beispielsweise wenn eine Kuh ein Kalb auf die Welt gebracht hat. Dann kann es vorkommen, dass die Mutterkuh nicht mehr aufstehen kann. «Wenn die Mutterkuh einen Kalziummangel hat, dann hilft ihr der Bauer wieder aufzustehen.»

Die Studers platzieren in diesem Fall den Kuh-Lift über die Kuh, die Gurten unter die Kuh. Der Hebemechanismus wird dann mithilfe einer Akku-Bohrmaschine angetrieben und die Kuh sanft nach oben gezogen. Bei der Entwicklung des Lifts achteten die Erfinder auch darauf, dass er transportierbar ist. In acht Teile zerlegt, passt der Lift praktisch in jedem Auto auf den Beifahrersitz.

Innovation aus dem Entlebuch geht um die Welt

Der Kuh-Lift der Familie ist ein gefragtes Gerät. Im Einsatz ist diese Erfindung schon auf diversen Bauernhöfen und bei Tierärzten. Immer wieder kommen Anfragen aus der Schweiz und Europa. Eine Anfrage ist für die beiden Tüftler aber besonders speziell.

Vor einiger Zeit erreichte sie nämlich eine Anfrage aus Indien. Das Land, in dem die Kuh heilig ist, hat Interesse an einem Kuh-Lift aus dem Entlebuch!

«Die Inder wollen die Kühe nicht nur auf die Beine stellen, sie sollen die Tiere dann auch gleich therapieren», sagt Peter Studer. Beispielsweise dann, wenn eine Kuh nach einem Sturz auf eine Therapie angewiesen ist, damit sie wieder volle Lebensqualität geniessen kann.

Der Wunsch des Kunden stellt die Familie vor einige Herausforderungen. Der Lift muss mehr Nutzlast tragen, die Kunden wollen eine Hebe-Garantie von 1,5 Tonnen. Der Lift muss zusätzlich «fahrbar» sein. Die Kunden wollen Kühe, nachdem sie hochgehoben sind, auch mit dem Lift von A nach B transportieren.

Auf einer einfachen Skizze zeigt Peter Studer, wie der «Heilige-Kuh-Lift» ungefähr aussehen wird.

Für den Auftrag aus Indien wird der Kuh-Lift nochmals neu überarbeitet. Die Inder wünschen sich Rollen unter die Konstruktion und eine höhere Nutzlast. Peter Studer zeigt seine erste Skizze.
Für den Auftrag aus Indien wird der Kuh-Lift überarbeitet. Die Inder wünschen sich Rollen unter die Konstruktion und eine höhere Nutzlast. Peter Studer zeigt seine erste Skizze. (Bild: PLU)

Der Lift wird über zwei Räder gelenkt und die Trommelbremsen sind stark genug, um die Stier-Power an Ort und Stelle halten zu können, erklärt Peter Studer.

«Es ist immer eine Ehre, wenn wir sogar Anfragen aus dem Ausland erhalten», fügt sein Sohn an. Es sei herausfordernd, wenn solche Spezialwünsche wie aus Indien kämen.

Irgendwie gibt es für jedes Problem eine Lösung, welche die Familie Studer auch irgendwann findet. Um neue Inspiration zu holen, gehen Vater und Sohn gerne auch in die schöne Natur in der Region. «Beim Holzen bei uns im Wald ist mir schon oft eine gute Idee eingefallen», so Peter Studer.

Findest du die Region und ihre Menschen toll? Hier gibt es noch weitere Geschichten aus Flühli.

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