Keine Besserung in Sicht

Emmen versinkt immer tiefer im Stau

Das Emmer Verkehrsnetz ist schon heute am Anschlag. Christian Meister (CVP) will nicht länger zuschauen. (Bild: bic/zvg)

Die Autobahn Verzweigung Rotsee gehört zu den berüchtigtsten Stau-Hotspots des Landes. Das kriegt besonders die Gemeinde Emmen zu spüren. Wegen Automobilisten, die via Emmen den Autobahnstau umschiffen, kollabiert dort der Verkehr oft ebenfalls. Und: Die Situation wird sich in den nächsten Jahren noch deutlich verschärfen.

«Mega-Stau auf A2», «Morgenverkehr staut sich auf der Autobahn A14», «Rund um Luzern braucht's sehr viel Geduld» – An Staumeldungen zum Luzerner Autobahnnetz mangelt es unserer Redaktion nicht. Was bei solchen Nachrichten oftmals nicht erfasst werden kann: Welche Auswirkungen die Staus auf die untergeordneten Strassennetze haben.

Im Falle der Gemeinde Emmen ist die Konsequenz immer öfters ein Verkehrskollaps auf den Gemeindestrassen. In der Hoffnung, schneller vorwärtszukommen als auf der Autobahn, zieht es Autofahrer schnell mal in Sempach oder Rothenburg ab der Autobahn, um via Emmen ihr Glück zu versuchen.

Stau auf der Autobahn = Stau in Emmen

Dieser Umstand ist zuletzt auch Christian Meister, Präsident der CVP Emmen, sauer aufgestossen. Demnach kam es vergangene Woche in Emmen gleich mehrmals zu einer Verkehrsüberlastung, wie seinem Kommentar auf eine Staumeldung von zentralplus zu entnehmen war:

Als Verkehrsknoten in praktisch alle Himmelsrichtungen ist Emmen «historisch» vom Verkehr belastet. Ein Blick in die mittelfristige Zukunft der Gemeinde zeigt jedoch ein zunehmend düsteres Bild. So stehen gleich mehrere Grossprojekte an, die das Verkehrsaufkommen in der Gemeinde entweder noch um einiges erhöhen oder die Kapazitäten auf den Strassen einschränken werden – keine gute Kombination.

1500 Verwaltungsangestellte pendeln bald nach Emmen

Da wäre das kantonale Verwaltungsgebäude, das auf dem Seetalplatz entstehen soll. Zirka 1450 Mitarbeitende der kantonalen Verwaltung sollen ab 2026 in einem zentralen Gebäudekomplex untergebracht werden. Nach den Bauarbeiten werden die Kantonsangestellten selbst wohl auch für einiges an Verkehrsaufkommen sorgen – mit welchen Verkehrsmitteln sie zur Arbeit gelangen, ist heute noch kaum realistisch absehbar.

Das geplante Verwaltungsgebäue auf dem Standort der heutigen Zwischennutzung NF49 am Seetalplatz. (Visualisierung: zvg) (Bild: zvg)

Auf Emmen kommen darüber hinaus noch mehrere andere Projekte zu. Im Folgenden eine Auswahl:

  • Wiedereröffnung Autobahnanschluss Emmen Nord: Seit 2012 ist der Autobahnanschluss Emmen Nord teilweise geschlossen. Grund für die Schliessung war die Eröffnung des Vollanschlusses bei Rothenburg. Nun soll er wieder vollständig geöffnet werden. Der Baustart ist 2025 geplant (zentralplus berichtete).
  • Rengglochstrasse wird gesperrt: In den Jahren 2023 und 2024 soll die Rengglochstrasse komplett erneuert werden. Dazu muss die Strasse zwischen Littau und Kriens während 18 Monaten gesperrt werden (zentralplus berichtete). Dies hat unter anderem zur Folge, dass jener Verkehr, der heute vom Hinterland via Littau nach Kriens und weiter in den Süden gelangt, in dieser Zeit über den Seetalplatz geleitet wird.
  • Die «Seetalstrasse-Frage»: Demnächst will der Kanton einen Grundsatzentscheid über die Zukunft der Seetalstrasse fällen. Entweder die Strasse wird aufgewertet oder man versucht, sie mittels einer Umfahrungsstrasse im Emmer Gemeindegebiet zu entlasten. Ein breit abgestützter Vorstoss im Emmer Einwohnerrat verlangt, dass sich der Gemeinderat entschieden gegen solche Umfahrungspläne wehrt (zentralplus berichtete).
  • Die Bypass-Bauarbeiten: Wann der Baustart für das 1,7-Milliarden-Projekt erfolgen wird, ist noch lange nicht in Stein gemeisselt. Aktuell wäre dies frühestens 2025 möglich. Der Emmer Gemeinderat ist zwar im Grundsatz für den Bau des Autobahnprojekts. Mit der Forderung, die Bauphase für die Emmer Bevölkerung verträglicher zu gestalten, hat er dennoch Einsprache gegen das Projekt eingereicht. Während der zehnjährigen Bauphase wird die Autobahn teilweise durch Emmen geleitet werden müssen.
  • Diverse Sanierungsarbeiten: In der Gemeinde stehen zudem noch diverse Sanierungsarbeiten an, so etwa im Gebiet Sprengi.

Übergeordnete Interessen bestimmen den Kurs

Es ist diese Kaskade von Projekten, die auch CVP-Ortspräsident Christan Meister Sorge bereitet. «Bei uns wird in den nächsten Jahren alles auf den Kopf gestellt.» Vieles davon bewirke für den Durchgangsverkehr längerfristig zwar Verbesserungen, die Gemeinde selbst profitiere aber nur selten von den Neuerungen. «In Emmen treffen viele übergeordnete Interessen zusammen, die Emmer Bevölkerung geht dabei aber zunehmend vergessen.»

«Wenn die Anwohner der Stadt sich – zu Recht – gegen die Spange Nord wehren, wird das gefeiert. Was ausserhalb der Stadtgrenze geschieht, interessiert dann aber kaum jemanden.»

Christian Meister, CVP-Präsident Emmen

Da Emmen bereits dicht besiedelt ist, bestehe auch nicht viel Platz für Ausgleichsflächen, gibt Meister zu bedenken: «Man kann hier nicht auf der grünen Wiese bauen.» Zudem kritisiert er, dass sowohl der Kanton, die Landschaft, wie auch die Stadt wenig Verständnis für die Anliegen der Agglogemeinde durchblicken lassen. «Wenn die Anwohner der Stadt sich – zu Recht – gegen die Spange Nord wehren, wird das gefeiert. Was ausserhalb der Stadtgrenze geschieht, interessiert dann aber kaum jemanden.» Gleichzeitig erachtete man es in der Landschaft als selbstverständlich, dass künftig alle mit dem Auto zum neuen Verwaltungsgebäude des Kantons fahren können.

Wenn die Gemeinde das Heft in der Vergangenheit selbst in die Hand nahm, sei der Widerstand von kantonaler Seite jeweils stark gewesen: «Als die Gemeinde beschloss, die Gerliswilstrasse für Lastwagen zu sperren, zog der Kanton die Gemeinde bis vors Bundesgericht, um dies zu verhindern. Ein zweiter Antrag dazu ist nun schon seit Jahren hängig.» Ein weiteres Beispiel ist laut Meister die Emmer Forderung nach einer Umgestaltung des Busnetzes in der Gemeinde, die vom Verkehrsverbund Luzern (VVL) abgelehnt worden sei.

Mobilitätskonzepte für Arbeitgeber gefordert

Die Vergangenheit ist das eine, die oben skizzierte Zukunft das andere. Namens der CVP hat Christian Meister kürzlich einen Vorstoss im Emmer Einwohnerrat eingereicht. Dieser zielt darauf ab, das ÖV-Angebot zu stärken – beispielsweise, indem der Bahnhof Emmen aufgewertet wird. Weiter soll die Gemeinde von Arbeitgebern und Immobilienbesitzern verbindliche Mobilitätskonzepte verlangen können.

«Der Strassenverkehr darf nicht mehr zunehmen.»

Für Christian Meister ist klar: «Der Strassenverkehr darf nicht mehr zunehmen.» Dies ist selbstredend leichter gesagt als getan. Meister sieht aber Möglichkeiten und Wege, die Lage auch mit einfachen Mitteln zu verbessern. Etwa durch mehr Informationen: «Die heutigen Autobahn-Staumeldungen sind oftmals der Auslöser für die Schleichfahrten durch die Gemeinden», sagt Meister.

Während den Bauarbeiten zum City-Ring bekam Emmen dies besonders zu spüren, sagt Meister. Der City Ring Luzern wurde zwischen 2009 und 2013 erneuert. Damals seien die betroffenen Emmer Ladenbesitzer beim Bundesamt für Strassen (Astra) vorstellig geworden. Sie baten darum, dass bei den Staumeldungen zur Autobahn jeweils auch erwähnt wird, dass das untergeordnete Netz ebenfalls überlastet ist, erinnert sich Meister. Mit Erfolg.

Letztlich müssten aber tiefgreifendere Lösungen auf den Tisch, um Emmen lebenswerter zu machen. Meister verweist dabei etwa auch auf das mittlerweile bekannte Könizer Modell. Die Berner Gemeinde hat ihr Zentrum mittels Tempo-30-Zonen massiv verkehrsberuhigt. Auch der Krienser Stadtrat verweist auf Köniz im Bestreben, das eigene Stadtzentrum vom Verkehr zu entlasten (zentralplus berichtete). Emmen hat diesbezüglich aber noch einen langen und steilen Weg zu gehen.

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4 Kommentare
  • Profilfoto von Rentner
    Rentner, 27.08.2021, 17:08 Uhr

    Ach dabei könnte man Tunnel vom Emmen Dorf unten durch bis kurz vor Seetalplatz machen fertig im Tagebau, ein Tunnel unter der Gerliswilstrasse durch bis Sprengi, ginge auch ja und die Verwaltung die Oma im Maihof muss dann nach Emmen der Opa vom Würtzenbach auch nach Emmen, warum nicht auf der Allmend mit samt Gericht Fertig bestens für alle Geeignet ,Zug, Bus, alles da,

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  • Profilfoto von Stef Weber
    Stef Weber, 27.08.2021, 13:52 Uhr

    Das allabendliche Verkehrschaos betrifft ja nicht nur Emmen, sondern auch Buchrain oder Inwil. Der Planer oder Politiker, der hier mal entschieden hat, dass die A4 als Ost-Süd-Verbindung der Schweiz plötzlich auf eine Spur reduziert werden soll, gehört den ganzen Tag geohrfeigt. Andernorts wird dieselbe Autobahn auf 3 oder 4 Spuren ausgebaut… Zwar haben wir in Luzern das grösste Nadelöhr des Schweizer Autobahnnetzes, aber das wird nicht mal Borgula freuen, da ein Teil der Autos deswegen durch die Stadt fährt.

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  • Profilfoto von Hegard
    Hegard, 27.08.2021, 09:29 Uhr

    Das neue Luzerner Verwaltunggebäude ist gut mit dem ÖV zu erreichen,sogar mit der Bahn(klapvelo)
    Aber zB Passbüro,Einwohnerkontrolle Gericht beim Bahnhof intregieren,so wäre für alle die wichtigen sozialen Einrichtungen gut erreichbar.

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  • Profilfoto von Jörg
    Jörg, 27.08.2021, 06:48 Uhr

    Die Umfahrung Emmen wurde nie Gebaut, dafür immer mehr Wohnungen, als Emmi vor Jahren ein Güter Anschluss vom Bahnhof Emmenbrücke an der Reuss lang, zur Fabrik wollte ,verneinte der Bund dies, zich Lastwagen Donnern durch Emmen, vor 50 Jahren sagte man wenn die Autobahn fertig Gebaut ist, hat man Ruhe an der Gerliswilstr, der Anschluss wurde Emmen Nord wurde Dichtgemacht teils, Kurtz Emmen wird vom Kanton und Bund Abgewürgt., auch die Buslinie 53 wurde Gnadenlos Gestrichen sie Fuhr von Emmen nach Luzern, die Linie %,und 2 Fahren hintereinander her von der VBL; keine Fährt nach Emmen Dummheit ist das.

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