News aus der Luzerner Gastroszene

Eine Raviolibar ganz ohne Ravioli

Hier im Parterrelokal kommt die «Raviolibar» rein, heute werden da noch Haare geschnitten.  (Bild: zvg)

Heute noch ein Coiffeur-Salon, bald eine Bar: An der Hirschmattstrasse eröffnet die «Raviolibar». Ein Lokal, das sich dauernd verändern soll und das mit einer österreichischen Spezialität auftrumpfen will. Derweil steht vis-à-vis seit Monaten ein Geschäft leer – und da soll jetzt endlich etwas gehen.

Es tut sich ganz schön was in der Luzerner Gastroszene, insbesondere in der Neustadt. Und nun bekommt auch die Hirschmattstrasse eine neue Bar. Im Parterrelokal an der Hausnummer 13, das heute noch vom Coiffeursalon «Albert» genutzt wird, soll per 1. Dezember eine neue Café-Bar mit eigenwilligem Namen eröffnen: «Raviolibar».

Eröffnet und betrieben wird die Bar vom Architekten Roger Duvoisin. Er kennt den Pilatushof – wie das ehrwürdige Haus heisst – und ihre Besitzer bestens, da er im gleichen Haus bereits sein Architekturbüro hat und für die Hausverwaltung zuständig ist. Auch den Umbau plant Duvoisin selber.

42-Quadratmeter-Bar

Die Bar wird 42 Quadratmeter gross und bietet Platz für rund ein Dutzend Bistrotische (siehe Plan). Dazu kommen Toiletten, ein Backoffice-Bereich für das Personal und ein Kellerabteil für Getränke und Kühlmaschinen.

So sieht die neue Bar auf dem Plan aus.  (Bild: zvg)

So sieht die neue Bar auf dem Plan aus.  (Bild: zvg)

Das kann man alles im Baugesuch lesen, das momentan bei der Stadt Luzern aufliegt. Für den Umbau will Duvoisin die beiden Schaufenster von 1953 verändern. Dazu kommen Arbeiten im Hausinnern, eine neue Lüftung wird eingebaut, Kühlapparate und was sonst noch zu einem Gastrobetrieb gehört.

Eine zehn Jahre alte Idee

Im gleichen Gebäude um die Ecke hat bereits die Konditorei Bachmann mit «La Vie en Rose» im Sommer 2015 ein Lokal eröffnet und dafür ebenfalls die Fassade verändert. Daher befürchtet Duvoisin keine Probleme: Er orientiert sich optisch an der Lösung des Bachmann-Cafés. Damals hat man mit der kantonalen Denkmalpflege zusammengearbeitet. Falls es doch Verzögerungen wegen der Baubewilligung gäbe, hat Duvoisin einen Plan B: Er würde das Lokal erst noch zwischenvermieten und erst im Februar 2017 eröffnen.

Ein paar Monate mehr oder weniger machen für Duvoisin keinen Unterschied mehr – denn die Idee für eine Bar an dieser Lage trägt er seit zehn Jahren im Kopf herum. 2007 wurde das Lokal frei, als ein Modegeschäft auszog. Der Coiffeur-Salon «Albert» übernahm die Parterrefläche vorübergehend und baute sie um. Aus einem Fünfjahresvertrag wurden schliesslich neun Jahre.

Der Traditions-Salon «Albert» ist seit Jahrzehnten in der oberen Etage einquartiert. Jetzt verliert er zwar die Parterrefläche und damit etwas an Sichtbarkeit. Inhaberin Ivana Bucher-Martinelli, die den von Ferdinand Albert 1966 gegründeten Salon vor 14 Jahren übernahm, wäre zwar gern geblieben. Sie sieht es aber positiv: «Das ist für uns eine grosse Veränderung, aber ich habe schon ganz viele Ideen im Kopf, auf die ich mich freue.»

Noch bis Ende Oktober macht Albert hier weiter, danach nur noch im Obergeschoss.  (Bild: jwy)

Noch bis Ende Oktober macht Albert hier weiter, danach nur noch im Obergeschoss.  (Bild: jwy)

Die Wirteprüfung folgt

Roger Duvoisin hat jetzt die Chance gepackt und verwirklicht seinen Traum einer Bar. Er hat die richtigen Partner an Bord und das Geld beisammen. Duvoisin wird das Lokal operativ mit seiner Cousine betreiben und eine Person anstellen, die schon Erfahrung in der Gastronomie hat. Zwei weitere Geschäftspartner kommen aus dem Freundeskreis. Für den Betrieb gründet er per Ende September eine GmbH. Duvoisin absolviert derzeit noch die Ausbildung für das Wirtepatent, die Prüfung ist Mitte Dezember.

Und was dürfen Besucher denn erwarten? Eine Café-Bar eben mit normalen Öffnungszeiten (10.30 bis 00.30 Uhr). Dazu kommen ab und zu kulturelle Anlässe: Lesungen, kleine Konzerte oder Ausstellungen. Daher will Roger Duvoisin die Bar zwei bis drei Mal im Monat bis 2.30 Uhr geöffnet haben. Aber: «Es soll ein ruhiges Lokal werden, kein Partyschuppen», verspricht er.

Eine österreichische Spezialität

Für Veranstaltungen plant Duvoisin mit Geschäften in der Nachbarschaft zusammenzuspannen: Zum Beispiel mit der Hirschmattbuchhandlung für Lesungen oder für kleine Konzerte mit dem Lucerne Festival, das im gleichen Haus seine Büros hat.

«Ravioli ist einfach ein wunderschönes Wort, wenn man dabei nicht an Büchsenfutter denkt.»

Roger Duvoisin

Trotz des Namens «Raviolibar», wird das Lokal keine richtige Küche haben. Dennoch wird Duvoisin kleinere Speisen servieren: Er baut im Backoffice-Bereich einen Ofen ein, im Lokal selbst gibt es eine Kühlvitrine.

«Wir werden ewas zu essen anbieten, das es in Österreich an jeder Ecke gibt, aber hier noch nie gesehen wurde: das Leberkäsesemmerl», sagt er. Das sei eine Scheibe Fleischkäse in einem Kaisersemmerl – ein österreichisches «Mutschli». Der Fleischkäse werde in einem kleinen Ofen stets warm gehalten. «Die Ideale Trinkbeilage», so Duvoisin.

Eine Fasnachtsgruppe namens «Ravioli»

Welche Gäste will er ansprechen? «Ein kulturell aufgeschlossenes Publikum ab 30 Jahren», steht im Konzept. Und Weinliebhaber: «Es wird ein spannendes Angebot haben», verspricht er. Es soll eine «Bar im Wandel» werden, präzisiert Duvoisin. «Man wird alles kaufen können, inklusive Mobiliar.» Unter dem Stichwort «Kunst und Krempel» wird er Kunst ausstellen, aber auch Fundstücke aller Art. Auch die wird man kaufen können.

Bleibt noch die Frage: Wieso das «Ravioli» im Namen? Ravioli heisst eine kleine Fasnachtsgruppe, mit der Duvoisin seit über 20 Jahren durch die Gassen tingelt und in der auch seine beiden Geschäftspartner mittun. Aus dem «Ravioliwägeli» beschallen sie jede Fasnacht vor dem Restaurant Magdi die Eisengasse mit Musik. «Und Ravioli ist einfach ein wunderschönes Wort, wenn man dabei nicht an Büchsenfutter denkt», so Roger Duvoisin. Darum war immer klar: Wenn’s eine Bar gibt, muss sie so heissen. Auch wenn darin alles andere als Fasnacht stattfindet.

Ein Lokal ist immer noch zu haben

Und wo wir schon an der Hirschmattstrasse sind: Auf der anderen Strassenseite, an der Nummer 24, steht ein Ladenlokal leer. Und es ist immer noch zu haben. Die Räume gleich neben der Hirschmatt-Buchhandlung stehen nun schon seit bald neuen Monaten leer, seit das Geschäft für alte Stiche, Einrahmungen und Kunsthandel geschlossen hat. Dessen langjähriger Betreiber, der Ostberliner Jürg W. Franke, ist letzten Dezember mit 76 Jahren gestorben.

Seit Monaten stehen die Räume neben der Hirschmatt-Buchhandlung leer. Nun soll bald umgebaut werden.  (Bild: jwy)

Seit Monaten stehen die Räume neben der Hirschmatt-Buchhandlung leer. Nun soll bald umgebaut werden.  (Bild: jwy)

Die Beschriftung an Fenstern und Türe ist immer noch zu sehen: «Jürgen W. Franke Alte Stiche Kunsthandel». Doch im Innern sieht es aus wie in einem Abbruchobjekt: offene Leitungen, unverputzte Decke, herausgebrochene Wände.

Nun wird umgebaut

Das Lokal war monatelang ausgeschrieben, es gab bereits Dutzende Interessenten und Bewerber – die meisten davon aus dem Gastgewerbe. Aber kein Gespräch fruchtete, alle sprangen wieder ab. Nun nimmt man einen neuen Anlauf, wie Yolanda Risi bestätigt, die das Lokal verwaltet. Noch dieses Jahr soll es einen kompletten Rohausbau geben, so dass das leicht miefige Lokal wieder neu erstrahlt. Die Baueingabe soll demnächst erfolgen.

Nur noch die Schrift an der Tür erinnert an das Geschäft mit den alten Stichen an der Hirschmattstrasse 24.  (Bild: jwy)

Nur noch die Schrift an der Tür erinnert an das Geschäft mit den alten Stichen an der Hirschmattstrasse 24.  (Bild: jwy)

Doch für einen Gastrobetrieb scheint der Zug abgefahren. Das sei in diesem alten Gebäude, das unter Schutz steht, äusserst komplex und langwierig. Yolanda Risi hofft darum eher auf stilles Gewerbe.

Zum Schluss noch eine historische Aufnahme des «Pilatushof»:

Der Pilatushof 1920.  (Bild: Staatsarchiv/zvg)

Der Pilatushof 1920.  (Bild: Staatsarchiv/zvg)

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