Drei Kandidierende wollen Luzerner Stadtrat werden

Eine Spitzenreiterin, ein Aussenseiter und ein Chancenloser

Je grösser der Kandidat in dieser Collage abgebildet ist, umso grösser sind seine Wahlchancen: Thomas Schärli (von links), Franziska Bitzi Staub und Rudolf Schweizer.

(Bild: zentralplus)

Franziska Bitzi Staub (CVP), Thomas Schärli (SVP) und Rudolf Schweizer (parteilos) steigen in den Ring. Sie wollen am 27. November als Nachfolger von Stefan Roth in den Stadtrat gewählt werden. Die Siegerin steht jedoch bereits fest. zentralplus hat die drei Kandidierenden analysiert.

Normalerweise ist es sehr heikel, vor einer Wahl bereits einen Sieger auszurufen. Doch wer am 27. November zum Nachfolger des zurückgetretenen Finanzdirektors Stefan Roth gekürt wird, ist jetzt schon so klar, dass man das ruhig sagen darf. Drei Kandidaten haben sich bis zum Ablauf der Frist diesen Montag, 12 Uhr bei der Stadt gemeldet. Es sind dies wie erwartet Franziska Bitzi Staub (CVP, 43), Thomas Schärli (SVP, 36) und Rudolf Schweizer (parteilos, 53). Dabei ist Bitzi Staub die haushohe Favoritin. Die anderen beiden dürften unter «ferner liefen» abgehakt werden. Wobei aber immerhin Schärlis Abschneiden noch für Spannung sorgen wird.

zentralplus stellt die drei Kandidierenden kurz vor.

Bitzi Staub: Finanzexpertin mit grünem Herz

Franziska Bitzi Staub arbeitet beim Kanton Zug als Generalsekretärin der Direktion des Innern. Auf wann sie dort kündigen könnte, ist noch nicht bekannt. Zuvor leitete die Anwältin den Rechtsdienst des Kantons Luzern. Seit zwölf Jahren sitzt sie im Stadtparlament, seit drei Jahren ist sie CVP-Fraktionschefin. Sie gilt als ausgewiesene Finanzexpertin und ehrgeizige Politikerin. Politisch ist sie in Finanzfragen eher restriktiv, hat aber unter anderem ein Herz für den Umweltschutz. Betreffend Verkehr ist sie für eine Verlagerung auf den ÖV, setzt sich aber auch für das Projekt Parkhaus Musegg ein.

Hat beste Chancen auf das frei werdende Büro im Luzerner Stadthaus: Franziska Bitzi Staub.

Hat beste Chancen auf das frei werdende Büro im Luzerner Stadthaus: Franziska Bitzi Staub.

(Bild: zVg)

Trotz ihres beachtlichen Rucksacks wurde sie an der spannenden CVP-Nominationsversammlung vom 15. September nur mit zwei Stimmen Vorsprung auf ihre härteste Konkurrentin, Pia Maria Brugger Kalfidis, nominiert. Bitzi Staub ist verheiratet und kinderlos (hier gehts zum grossen Interview, das wir vor der CVP-Nomination mit ihr geführt haben).

Weil Bitzi Staub die Unterstützung der FDP geniessen dürfte und weil die SP selber nicht antritt und sie somit auch viele linke Stimmen auf sich vereinen wird, sind ihre Wahlchancen hervorragend.

Schärli: Ambitioniert, aber ohne Leistungsausweis

Thomas Schärli gilt als ambitionierter SVP-Jungspund. Der 36-jährige Littauer arbeitet bei Coop im Bereich Energieoptimierung. Bereits mit 22 Jahren startete er seine Politkarriere als Littauer SVP-Einwohnerrat. Von 2010 bis 2011 sass er im Stadtparlament. 2011 wurde Schärli in den Kantonsrat gewählt, 2015 schaffte er die Wiederwahl. Schärli ist Vater von vier Kindern, lebt in einer Beziehung und wohnt in Littau.

Nicht nur innerhalb der SVP gilt der gelernte Elektromonteur jedoch als Leichtgewicht. Politisch ist er noch kaum in Erscheinung getreten, er vertritt meist stramm die Parteilinie. Schärli wollte bereits letzten November zu den Stadtratswahlen diesen Mai/Juni antreten. An der SVP-Nominationsversammlung zog er sich jedoch zurück, weil Parteipräsident Peter With selber kandidieren wollte. With und Lingg lobbyierten erfolgreich gegen Schärli, der danach von einer hässlichen Schlammschlacht sprach, weil er als «Witzfigur» und «Lachnummer» bezeichnet worden war. Das sei nun alles vergessen, versichert Schärli, der letzten Freitag von seiner Partei dank Support von With mit 11 zu 17 Stimmen nominiert wurde (hier gehts zum Artikel).

Der Kandidat der SVP: Thomas Schärli wird am 27. November zu den Stadtratswahlen antreten. (Bild: jal)

Der Kandidat der SVP: Thomas Schärli wird am 27. November zu den Stadtratswahlen antreten. (Bild: jal)

With unterlag dann im zweiten Wahlgang vom 5. Juni, er holte mit 8270 Stimmen rund 2000 Stimmen weniger als Stefan Roth. Spannend wird nun zu sehen sein, wie Schärli abschneidet. Holt er mehr Stimmen als With, wäre das eine kleine Sensation – und eine grosse Genugtuung für den 36-Jährigen. Mehr als das liegt am 27. November aber nicht drin. Wobei das Schärli, der so redet, wie ihm der Schnabel gewachsen ist, egal ist. Denn er will politisch Karriere machen, und dabei ist ihm jedes Schaufenster recht.

Schweizer: Der etwas wirre Nobody

Was Rudolf Schweizer genau antreibt, ist unklar. Der parteilose 53-jährige Carrosseriespengler mit eigener Firma im Krienser Obernau lebte noch bis vor kurzem in Malters. «Dank» der Trennung von seiner Frau habe er in die Stadt ziehen können. Er hat zwei Kinder.

Rudolf Schweizer im «Übergwändli»: Damit will er zeigen, dass er für die Anliegen der Handwerker einsteht.

Rudolf Schweizer im «Übergwändli»: Damit will er zeigen, dass er für die Anliegen der Handwerker einsteht.

(Bild: rob)

Schweizer hat bereits an mehreren kantonalen und städtischen Wahlen teilgenommen, immer als völliger Aussenseiter. Im Oktober 2015 etwa kandidierte er erfolglos für die National- und Ständeratswahlen (hier gehts zum Interview). Zuletzt holte er an den Stadtratswahlen diesen Mai/Juni 1782 Stimmen und landete damit weit abgeschlagen auf dem letzten Platz. Der mitunter etwas wirr wirkende Schweizer (hier gehts zu seiner Webseite) will sich für das Kleingewerbe einsetzen. Er kandidiere auch, weil die Bevölkerung den heutigen Politikern nicht mehr trauen würde.

CVP freut sich über Kampfwahl

Die Wahl vom 27. November dürfte also nur bedingt spannend werden. Aber speziell die CVP freut sich über die Kampfwahl, weil ihre Kandidatin dadurch «offiziell» vom Volk gewählt werden dürfte. Bei einer stillen Wahl hätte dieser Aspekt etwas gefehlt.

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