Ausstellung des Roten Kreuzes in Luzern

Eine 1.-Klasse-Weltreise in die Katastrophe

Bild: Mael Stocker

Im Rahmen des 150-jährigen Jubiläums des Schweizerischen Roten Kreuzes ist im Verkehrshaus Luzern noch bis zum 17. Januar 2017 die sehenswerte Sonderausstellung «Weltreise Rotes Kreuz» zu sehen. Auf einer interaktiven Reise erfährt man, wie das SRK Menschen in den ärmsten Regionen weltweit vor Katastrophen schützt und wie diese Arbeit künftig aussehen könnte.

Raus aus der Komfortzone

Ein Sofa, der Fernseher davor. Die Ausstellung beginnt im Wohnzimmer. Da, wo es behaglich ist. Was auf dem Bildschirm erscheint, lässt die Katastrophen erahnen, bei welchen das Rote Kreuz täglich Nothilfe und Präventionsarbeit leistet: «Das Luzerner Seebecken wird evakuiert – 30x im Jahr», «Im Seeland regnet es zwei Jahre nicht», «An der Basler Fasnacht bebt die Stadt – Münster und Roche-Turm sehen jetzt ähnlich aus».

Als Besucher wird man sprichwörtlich aus seiner Komfortzone gerissen. Ein Ticket holt einen weg vom Sofa. Es geht auf Weltreise: Äthiopien, Ghana, Haiti, Honduras, Nepal und die Philippinen. Knappe Ressourcen, Epidemien und Armutsblindheit, Hurrikane und Erdbeben, Erdrutsche und Strassengangs, Monsun und Müll, Taifune und Hochwasser.

Sorgfältige Inszenierung und eindrückliche Medien

Die Reisedestinationen bestehen aus einem Strichcode-Lesegerät und einem Bildschirm. Nach dem Einlesen des Tickets schlüpfen die Besucher in die Rolle der Reisenden. Über grosse Buttons werden diverse Reise-Entscheidungen getroffen. Gehe ich mit ins Dorf? Nehme ich Flugzeug oder Bus? Helfe ich der Schwangeren beim Ausstieg aus dem Boot?

Grossformatige Bild- und Textkompositionen informieren über zentrale Herausforderungen des bereisten Landes. Per Knopfdruck lernt man auf einem weiteren Bildschirm Projekte des Roten Kreuzes und betroffene Menschen kennen.
Gekonnt ist auch die Verknüpfung mit der Lokalität der Ausstellung: Nachbauten typischer Verkehrsmittel aus den bereisten Ländern lassen aus dem Fenster blicken und die Landschaften ihre eigenen Geschichten erzählen.

«Und 2066 wird das Rote Kreuz helfen müssen, wenn der grosse Krieg um die Ressourcen ausbricht.»

Das SRK künftig gegen Biorobotic und zwischen Ressourcenkriegen?

Am Ende der Weltreise nimmt der fiktive Henri Dunant die Besucherinnen mit auf eine Zeitreise mit entscheidenden Stationen des Roten Kreuzes. Wohin es geht auf dem Zeitstrahl, das entscheidet das Publikum selber. Zurück ins Jahr 1859 zur Schlacht in Solferino? Oder zum Erdbeben in Messina 1908?

Oder gar in die Zukunft? Dunant prophezeit 2055 gefährliche Medizinchips, die an mobilen Stationen weltweit rausopperiert werden müssen. Und 2066 wird das Rote Kreuz helfen müssen, wenn der grosse Krieg um die Ressourcen ausbricht.

«Der krasse Gegensatz zwischen dem Gezeigten und dessen Darstellung irritiert.»

Interaktives und persönliches Erleben

Die vielfältige Ausstellung will nicht nur die Katastrophen und das Engagement in der Nothilfe zeigen. Es sind Präventionsprojekte, die genauso im Fokus stehen. Risikoanalysen, Bildungsmöglichkeiten und Aufforstungsprogramme gehören unter anderem dazu.

Das Entscheiden-Müssen, das Mitreisen in länderspezifischen Verkehrsmitteln und die persönlichen Geschichten von Betroffenen sowie der Einblick in aktuelle Projekte lassen Besucher die Länder, deren Bewohner sowie ihre Herausforderungen erleben. Der Ausstellung gelingt die Balance zwischen Unterhaltung, Information und nie aufdringlicher Werbung, für die Organisation an sich ausgezeichnet.

Etwas seltsam mutet einzig an, dass die Reise in die Katastrophengebiete quasi in der ersten Klasse angetreten wird: Die Ausstellung ist piekfein, perfekt orchestriert und hochwertig ausgestattet. Der krasse Gegensatz zwischen dem Gezeigten und dessen Darstellung irritiert, was aber passend ist in unserer Welt voller Ungleichheiten.

Unterlagen für Schulen und Lehrpersonen

Die Ausstellung liefert neben vertiefenden Informationen auf der Webseite auch Arbeitsblätter und Vorbereitungsmaterial für den Besuch.

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