Mascha Santschi justiert Radio und Fernsehen

Einstige Schönheitskönigin macht in Luzern Bilderbuchkarriere

Unternehmerin: Mascha Santschi an einer Tagung im KKL Luzern. (Bild: hae)

Im Jahr 2000 galt sie als zweitschönste Frau der Schweiz, seither macht Mascha Santschi als Juristin Karriere. Von Luzern aus. Als Journalistin, als Gerichtsschreiberin, als Unternehmerin, im KKL-Verwaltungsrat und seit einem halben Jahr als Präsidentin der Unabhängigen Beschwerdeinstanz für Radio und Fernsehen (UBI). Ihr Talent erkannte unlängst Doris Leuthard.

Es ist ein Donnerstag, 14 Uhr, ziemlich heiss, und Mascha Santschi sitzt bei einem Ice Tea im «World Café». Obwohl sie gerade einen Vortrag am Schweizer Anwaltskongress gehalten hat, sieht sie alles andere als abgekämpft aus. Eloquent und witzig redet sie über ihr Leben, in dem schon so viel passiert ist.

Beim Verabschieden vor dem KKL holt sie wieder ihre Vergangenheit ein, als sie im Jahr 2000 kurz eine prominente Person war: Ein Pärchen mit Kind schiesst von hinten auf uns zu: «Entschuldigen Sie!» – «Ja?» – «Sie sind doch Mascha Santschi?! Darf ich bitte ein Foto mit Ihnen machen?» Die Anwältin stutzt, es ist ihr leicht peinlich, aber sie lächelt alle Bedenken weg. «Ich war damals stark von Ihnen beeindruckt und habe Ihnen gar einen Fanbrief geschrieben», gesteht die Frau. Und wirft sich für ein Selfie mit Baby neben Mascha Santschi in Pose.

Das Berühmtsein ist 19 Jahre her. Die damals amtierende Miss Bern Mascha Santschi musste bei den Miss-Schweiz-Wahlen Mahara McKay zwar den Vortritt lassen und wurde Vize. Rückblickend sagt sie: «Darüber war ich letztlich froh, denn dadurch war ich nicht fremdbestimmt. Und vor allem konnte ich meine Ausbildung weiterverfolgen.» Als Juristin und Anwältin.

Boser, Radio, Studium

Nach der Miss-Wahl moderierte sie während zwei Jahren innerhalb der Patricia-Boser-Sendung «Lifestyle» eine eigene Rubrik, war dann parallel zum Rechtsstudium beim Berner Oberländer Radio BeO als Moderatorin und Redaktorin tätig. Nach Abschluss des Studiums an der Uni Bern zog sie nach Luzern: «Ich wollte die Ausbildung zur Rechtsanwältin in einem Kanton machen, in dem ich möglichst anonym war und von wo aus ich trotzdem weiterhin beim Radio arbeiten konnte.» Luzern war somit prädestiniert. An den Wochenenden pendelte sie zwischen ihrer Stadtwohnung an der Hünenbergstrasse und dem Radiostudio in Interlaken hin und her.

Fast-Miss-Schweiz: Mascha Santschi (unten Mitte) unterliegt Mahara McKay. (Bild: Screenshot Blick-Seite)

Nach der Anwaltsprüfung stieg Mascha Santschi als Gerichtsschreiberin beim Luzerner Obergericht ein. Kurz darauf wurde die Funktion einer «Informationsbeauftragten» neu geschaffen: Fünf Jahre lang war Santschi daraufhin für die interne und externe Kommunikation der Luzerner Gerichte verantwortlich. Später schloss Santschi ihre juristische Doktorarbeit zum Thema «Externe Kommunikation der Gerichte» ab. 

«Eine spannende Zeit. Dann – 2011 und 2013 – kamen die Kinder.» 2015 machte sie sich gemeinsam mit dem Ex-NZZ-Bundesgerichtskorrespondenten Markus Felber selbstständig: Santschi & Felber beraten Unternehmen, Behörden oder Privatpersonen an der Schnittstelle von Kommunikation und Recht. Seit Januar 2016 sitzt Santschi in der Unabhängigen Beschwerdeinstanz für Radio und Fernsehen (UBI), der sie seit Januar als Präsidentin vorsteht.

«Ich liebe Diskussionen, das Ringen um einen Entscheid!»

Mascha Santschi, Juristin

Dank der für sie glücklichen Kombination von Medienarbeit und Juristerei – eine Bilderbuchkarriere – fragte sie Bundesrätin Doris Leuthard vor einem Jahr für diesen neusten Job an. Die UBI beurteilt Beschwerden gegen Radio- und Fernsehsendungen schweizerischer Veranstalter. «Mich fasziniert die Materie, das Medienrecht», sagt Santschi. Zudem freue sie sich immer auf die Diskussionen anlässlich der publikumsöffentlichen Beratungen, auch wenn sich die neun UBI-Mitglieder uneinig sind. Ist die stets freundlich Lächelnde denn auch konfliktfähig? Da lacht sie. «Ich liebe Diskussionen, das Ringen um einen Entscheid!»

Journalistin: Mascha Santschi im Berner Radiostudio. (Bild: zvg)

Ihre Augen funkeln: «Überhaupt ist es spannend, was das Publikum bei den elektronischen Medien beschäftigt oder an Sendungen stört.» Da wird dann etwa über Sendungen diskutiert, bei denen Zuschauer monieren, dass sie Fake News darstellen, den Jugendschutz verletzen oder die Meinungsbildung des Publikums vor Abstimmungen manipulierten.

Milchkontingentierung in Buttisholz

Dabei hatte Mascha Santschi ursprünglich ganz andere Pläne: «Ich wollte als Teenager Dolmetscherin oder Chemikerin werden, doch später erschien mir ein Jusstudium besser vereinbar mit einer Familie», sagt sie. Das Studium empfand sie zuerst als trocken und die Juristensprache als unmöglich. «Der Spass am Job kam dann erst bei meiner Arbeit, als ich mit Klienten und echten Fällen zu tun hatte.»

Endlich war sie weg von der grauen Theorie und konnte in einer kleinen Kanzlei in Buttisholz, zugleich das Konkursamt Sursee, ihr Anwaltspraktikum absolvieren. Wieso in der Luzerner Provinz? «Ich wollte möglichst breit lernen und dies in einem guten Team. Dieses Bauchgefühl hatte ich beim Vorstellungsgespräch in Buttisholz.» In ihrem ersten Fall ging es um die Milchkontingentierungsverordnung.

Luzern ist ein Superkanton 

Ihr sei äusserst wohl am Vierwaldstättersee, denn «Luzern ist ein Superkanton, viel durchlässiger als Bern. Man kommt spontan und unkompliziert miteinander ins Gespräch, das gefällt mir sehr.» Mascha Santschi ist kontaktfreudig, liebt den Umgang mit den Menschen und vor allem anregende Diskussionen. Das wird auch Doris Leuthard beeindruckt haben. 

«Politiker müssen laut rufen, um wahrgenommen zu werden.» 

Apropos, wie wäre es mit einem Schritt Richtung Politik? Da winkt Mascha Santschi ab: «Ich bin zwar durchaus politisch interessiert. Aber was mir zusehends Mühe macht: Politiker müssen laut rufen, um wahrgenommen zu werden.» 

Sie sei eher die stille Schafferin, möchte auch nicht ständig ihr Profil auf Social Media pflegen müssen, «das entzieht doch eine Menge Zeit und Energie». Sie fragt sich auch, ob es in der Politik immer noch hauptsächlich um die Sache gehe – oder nicht doch eher stets darum, sich den Sitz zu sichern.

«Schönheit ist keine Leistung.»

Zudem staunt Mascha Santschi, wie viele junge Leute alles dafür machen, in der Öffentlichkeit zu stehen. «Als ob Bekanntsein das höchste Lebensziel und nur positiv ist.» Es sei heikel, sich über die Bekanntheit zu definieren. «Vor allem Schönheit ist keine Leistung: Wäre ich fünf Zentimeter kleiner, wäre ich bei einer Miss-Wahl ja gar nicht erst zugelassen worden.» 

Prominent: Auch 19 Jahre nach den Miss-Wahlen wird Mascha Santschi erkannt.

Dass Glück im Leben wichtig ist, darin geht Mascha Santschi einig mit dem Luzerner Autoren Rolf Dobelli, dessen philosophische Ratgeber sie gerne liest. Als 19-jährige Kandidatin wurde sie auf der Bühne der Miss-Schweiz-Wahl im TV gefragt, welches denn das wichtigste Ereignis für eine Frau sei? Sie sagte: «Die Geburt. Aber die eigene.» Sie meint damit nicht die der Kinder, was so viele angeben. «Denn entscheidend für ein Leben ist doch vor allem, unter welchen Umständen, zu welcher Zeit und in welchem Land man geboren wird – und da hatte ich grösstes Glück!» 

Und die schönste Region in diesem Traumland hat sie auch schon gefunden: Meggen bei Luzern.

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