Corona sorgt für Umdenken

Ein neuer Stadtführer lockt Touristen wieder nach Luzern – zumindest virtuell

Julia Zgraggen (links) hat die Luzerner Tour mit der Inhaberin von Virtual City Tours – Sandra Claus – erarbeitet. (Bild: Virtual City Tours)

Der Lockdown und die neuen Massnahmen zwingen den Luzerner Tourismus zu einem Umdenken. Eine Luzerner Stadtführerin geleitet Gäste nun digital zum Löwendenkmal und zum Wasserturm – ein vollwertiger Ersatz ist das aber nicht.

Luzern ist eine Touristenstadt – ob es der Bevölkerung gefällt oder nicht. Weil die Coronakrise Reisen über weite Strecken verunmöglicht hat, blieben die Luzerner Strassen und Gassen aber mehr oder weniger touristenfrei. Keine Busstaus beim Schwanenplatz, keine Reisegruppen, die fotografierend und staunend durch die Gassen wuseln.

Das Zürcher Unternehmen Virtual City Tours mischt seit November im international bereits umkämpften Markt der digitalen Stadtrundgänge mit. Hinter der Plattform steht das Ehepaar Sandra und Roger Claus. Neu vertreten ist seit kurzem auch die Stadt Luzern, die in einem kostenpflichtigen 15-Minuten-Video vorgestellt wird. Darin zu sehen sind hauptsächlich «Klassiker» wie die Kapellbrücke, das Löwendenkmal und die Museggmauer – kommentiert von der Tourismusexpertin Julia Zgraggen von Stadtführungen Luzern.

Lockdown war ein harter Schlag

Zgraggen hat die Luzern-Führung konzipiert und in Zusammenarbeit mit einem Fotografen und Virtual City Tours realisiert. Bis anhin hat Zgraggen Firmen, Privatpersonen und Reisegruppen aus dem Ausland persönlich durch die Luzerner Strassen geführt – bis der Lockdown kam.

Der Lockdown im Frühling habe sie hart getroffen, erklärt sie auf Anfrage. «Das Angebot wurde zwangsläufig zu 100 Prozent runtergefahren», so Zgraggen. Und seit dem letzte Woche eingeführten Veranstaltungsverbot werden bis am 22. Januar keine Führungen möglich sein.

Pflichtprogramm auch für digitale Rundgänge: das Löwendenkmal. (Bild: Stadt Luzern)

Die virtuelle Stadtführung hilft ihr, wenigstens einen Teil der Einnahmen zurückzuholen. «Die Corona-Krise hat sich also auch positiv auf mein Angebot ausgewirkt», so die Luzernerin. Bei dem einen Rundgang soll es aber nicht bleiben. «In einer späteren Etappe sind weitere Führungen geplant.» Beispielsweise mit spezifischen Themen- oder Quartierschwerpunkten.

Noch im Aufbau

Bisher sind auf Virtual City Tours mit Luzern, Basel und Zürich erst drei Städte aufgeschaltet, aber Initiantin Sandra Claus hat es sich zum Ziel gesetzt, «möglichst viele verschiedene Städte auf die Plattform zu bekommen», wie sie auf Anfrage schreibt. Die Plattform soll eine internationale Drehscheibe für virtuelle Stadtführungen werden – trotz grosser Konkurrenz.

Denn virtuelle Stadtführungen erleben seit einigen Jahren einen Aufschwung, die Angebote im Netz sind zahlreich. «Die meisten Anbieter von virtuellen Führungen machen Livestream-Führungen oder nutzen die aktuelle 3-D-Technik. Und es gibt auch diverse Youtuber», erklärt Sandra Claus. Ihre Plattform soll sich vor allem durch fachkundige und lokale Tourguides und einer professionellen Machart vom Rest abheben.

Kein Ersatz für persönliche Führungen

Die virtuelle Luzerner Stadttour kostet für den «Touristen» 3.50 Franken. Die Guides werden finanziell an den Verkäufen beteiligt. «Damit wollen wir ihnen die Möglichkeit geben, auch in diesen für den Tourismus schwierigen Zeiten, ein Einkommen zu generieren sowie ihre Stadt zu bewerben», erklärt Claus weiter.

Aber wird die virtuelle Stadtführung das persönliche Erlebnis früher oder später komplett verdrängen? Nein, findet Julia Zgraggen. «Die virtuelle Stadtführung ist ein ergänzendes Angebot», sagt sie. «Sie sollen die persönlichen Führungen vor Ort keinesfalls ersetzen.» Allein schon deswegen, weil die digitale Führung nur 15 Minuten dauert – im Gegensatz zu den rund zweistündigen Rundgängen vor Ort. Und auch, weil bei einem persönlichen Rundgang direkt auf die Gruppe eingegangen werden kann.

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