Geschäftsidee dank Corona in die Tat umgesetzt

Eine Kleinfirma aus Luzern bringt die Vielfalt der veganen Welt direkt vor die Haustür

Stefan Muff und Nora Lin Mahnig von vegan-treat.ch an ihrem «Geschäftssitz» an der Gibraltarstrasse in Luzern. (Bild: bic)

Eine kleine Firma aus Luzern liefert immer wieder neu zusammengestellte Pakete mit veganen Lebensmitteln direkt vor die Haustür. Damit will sie den Kundinnen Orientierung in der mittlerweile fast unübersichtlich gewordenen Welt der veganen Ernährung und Küche bieten. Obwohl bisher noch kaum Geld investiert wurde, wird das Angebot immer mehr genutzt.

Was kann man tun, wenn alle Beizen, Museen und anderen Freizeiteinrichtungen geschlossen sind, einem vom Reisen abgeraten wird und man sich jeweils nur mit wenigen Leuten, oder besser gar nicht, treffen kann? Zum Beispiel ein Projekt umsetzen, das einem seit Längerem im Hinterkopf herumschwirrt, man aber bislang keine Zeit gefunden hat, es in die Tat umzusetzen.

So geschehen beim Luzerner Stefan Muff. Im vergangenen Oktober hat er zusammen mit drei Freundinnen und Freunden begonnen, sein kleines Onlineversand-Geschäft vegan-treat.ch aufzubauen. Bei den Produkten, die er damit unter die Leute bringen will, handelt es sich um vegane Lebensmittel aller Art und mit verschiedener Herkunft.

Ein Logistikprofi

Damit stellt er auf Bestellung kleine Überraschungspakete zusammen und verschickt sie an die Kundinnen. «Ich esse vegetarisch, seit ich 16 war. Immer mehr entdecke ich aber auch die sehr spannende Welt der veganen Ernährung und Küche. Seit mittlerweile zehn Jahren lebe ich vegan», erklärt der 41-Jährige die Beweggründe hinter seinem Projekt.

Dass das kleine Business im Versandhandel entstanden ist, ist kein Zufall. Denn Muff hat während vieler Jahre in Kaderpositionen in der Logistik bei verschiedenen internationalen Grosskonzernen gearbeitet. Eine Beiz sei für ihn folglich nie infrage gekommen. «Vor kurzem bin ich Papa geworden. Damit ich genügend Zeit mit meinem Kind verbringen kann, habe ich meinen alten Job gekündigt und verfolge momentan verschiedene kleine Projekte», erzählt er.

Investitionen sind nicht geplant

Eine von Muffs Projektpartnerinnen ist Nora Lin Mahnig. Die 32-Jährige hat mehrere Jahre Berufserfahrung im Marketing und ist folglich auch bei vegan-treat.ch dafür zuständig. Seit etwa fünf Jahren ist sie hauptberuflich in der Sozialpädagogik tätig. Auch sie ist seit etwas mehr als zehn Jahren vegetarisch unterwegs.

«Es geht darum, den Leuten Neuigkeiten und Trends zu zeigen.»

Nora Lin Mahnig

«Unsere Internetadresse habe ich bereits vor etwa vier Jahren gekauft. Im Lockdown habe ich die Website zusammen mit einem Kollegen dann einfach mal ins Blaue hinaus aufgebaut. Natürlich auch zum Zeitvertreib», sagt Stefan Muff. Vegan-treat.ch sei folglich ein richtiges Corona-Projekt. Dieses solle «organisch» wachsen. Oder anders gesagt: Viel Zeit und vor allem Geld möchte er bis auf Weiteres nicht investieren.

Es geht darum, Neues zu entdecken

Trotzdem konnte man schon einige Stammkunden gewinnen. «Für diese ist unser Angebot insofern ein Mehrwert, als wir für sie Produkte zusammensuchen, die man jetzt nicht gerade beim Grossverteiler findet. Zudem geht es darum, den Leuten Neuigkeiten und Trends zu zeigen», beschreibt Nora Lin Mahnig die Details des Konzepts. «Mit unseren immer aufs Neue zusammengestellten Paketen bieten wir den Menschen die Möglichkeit, Veganes einfach mal auszuprobieren.»

«So kann ich gleichzeitig Papa und Kleinunternehmer sein.»

Stefan Muff

Entscheidend sei dabei, sagt Stefan Muff, dass quasi von der Vorspeise bis zum Dessert alles dabei sei und man so die ganze Palette der veganen Ernährung, aber auch Produzenten kennenlernen könne. «Auch eine ausgesuchte Schokoladenspezialität gehört dazu», ergänzt Nora Lin Mahnig.

Nachbestellen ist nicht

Wer das Paket als Geschenk bestellt, kann es bei Bedarf personalisieren lassen. Dazu gehören zum Beispiel eigene Texte oder Bilder. Wem das Schreiben zu mühsam ist, kann auch auf einen vorgefertigten Kurztext zurückgreifen. Zur Auswahl stehen Kurzinfos zu den Themen Nachhaltigkeit, Food Waste, Philosophie des Projekts oder zu den geschäftlichen Partnerschaften, die man pflegt.

«Einzelne Produkte der Überraschungspakete kann man bei uns nicht nachbestellen. Das ist wie gesagt die Grundidee. Nämlich, dass man immer wieder etwas Neues entdeckt», hält Nora Lin Mahnig fest. Die Überraschungspakete gibt es als Einzellieferungen oder Dreimonatsabos. Bei den Geschenkabos kann man hingegen auswählen, was drin sein soll. «Ein aktuelles Paket heisst Home-Office-Heaven. Es enthält vor allem gesunde Snacks.» Bei diesen Paketen kaufe man also nicht komplett die Katze im Sack.

Der Wunschtext und das Wunschbild werden aufgedruckt. Links die Inhaltsangabe des Pakets, die sich immer ändert.

Bereits Kunden in der ganzen Deutschschweiz

Geliefert werden die Pakete bisher vor allem an diverse Kundinnen in der Deutschschweiz. Bisher konnte vegan-treat.ch zwei oder drei als Stammkundinnen gewinnen. Insgesamt rund 50 Personen hätten seit Oktober etwas bestellt. «Von Monat zu Monat wird das Ganze ein bisschen grösser, obwohl wir keine Werbung machen», so Muff.

«Wir sind sehr zufrieden», sagt er. Solange er es stemmen kann, macht er alles von seiner Wohnung an der Gibraltarstrasse aus, wo er auch die gut haltbaren Produkte lagert. «So kann ich gleichzeitig Papa und Kleinunternehmer sein», sagt er zum Schluss. Im Sommer werde er sich dann aber wieder nach einem neuen Job umsehen. Am liebsten in einer Start-Up-Umgebung. Wie es mit dem kleinen Versandprojekt dann weitergeht, wird sich zeigen.

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