Luzerner Start-up als Antwort auf Tripadvisor & Co

Er beantwortet für Restaurants die Reklamationen

Will mit seiner Firma die Vorteile der Digitalisierung für Gastrobetriebe besser nutzbar machen: der Luzerner Alexander Zaugg.

(Bild: bic)

Der Luzerner Alexander Zaugg sieht in Online-Bewertungsplattformen viel ungenutztes Potenzial. Damit Gastrobetriebe die Vorteile der Digitalisierung besser nutzen können, übernimmt er die Bewirtschaftung der Plattformen. Zaugg ist überzeugt: Künftig wird noch einiges mehr als nur Restaurants online bewertet werden.

Es herrscht Traumwetter in Luzern. Die Leute sitzen in den Beizen der Altstadt und geniessen die Sonne. Alle scheinen rundum zufrieden. An einem Tisch sitzt auch Alexander Zaugg. Mit der Zufriedenheit der Leute in den Restaurants verdient der Luzerner Jungunternehmer seit rund einem Jahr seine Brötchen.

Zaugg stammt ursprünglich aus Solothurn. Seit einem Jahr wohnt er mit seiner Frau und der gemeinsamen Tochter in der Stadt Luzern. Dass er gleichzeitig ein innovatives Software-Unternehmen gegründet hat, hat jedoch nichts mit seinem Umzug zu tun. «Die Schönheit und die Lage Luzerns hat uns gereizt und wir wollten einfach hier leben», sagt er strahlend.

Schwieriger Umgang mit Online-Plattformen

Nun macht er seine Arbeit also von Luzern aus. Der Firmensitz befindet sich in Gersau. Zaugg hat es sich zur Aufgabe gemacht, insbesondere Gastrobetrieben die Vorteile der fortschreitenden Digitalisierung und der immer wichtiger werdenden Online-Bewertungsportale wie Google oder Tripadvisor aufzuzeigen. Das Ziel ist, dass diese das darin schlummernde Potenzial adäquat nutzen können. Dafür setzt er eine eigens entwickelte Software ein. 

«Ich habe gemerkt, dass es viele Gastrounternehmer gibt, die sich durch die grosse Fülle an Möglichkeiten, welche die Digitalisierung heute bietet, überfordert fühlen», sagt Zaugg.

Als er für verschiedene Getränkelieferanten gearbeitet hatte und mit verschiedenen Wirten in Kontakt gestanden habe, sei dieser Eindruck immer mehr gereift. «Ich habe mich mit der Zeit gefragt, ob man dieses Problem nicht irgendwie lösen könnte», erinnert sich der 35-Jährige.

Software sammelt alle Bewertungen

Doch wie funktioniert das Angebot konkret? Betriebe können die Bewirtschaftung ihrer Bewertungs-Plattformen auslagern und somit viel Geld sparen. In etwa so kann man das Prinzip kurz und knapp zusammenfassen. Dafür bietet das Start-up den Betrieben zwei Services an.

«Wir wollen der Gastronomie aufzeigen, dass die Digitalisierung mehr Chancen als Probleme schafft.»

Alexander Zaugg, Gründer re:spondelligent

Zusammen mit seiner Frau und einem weiteren Geschätspartner hat Zaugg eine Software entwickelt, die sämtliche Bewertungen eines Betriebes auf allen benutzten Plattformen sammelt, analysiert und übersichtlich zusammenstellt. Den Service können die Betriebe im Monats- oder Jahresabo nutzen.

Individuelles Profil

«Unsere Kunden können so ganz einfach nachvollziehen, was im Internet über sie geschrieben wird.» Es falle folglich der Aufwand weg, um alles mühsam und vor allem regelmässig durchzusehen, so Zaugg.

«Durch die aggregierten Bewertungen kann ein Gastgeber zum Beispiel sehen, dass es immer die gleichen Punkte sind, die von den Gästen bemängelt werden», sagt er. Es entsteht quasi ein individuelles Bewertungsmuster eines Betriebes und man kann gezielte Verbesserungen vornehmen. Dies ist das erste Angebot.

Gefragt sei das Angebot insbesondere bei Kunden, die mehrere Betriebe führen und so nicht die Möglichkeit haben, jeden Tag die Situation vor Ort persönlich zu erleben. Die aggregierten Bewertungen könnten dies teilweise übernehmen.

Auch Antworten werden verfasst

Wem dies allerdins nicht genügt, der kann noch den zweiten Service in Anspruch nehmen. «Auf Wunsch verfassen wir auch Antworten auf Bewertungen. Diese sind für die einzelnen Plattformen wie Google oder Tripadvisor optimiert», sagt Zaugg. Die Kunden können eine bestimmte Anzahl Antworten in Form von «Credits» kaufen. Somit haben sie nur Kosten, wenn auch Antworten geschrieben werden.

Auf die Geschäftsidee kamen Zaugg und seine Ehefrau während einer gemeinsamen Weltreise. «Dort haben wir zahlreiche Reviews auf den Bewertungsplattformen gelesen, um uns in der Fremde über Angebote zu orientieren», so Zaugg. Sie hätten mit der Zeit damit angefangen, auch selber Reviews zu verfassen.

«Wir wollten dadurch eine Art digitales Reisetagebuch schaffen», sagt er. Dadurch könnten sie sich später an spezielle Begegnungen und Erlebnisse erinnern. Durch die persönliche Nutzung habe sich das Potenzial dieser Foren für ihn und seine Frau schliesslich immer mehr herausgeschält.

Ein Problem der Ressourcen?

An vielen Orten, die sie aufgrund der Bewertungen besucht hätten, habe er mit Beizern überall auf der Welt über die Nutzung solcher Plattformen gesprochen. Dabei hätten alle gesagt, dass die Onlineportale enorm wichtig sind, erinnert sich Zaugg. Zurück in der Schweiz habe sich das selbe Bild gezeigt.

«Und trotzdem ist mir aufgefallen, dass viele Betriebe die Foren nicht angemessen nutzen», so Zaugg. Auf Nachfrage bei einzelnen Betrieben hörte er immer das Gleiche. «Der Aufwand ist einfach zu gross und die Ressourcen sind schlicht nicht vorhanden», lautete überall die lapidare Antwort.

«91 Prozent der Bewertungen in der Schweiz sind positiv.»

Alexander Zaugg

Diese Überlegungen lieferten letzlich den Startschuss für die Firmengründung», so Zaugg. In der Schweiz habe man kein Unternehmen gefunden, welches dasselbe Konzept verfolgt und dem man sich allenfalls hätte anschliessen können. Also machten sie es gleich selbst. «Wir wollen der Gastronomie aufzeigen, dass die Digitalisierung mehr Chancen als Probleme schafft», so Zaugg.

Reviews als quasi Gratiswerbung

Dazu setzt er sich zu Beginn einer Zusammenarbeit mit den Betrieben zusammen, um zu besprechen wie sie sich allfällige Antworten vorstellen. Dabei hebe er immer einen Punkt speziell hervor.

«Es gehört sich einfach, dass man sich auch für ein Lob bedankt. Denn vor Ort im Restaurant würde man dies ja auch tun.» Neben der Netiquette könne man beiläufig zum Beispiel noch die schöne Terrasse oder die speziellen Mittagsmenus erwähnen, sagt Zaugg.

«Viele unserer Kunden wollten zu Beginn einfach, dass wir auf die negativen Bewertungen reagieren», sagt er. Dies sei indes grundlegend falsch. «Gut 91 Prozent der Bewertungen in der Schweiz sind positiv», erklärt Zaugg. In diesen Reviews schlummere viel Potenzial für Gratiswerbung, das es nur zu nutzen gelte.

Kunden aus der ganzen Deutschschweiz

Anstatt sich über den Aufwand zu beklagen, sollte man somit vielmehr nach Optionen suchen, wie man sich Bewertungen ohne grossen Aufwand zum eigenen Marketinginstrument machen kann», sagt er.

Auf diesen Grundüberlegung basiert das Konzept des Start-ups. Kunden konnte man bislang hauptsächlich in der Deutschschweiz gewinnen. Viele aus Zürich und aus den Bergregionen. Aber auch ein paar Luzerner Betriebe seien dabei. Welche das sind, wollte Zaugg nicht verraten. «Wir würden uns aber über ein paar zusätzliche Kunden aus Luzern sehr freuen», sagt er.

Verantwortung bleibt beim Betrieb

Aber ist der Kauf von Antworten rechtlich nicht problematisch? Zaugg verneint vehement. «Bei unseren Antworten handelt es sich um Vorschläge. Die Verantwortung für den Inhalt liegt ausschliesslich beim Wirt», erklärt er. «re:spondelligent», wie das Programm heisst, gibt die Antworten nämlich nicht frei.

Dies kann nur der entsprechende Betrieb tun, indem er sich über sein Profil in die Software einloggt und den Text mit drei Klicks freigibt. Ein Gastrobetrieb kann sich also der Verantwortung über die Nutzung der Plattformen nicht komplett entziehen. «Wir wollen, dass sich die Kunden damit auseinandersetzen und wissen, was wir über sie schreiben», führt Zaugg aus.

Wird bald auch der Arzt online bewertet?

Doch wie gut läuft das Geschäft bisher überhaupt? «Mit der Resonanz im ersten Jahr sind wir absolut zufrieden», sagt Alexander Zaugg. Man sei aber immer noch in der Investitionsphase und auf der Suche nach neuen Kunden. 

Aktuell sei man unter anderem damit beschäftigt, die Angebote zu verfeinern und zu optimieren. «Hier sind wir selber auf die Rückmeldungen unserer Kunden angewiesen und versuchen, uns gezielt zu verbessern», sagt er schmunzelnd.

Zaugg ist zuversichtlich, dass sein Angebot in absehbarer Zeit noch viel stärker nachgefragt wird. «In Amerika wird heute fast alles online bewertet», sagt der Jungunternehmer.

Ob Ärzte, Anwälte oder Autohändler, kaum ein Anbieter einer Dienstleistung könne sich in Übersee heute der Nutzung von Bewertungsplattformen noch entziehen. «Irgendwann wird das auch in der Schweiz der Fall sein», ist Zaugg überzeugt. Ob man sich allerdings auch an solche Kunden richten wird, weiss Zaugg noch nicht. Nichtsdestotrotz könnten dem Luzerner Start-up aber rosige Zeiten bevorstehen.

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