Eine Kritik zum Beatrice-Egli-Konzert

Eine Weltreise zum ewig gleichen Kontinent

Der Captain und seine Crew sorgen auf ihrem Flug für Beinfreiheit.

(Bild: Marc Wermelinger)

Schlager und Multikultur würde wohl niemand so schnell miteinander in Verbindung bringen. Diese Meisterleistung versucht momentan Beatrice Egli auf ihrer Tour zu vollbringen. Welche Stolpersteine einem Künstler da so im Weg liegen, konnte man diesen Sonntag in Sursee bestaunen.

Ein Konzert von Beatrice Egli zu rezensieren, sollte eigentlich keine allzu grosse Schwierigkeit darstellen. Eine riesige Show, viele Elemente, mehrere Outfitwechsel und unzählige Interaktionen mit dem Publikum bieten Unmengen von Material. Aber wer will schon ein generalisiertes Review von so etwas lesen? Genau, niemand.

Deswegen wird hier die – von Beatrice Egli selbst – angebotene Analogie der Weltreise und der Flüge aufgenommen und verwertet. Denn wenn man bei ebendem bleibt, kann man nur schon beim Betreten der Stadthalle Sursee die Tourcrew mit übellaunigem Bodenpersonal vergleichen. Der Moment, wenn man im Flugzeug sitzt und genau sieht, wie der eigene, mit zerbrechlichen Sachen gefüllte Koffer, mit Schwung in den Bug des Fliegers geworfen wird, hatte gewisse Ähnlichkeit mit dem Empfang, den man als Pressemensch bekam.

Gefühlte tausend Mal wurde man ermahnt, ja nur von der Seite und nur die ersten drei Songs zu fotografieren – ohne Blitz, versteht sich. Und man solle gefälligst niemandem im Weg stehen, denn die Leute hätten alle ganz viel Geld für dieses Konzert bezahlt. Verstanden? Verstanden.

Da haben wir sie, die Welt. Blau in blau.

Da haben wir sie, die Welt. Blau in blau.

(Bild: Marc Wermelinger)

Spontaneität ist nix für Piloten

Um Punkt 19 Uhr kamen dann die überfröhlichen Stewardessen auf die Bühne gehüpft und begrüssten die Passagiere an Bord des randvollen Stadthallen-Fliegers. Nachdem die Sicherheitsinstruktionen vorgetanzt worden waren, erschien Captain Egli. Eine Pilotin mit der Tendenz, zu viele unnötige Informationen mit den Passagieren zu teilen. Einstudierte Informationen noch dazu. Spontaneität ist ja schliesslich auch beim Fliegen nicht so angebracht.

«So reiste man zu verschiedenen Destinationen, war aber gefühlt immer am gleichen Ort.»

Von dieser Pilotin wurde man also, ganz ohne grosse Turbulenzen, von Song zu Song geflogen. Musikalische Höhen- oder Tiefflüge gab es selten. Die normale Flughöhe wurde konstant eingehalten und die Reisenden fühlten sich ab und an sogar so sicher, dass Sicherheitsgurte gelöst und Beine durchgestreckt wurden. Keine Cumulonimbus-Ballungen, alles gemütlich. Aber auch ein wenig eintönig.

So reiste man zu verschiedenen Destinationen, war aber gefühlt immer am gleichen Ort. Mal informierte die Pilotin darüber, dass man in Spanien angekommen sei. Ausser ein paar Maracas und einer spanischen Gitarre merkte man leider nichts davon.

Da könnte sich Easyjet eine Scheibe abschneiden

Die stereotypische Szenerie, die im Hintergrund gezeigt wurde, verleitete zur Annahme, dass man tatsächlich in anderen Gefilden der Welt angekommen war. Die Musik jedoch kam diesen Erwartungen nicht nach. Eine Weltreise, bei der man immer am gleichen Flughafen ankommt. Ein Flughafen, in dem man sich gut zurechtfindet. Man kennt seine Rolltreppen, sein Aufsichtspersonal, die Restaurants. Nur mit etwas Glück entdeckt man eine neue Ecke oder eine neue Schönheit im Flughafen-Café.

Zweimal gross und einmal klein: Beatrice Egli auf ihrer «Weltreise» in Sursee.

Zweimal gross und einmal klein: Beatrice Egli auf ihrer «Weltreise» in Sursee.

(Bild: Marc Wermelinger)

Einen speziellen Umweg liess sich Egli auf dieser Weltreise jedoch nicht nehmen. Eine Reise in die Vergangenheit. Von diesem Service könnte sich Easyjet mal eine Scheibe abschneiden.

«Ein angenehmer Flug durch eine sichere, konstante und heile Schlagerwelt.»

Hits der 80er und 90er könnte man zwar auch einfach über die Bordlautsprecher laufen lassen und es Zeitreise nennen. Wie dem auch sei, die Passagiere waren entzückt und liessen sich zu einem Tänzchen hinreissen. Beim Landeanflug waren die Seitenwinde dann doch zu stark und es musste durchgestartet werden. Applaus, Applaus. Alles nochmals von vorne. Captain Egli stürzte sich noch ein letztes Mal in eine neue Uniform und liess die Maschine zum Abschluss über die Schweizer Alpen kreisen.

Die Maschine wurde gelandet, die Pilotin für ihre Leistung beklatscht. Ein angenehmer Flug durch eine sichere, konstante und heile Schlagerwelt. Man war froh, wieder festen Boden unter den Füssen zu haben, gleichzeitig aber auch wehmütig, dass es schon vorbei war. Mit dem Service zufrieden und vollständig unterhalten verliessen die Passagiere den Flieger und nickten zum Abschluss verlegen der Cabincrew zu.

Der Pilotin Beatrice Egli gefällt die Show offensichtlich. Dem Publikum ebenfalls.

Der Pilotin Beatrice Egli gefällt die Show offensichtlich. Dem Publikum ebenfalls.

(Bild: Marc Wermelinger)

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