Luzerner Weihnachtsladen ist eine Ruheoase

«Ein Weihnachtsbaum muss wachsen – und jede Kugel erzählt eine Geschichte»

Einst schlich sich Anna Willisegger ins Schulhaus, um auf dem Lehrerpult ein «Tännlein» aufzustellen. Heute stellt sie Tannen auf. Die Freude von damals lebt bis heute in ihrem Laden.

Leise knistert es im Laden von Anna Willisegger. Die Besitzerin hat viel zu tun. Wegen dem Coronavirus ist ein Teil der Lieferungen für die Weihnachtszeit verspätet eingetroffen. Jetzt wird alles ausgepackt und sortiert. Jedes Figürchen, jede Kugel, ja jedes kleine Kunstwerk hat seinen Platz.

Mit jeder Schublade öffnet sich eine neue Welt

Seit 39 Jahren verzaubert Willisegger ihre Kundschaft mit Raritäten und Einzelstücken für den Weihnachtsbaum. Das sei mit der Zeit gewachsen erklärt sie. Was einst ein Antiquitäten- und Polstergeschäft war, entwickelte sich zur Weihnachtsoase in der Luzerner Altstadt. Anna Willisegger erzählt von Kundinnen, die sich über die Stille freuen, wenn sie reizüberflutet von Menschen und Musik in den grossen Kaufhäusern im kleinen Laden an der Haldenstrasse landen und, wie Willisegger anführt, gerne länger verweilen, als sie es geplant hatten. Es gibt viel zu entdecken.

Das Stöbern findet kein Ende. Willisegger öffnet eine neue Schublade und damit eine unbekannte Welt. Jedes der handgemachten Kunstwerke erzählt eine Geschichte und Willisegger erzählt sie denjenigen, die sie nicht alleine entschlüsseln.

An Ostern wurde es einsam im Laden

Für Anna Willisegger hat sich im letzten Jahr einiges verändert. Ihr Mann Max ist verstorben, mit dem sie den Laden aufgebaut und jahrzehntelang geführt hat. Wegen dem Coronavirus musste sie im Frühling erstmals den Laden schliessen – und erst noch während der Osterzeit, der Hauptsaison neben Weihnachten. Während diesen sieben Wochen musste sie auf ihre «Pensionskasse» verzichten, wie sie ihre Arbeit im Laden bezeichnet – und auf den Kontakt zu den langjährigen Kunden, die täglich ihren Laden betreten. «Das habe ich am meisten vermisst», sagt Willisegger.

Wegen der Pandemie konnte die alljährliche Reise zum Entstehungsort ihrer «Schätze» nicht stattfinden. Kein traditionelles Fondue-Essen, keine Auktionen, kein persönlicher Austausch mit den Handwerkerinnen im deutschen Lauscha, dem Geburtsort des Weihnachtsschmucks, oder in Gablonz in Tschechien. Sie spricht von diesen Orten wie von einer zweiten Heimat. Dies macht sich bezahlt. Man kennt sich durch die langjährige Zusammenarbeit. Das gegenseitige Vertrauen hilft durch die Krise.

Weihnachtsbaum erzählt die persönliche Lebensgeschichte

Willisegger zählt auf ihre treue Kundschaft, die jährlich etwas für den Weihnachtsbaum kauft. Einzelstücke, keine ganze Kollektion. «Ein Weihnachtsbaum muss wachsen», meint Willisegger. So wird der Baum Jahr für Jahr angereichert und wächst nicht nur in seiner Pracht. Mit jeder Kugel kommt auch ein Stück Geschichte und Erinnerung an den Baum. Die Geschichte des Schmuckes selbst sowie die ganz persönliche.

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