So will der Captain das Ruder rumreissen

Eine neue Rolle für FCL-Stürmer Dejan Sorgic

Will seine Farben am Donnerstag im Wallis zum Sieg führen. FCL-Captain Dejan Sorgic. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Nach dem knappen Sieg im Cup gegen den SC Buochs reist der FC Luzern am nächsten Donnerstag ins Wallis zum Duell gegen den FC Sion. Während sich Cheftrainer Fabio Celestini mit vielen Absenzen herumschlagen muss, soll Neo-Captain Dejan Sorgic den FCL als Anführer wieder in ruhigere Gewässer steuern.

Als die FCL-Spieler am späten Samstagabend erschöpft in den hohen und holprigen Buochser Rasen sanken, war ihre Erleichterung bis auf die Zuschauerränge spürbar. 120 Minuten mussten die Luzerner anrennen, um den Erstligisten aus dem Kanton Nidwalden niederzuringen (zentralplus berichtete). Nicht nur die Platzverhältnisse, sondern auch die aufopfernd kämpfenden Buochser machten dem haushohen Favoriten das Leben schwer.

Wie schon so oft in dieser Saison stellten sich die Luzerner aber selber ein Bein. Eine mangelhafte Chancenverwertung bescherte dem FCL einen (zu) langen und ungemütlichen Abend. Lorik Emini, Ibrahima Ndyaie, Filip Ugrinic, Nikola Cumic, Christian Gentner und Dejan Sorgic scheiterten ein ums andere Mal am hervorragend reagierenden Torwart Raphael Radtke. Mit teils mirakulösen Paraden liess die FCL-Leihgabe im Buochser Tor die Angreifer verzweifeln. 

Gute Mentalität, schlechte Chancenauswertung

Zwei Bälle musste Radtke in den 120 Minuten schliesslich doch noch aus dem Netz fischen, Ugrinic und Sorgic sorgten für den 2:1-Endstand. Letzterer zeigte sich gegenüber zentralplus beeindruckt von der Leistung des Buochser Torwarts: «Mit Raphael habe ich schon beim FCL zusammen trainiert und wusste darum, dass er talentiert ist. Es war aber trotzdem unglaublich, was der alles gegen uns gehalten hat. Zum Glück steht er bei uns unter Vertrag!»

«Wir sind trotz der vergebenen Chancen immer wieder angerannt und haben nie den Kopf hängen lassen.»

Dejan Sorgic, neuer FCL-Captain

Die Match-Analyse der Luzerner am nächsten Morgen hatte dann trotz des knappen Resultats gegen einen unterklassigen Gegner laut Sorgic auch positive Aspekte: «Ich fand unsere Mentalität in Buochs gut. Wir sind trotz der vergebenen Chancen immer wieder angerannt und haben nie den Kopf hängen lassen. Das war in dieser Saison auch schon anders.»

Natürlich war die mangelhafte Chancenauswertung ebenfalls ein grosser Teil der Analyse, attestierte der Captain ehrlich. Denn die Problematik, den Ball im Netz unterzubringen, verfolgt den FCL und den Torjäger schon seit einigen Wochen.

Kein Frust trotz Torflaute

Gegen den SC Buochs gelang dem 32-Jährigen sein erster Treffer in dieser Saison. Hat er sich damit nun den «Frust von der Seele geschossen», wie der Blick titelte? Das will Sorgic so nicht stehen lassen: «Ich bin gar nicht so frustriert, wie es in vielen Medien dargestellt wird. Klar, tut mir das Tor gut und ich will auch wieder mehr Tore schiessen. Solche Phasen hatte ich aber schon mal in meiner Karriere, das kommt auch wieder anders. Ich muss nur weiter hart an mir arbeiten.»

Tatsächlich sieht man auch gegen Buochs einen Dejan Sorgic, der seine Mitspieler gekonnt in Szene setzt, Bälle prallen lässt, Räume aufreisst und weite Wege geht. Trotzdem fällt auf, dass sich der Auftritt des Luzerners auf dem Platz verändert hat.

Die Last der Captain-Binde

Die Vermutung liegt nahe, dass es etwas mit der neuen Verantwortung als Captain zu tun hat. Ist die Binde vielleicht sogar eine Bürde für den eher zurückhaltenden Sorgic? «Natürlich hat sich mein Verhalten und meine Rolle im Team durch die Captain-Binde verändert. Ich versuche noch mehr Einfluss auf meine Mitspieler zu nehmen. Besonders, wenn es bei ihnen mal nicht so läuft. An diese neue Rolle muss ich mich noch gewöhnen», bestätigt der Torjäger.

Für Sorgic ist die Rolle als Captain eine neue Erfahrung und vor allem auch ein Lernprozess: «Es macht mich sehr stolz, Captain des FC Luzern zu sein. In dieser schwierigen Phase die Captain-Binde zu übernehmen, ist aber auch eine Herausforderung. Ich kann nicht in das Amt hineinwachsen, sondern bin sofort gefordert. Diese Erfahrungen werden mir in Zukunft aber sicher zugutekommen.»

«Deki macht das super, er hilft der Mannschaft mit seiner Erfahrung enorm.»

Lorik Emini, FCL-Spieler

Einer, der Sorgic nachfühlen könnte, ist Christian Schwegler, letztjähriger FCL-Captain und aktueller Fussballpensionär. Hat sich «Deki» vor seiner Entscheidung zum Kapitän-Amt mit Schwegler ausgetauscht? «Schwegi war zu dieser Zeit in den Ferien und die Entscheidung des Captains fiel erst kurz vor dem ersten Saisonspiel. Da blieb mir ehrlich gesagt auch wenig Zeit zum Überlegen, ich bin aber sehr froh um die Entscheidung», sagt Dejan Sorgic.

Lob von den Mitspielern

Sein Trainer Fabio Celestini scheint seine Wahl jedenfalls nicht zu bereuen: «Dejan macht seine Arbeit als Captain fantastisch, er ist auf und neben dem Platz ein Vorbild. Von der Persönlichkeit her ist er natürlich ein ganz anderer Mensch als Christian Schwegler. Trotzdem kann er durch seine Leistungen und Worte die Mannschaft mitreissen und motivieren.»

Auch Mitspieler Lorik Emini kann nur Gutes vom neuen Captain berichten: «Deki macht das super, er hilft der Mannschaft mit seiner Erfahrung enorm. Schwegi war zwar ein etwas lauterer Captain als Dejan, für uns macht das aber keinen Unterschied.»

Der Captain ist am Donnerstag besonders gefordert

Besonders gefragt sein werden die Führungsqualitäten von Sorgic am nächsten Donnerstag (20:30) gegen ein unberechenbares Sion. Nachdem bereits Ndenge, Alabi, Schürpf und Müller verletzt ausfallen, muss Celestini nun auch noch auf den angeschlagenen Samuele Campo, den kranken Christian Gentner und den am Innenband verletzten Martin Frydek verzichten (zentralplus berichtete). Ebenfalls fehlen wird Filip Ugrinic. Er sitzt in Sion eine Gelbsperre ab.   

Es ist eine happige Absenzenliste, die der FCL nur mit einer starken Kollektivleistung wettmachen kann. Angeführt natürlich von Vorkämpfer und Vorbild Dejan Sorgic.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Karl Ottiger
    Karl Ottiger, 24.09.2021, 11:29 Uhr

    Sorgic kannst im moment keine andere rolle geben der hat selber genug mit sich zu tun. Ihm fliegen fast alle Bälle vom Fuss wegg und in der mitte hat ihn das gute Näschen verlassen. So wie er Auftritt ist er eher ein Handycap für die Mannschaft im
    Angriff braucht es Qualität und eine super Konsentration das alles ist leider nicht vorhanden darum wenig Punkte Hopp FCL

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