Tour de Suisse bewegt – auch die Gemüter

Eingesperrt im Quartier

Solche Bilder gibt es in Baar bald zu sehen: Radrennfahrer bei der Zielankunft.

(Bild: zvg)

Es wird das Volksfest des Jahres für die Baarer: Vom Freitag- bis am Sonntagabend gastiert in der Zuger Gemeinde die Tour de Suisse. Das verspricht eine Menge Action. Aber auch gesperrte Quartiere und Bewohner, die ihr Zuhause kaum mehr verlassen können.

Gleichzeitig mit dem Beginn der Fussball-EM in Frankreich steht auch in Baar ein sportliches Highlight mit internationaler Ausstrahlung an: In der zweitgrössten Zuger Gemeinde startet am Samstag die 80. Tour de Suisse. Im sogenannten HUB Zug in Baar bleibt der gesamte Tour de Suisse-Tross die ersten zwei Etappen lang stationiert. Anstatt also jeden Tag an einem anderen Etappenort zu starten und anzukommen, konzentriert sich der wichtigste Schweizer Radsportanlass zu Beginn auf Baar.

Die «Tour de Suisse»: Facts & Figures

Die «Tour de Suisse» ist das viertgrösste Profiradrennen der Welt und das grösste einwöchige. Es wird von den Fahrern als Vorbereitung auf die «Tour de France» genutzt. Insgesamt werden über eine Million Zuschauer an den Strecken erwartet. Die internationale TV-Übertragung erfolgt in rund 150 Länder.

Wädli und Velos für den Mehrwert

Konkret heisst das: Während drei Tagen werden hunderte Velos, Teamfahrzeuge, Rennfahrer, Betreuer aller Art, Festzelte und interessiertes Volk an jedem Ecken das Baarer Stadtbild prägen. Denn nebst knackigen «Wädli» und schnittigen Velos gibt es auch eine ganze Menge mehr zu erleben. Das Gelände bei der Ziellinie an der Baarer Langgasse wird vom Freitagabend bis am Sonntagabend zur Festmeile. So spielen diverse Bands und die Fussballspiele der EM werden live übertragen (Programm siehe Box unten).

«Für die Gemeinde Baar ist es Ehre und Herausforderung zugleich, Startort der 80. Ausgabe der Tour de Suisse zu sein», sagt der Gemeindepräsident, Andreas Hotz. Baar erhalte eine exzellente Gelegenheit, sich der ganzen Schweiz und der Radsportwelt zu präsentieren. «Ich freue mich auf das nächste Wochenende und bin davon überzeugt, dass dieses unserer Gemeinde Mehrwert bringen wird», so Hotz.

So kündigte sich die Tour de Suisse 2015 an:

Wartezeiten und gesperrte Strassen werden Anwohner verärgern

Die Tour bereitet den Baarern aber nicht nur eitle Freude, Spass und Sonnenschein. Sie bedeutet auch gesperrte Strassen, verärgerte Anwohner und ein potentielles Chaos rund um das Baarer Stadtzentrum.

Zudem wird es zu Verspätungen, Kursausfällen und Wartezeiten im Linienverkehr der Zugerland Verkehrsbetriebe (ZVB) kommen. Die ZVB empfiehlt Reisenden, genügend Zeit einzuplanen oder die Stadtbahn zu benutzen, wie sie auf ihrer Homepage mitteilt.

«Es wird in Baar Quartiere geben, die vom Verkehr abgeschnitten sein werden.»
Nicole Heller, Verantwortliche Marketing und Kommunikation des HUB Zug

Die Hotline für den wütenden Bürger

Das wissen auch die Verantwortlichen des Zuger HUBs und haben vorgesorgt: Es wurde eine Hotline eingerichtet, um Notfälle zu koordinieren oder wütende Bürger zu beruhigen. «Es wird in Baar Quartiere geben, die vom Verkehr abgeschnitten sein werden», erklärt Nicole Heller, Verantwortliche Marketing und Kommunikation des HUBs.

Für die Anwohner seien das ungewöhnliche Situationen. «Man kann zum Beispiel drei Tage nicht mit dem Auto vor die Haustüre fahren, sondern muss ausserhalb parkieren», sagt Heller. Das führe dann schon mal zu einem gehässigen Telefonat auf die Hotline. «Deswegen verstehen wir die Hotline auch als Dienstleistung: Wir wollen den Menschen erklären, wieso sie nicht wegfahren können, und uns ihrer Probleme annehmen.»

«Es werden viele Baarer von den Sperrungen betroffen sein. Insbesondere im Zentrum und in Inwil.»
Andreas Hotz, Baarer Gemeindepräsident

Ein so grosser Anlass kann nur in Zusammenarbeit mit den Anwohnern durchgeführt werden, so Heller. Und auf medizinische Notfälle in den Quartieren sei man vorbereitet. «Wie wir in der Notfallsituation reagieren, wird anhand der Situation entschieden.»

Andreas Hotz ergänzt: «Es werden viele Baarer von den Sperrungen betroffen sein. Insbesondere im Zentrum und in Inwil.» Das Organisationskomitee habe zusammen mit der Gemeinde versucht, früh und transparent zu orientieren.

«Ich bin mir jedoch bewusst, dass insbesondere der Samstag mit dem Prolog für einige Mitbewohner zu einer Stressbelastung werden wird.» Dadurch würden sicherlich auch einige verärgert und in ihrer Bewegungsfreiheit für eine gewisse Zeit eingeschränkt. Er appelliere jedoch an die Toleranz, an das Verständnis und die Offenheit seiner Mitbewohner.

Man kann es nicht allen recht machen

Auch unter den Gewerblern wird es solche geben, die sich über die Tour de Suisse freuen und solche, die sich ärgern werden, erklärt Hotz: «Einzelne Gewerbler profitieren direkt vom Event, indem sie Essen, Getränke und so weiter liefern können.» Andere wiederum würden eher unter dieser Veranstaltung leiden müssen. «Es allen recht machen, das ist noch nie möglich gewesen», sagt Hotz. Er hofft auf einen langfristigen Effekt und dass schlussendlich alle vom verbesserten Image der Gemeinde profitieren werden.

«Baar war und ist seit jeher sehr sportlich, liberal und somit auch tolerant eingestellt.»
Andreas Hotz

Er sei jedoch davon überzeugt, dass die große Mehrheit der Baarer das Engagement der Gemeinde und des OKs schätze und unterstütze. «Baar war und ist seit jeher sehr sportlich, liberal und somit auch tolerant eingestellt», erklärt der Gemeindepräsident.

Ruhm und Ehre für vergleichsweise wenig Geld und viele Nerven

Ehre und Mehrwert soll der Anlass den Baarern bringen. Das gibt es aber meistens nicht gratis. Hotz erklärt: «Baar zahlt keinen direkten Beitrag an die Tour de Suisse-Organisation.» Die Gemeinderäte und Geschäftsleitungsmitglieder des erweiterten OKs würden ehrenamtlich arbeiten. Ganz gratis ist es aber dennoch nicht. «Es ist mit internen Kosten zu rechnen, die wohl einen Betrag von 30’000 bis 50’000 Franken annehmen werden», so Hotz. Diese werden für Leistungen des Werkdienstes verwendet.

Dazu kommen beanspruchte Nerven: «Es ist immer eine Herausforderung, wenn die öffentliche Hand, Freiwillige und profitorientierte Organisationen zusammenarbeiten müssen», gibt Hotz zu. Bei der Zusammenarbeit mit der Tour  habe es einige Reibungsflächen gegeben, die reduziert werden könnten. Es handle sich dabei um Absprache- und Koordinationstätigkeiten. «Zudem haben die Profis die Tendenz, immer wieder neue Forderungen zu stellen und nicht zu berücksichtigen, dass wir neben den OK-Tätigkeiten auch noch das Tagesgeschäft zu bewältigen haben», sagt Hotz. Dies sei aber normal und in der Natur der Sache liegend.

 1. Etappe (Prolog) – Samstag

Zu Beginn findet ein Zeitfahren statt. Die Strecke mit Start und Ziel in Baar ist nur gut sechs Kilometer lang. Darum hoffen die Veranstalter, dass es wie im letzten Jahr zu Kämpfen um Hundertstelsekunden kommt und Spannung vorporgrammiert ist. Zudem sollte auch der eine oder andere Schweizer im Kampf um den Tagessieg ein Wörtchen mitreden können, schreiben die Veranstalter auf der Homepage.

Die Streckenführung der ersten Etappe.

Die Streckenführung der ersten Etappe.

(Bild: tourdesuisse)

Das Streckenprofil der ersten Etappe.

Das Streckenprofil der ersten Etappe.

(Bild: tourdesuisse)

2. Etappe – Sonntag

Am Sonntag geht es dann zum ersten Mal so richtig in die Beine: Auf vier Runden haben die Fahrer knapp 190 Kilometer zurückzulegen. Viermal steht der Anstieg nach Allenwinden auf dem Programm. Die Veranstalter versprechen sich von diesem Rundkurs erneut viel Spannung. Ungewiss sei nämlich vor allem, ob es die Klassikerspezialisten oder sogar die Kletterer seien, die den Etappensieg unter sich ausmachen werden, schreiben die Organisatoren.

Die Streckenführung der zweiten Etappe.

Die Streckenführung der zweiten Etappe.

(Bild: tourdesuisse)

Das Streckenprofil der zweiten Etappe.

Das Streckenprofil der zweiten Etappe.

(Bild: tourdesuisse)

Rahmenprogramm:

Freitag, 10. Juni 2016

18:30 Uhr: Fahrerpräsentation im Showzelt
21:00 Uhr: Unterhaltung mit VolxRox im Showzelt
21:00 Uhr: Fussball-EM-Eröffnungsspiel Frankreich – Rumänien im Braui-Zelt                                                                                       

Samstag, 11. Juni 2016

14:44 Uhr: Prolog – 1. Etappe, Einzelzeitfahren – Profis
17:20 Uhr: letzter Fahrer im Ziel, Siegerehrungen

15:00 Uhr: Fussball-EM Schweiz – Albanien
19:00 Uhr: 7tCover
22:00 Uhr: Bünzlikrachers

Sonntag, 12. Juni 2016

12:45 Uhr: 2. Etappe, Rundstrecken-Rennen – Profis
17:05 Uhr: Zielankunft und Siegerehrungen

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