Recyclingzentrum nimmt nächste Hürde

Ein holpriges Ja zum 20-Millionen-Neubau in Zug

Visualisierung Ökihof-Halle.

(Bild: zVg)

Im Göbli plant die Stadt Zug ein neues Recyclingcenter. Das Stadtparlament hat am Dienstag dem Kredit von rund 20 Millionen Franken zugestimmt – die Begeisterung hielt sich aber in Grenzen. Kritik gabs nicht nur an den Kosten.

Die Tage des Ökihofs beim Zuger Güterbahnhof sind gezählt. Die Stadt Zug plant im Göbli den Neubau eines Recyclingcenters für knapp 21 Millionen Franken. Das Projekt umfasst nebst dem Ökihof (auf den 7,6 Millionen Franken entfallen) auch Räume für das Brockenhaus der Frauenzentrale und das GGZ@Work, einen Sozialbetrieb der Gemeinnützigen Gesellschaft Zug (zentralplus berichtete).

Das Stadtparlament hat dem Projekt nun zugestimmt. Es hat den Kredit sogar noch um 120’000 Franken auf 20,9 Millionen Franken erhöht: Der Stadtrat soll nämlich eine spätere Aufstockung um zwei Stockwerke prüfen.

Lange Diskussion und einige kritische Voten

Allerdings waren im Theater Casino am Dienstag etliche kritische Töne zu hören. So etwa auf linker Seite. Die ALG-CSP-Fraktion zum Beispiel hätte sich ein nachhaltigeres «Leuchtturmprojekt» gewünscht. «Es steht zwar Öki drauf, aber ist ökologisch wirklich alles ausgeschöpft?», fragte Ignaz Voser (CSP) und verneinte gleich selber. Er sprach von einer verpassten Chance.

Bauvorsteherin Eliane Birchmeier (FDP) am Rednerpult der für einmal im Theater Casino abgehaltenen Sitzung. (Bild: jal)

Auch Karin Hägi (SP) machte keinen Hehl daraus, dass es in ihrer Fraktion kritische Stimmen gibt. Sie vermisste zum Beispiel Abstellplätze für Velos bei der Abladestation. Auch die Kosten seien an der oberen Grenze.

«Es wäre ein gutes Projekt, wenn es in der Wüste von Nevada gebaut würde.» Christoph Iten, CVP-Fraktionschef

Die lauteste Kritik äusserte die CVP. «Isoliert betrachtet wäre es ein gutes Projekt, wenn es in der Wüste von Nevada gebaut würde. Wir bauen aber in der Stadt Zug, wo das Land knapp ist», sagte Fraktionschef Christoph Iten. Er vermisste eine seriöse Antwort auf die Frage, ob die Notzimmer auf dem Dach des Ökihofes Platz finden könnten, statt diese auf der grünen Wiese zu bauen. «Für ein Projekt dieser Grösse hat unsere Fraktion noch zu viele offene Fragen», so das Fazit der CVP.

Innovatives Café gefordert

Für das geplante Café im Brockenhaus soll ein innovatives Konzept erarbeitet werden. Statt nur einen Espresso am Stehtisch zu schlürfen, soll zwischen alten Möbeln und Büchern ein Treffpunkt entstehen. Das verlangten Jérôme Peter (SP), Mara Landtwing (SP)  und Michèle Willimann (ALG) in einem Vorstoss. «Es könnte ein Kulturbijou in Zug werden», begründete Peter.

Die CVP-Fraktion lehnte darum den Kredit mehrheitlich ab. Anders als die anderen bürgerlichen Parteien. Man könne sich nicht einfach so aus der politischen Verantwortung stehlen, erwiderte FDP-Fraktionschef Etienne Schumpf die christdemokratische Kritik. Ein Nein zum Projekt würde dazu führen, dass Zug per Ende 2022 ohne Ökihof dastehe. Auf diesen Termin hin läuft der Mietvertrag mit den SBB für den heutigen Standort aus. Die FDP bezeichnete das «multifunktionale Zentrum für Ökologie, Nachhaltigkeit und Gemeinnützigkeit» als wegweisendes Projekt für Zug.

Auch bei der SVP und der GLP, wo kritische Fragen ebensowenig ausblieben, überwogen nach einer Abwägung die positiven Argumente.

Die Zeit drängt: Abstimmung musste verschoben werden

Zu reden gab weiter die geplante Kostenmiete für die Räume, welche die Stadt nicht selber nutzen wird. Die Einnahmen werden vom Stadtrat auf rund 560’000 Franken pro Jahr geschätzt. Sowohl SVP als auch SP verlangten diesbezüglich mehr Transparenz. Der Stadtrat wurde aufgefordert, in diesem Punkt noch vor der Abstimmung mehr Licht ins Dunkel zu bringen.

Sie könne sehr gut damit leben, diese Zahlen baldmöglichst aufzubereiten, sagte die zuständige Stadträtin Eliane Birchmeier (FDP). «Wir haben nichts zu verstecken.» Nach einer langen Diskussion wusste sie den Rat am Ende hinter ihrem Projekt zu vereinen: Mit 29 zu 5 Stimmen hiess das Stadtparlament den Kredit von 20,9 Millionen Franken für das neue Recyclingcenter gut.

Das letzte Wort hat das Volk. Ursprünglich war die Abstimmung am 17. Mai geplant. Aufgrund der Corona-Krise wurde der Urnengang aber verschoben. Er wird voraussichtlich im September stattfinden. Stellt sich auch das Stimmvolk hinter das Projekt, soll nächstes Jahr der Baustart erfolgen. Geplant ist, dass die Zugerinnen und Zuger ihren Abfall ab Herbst 2022 im neuen Zentrum entsorgen können.

Das geplante Recyclingcenter im Göbli Zug. (Bild: ARGE Ressegatti Wagner Architekten)
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3 Kommentare
  • Profilfoto von Zugerin
    Zugerin, 14.05.2020, 07:21 Uhr

    Wir wünschen uns natürlich auch noch eine Champagnerbar und ein 5* Restaurant, integriert im Recyclingcenter. Wir Zuger wollen schliesslich nobel Recyclen können! Alles Andere hätte keinen Stil und würde unserem Ruf nicht gerecht werden!

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  • Profilfoto von Martin Schleiss
    Martin Schleiss, 12.05.2020, 19:31 Uhr

    Über 20 Millionen für einen Ökihof. In Zug wird selbst der Abfall vergoldet. Hoffen wir, dass man die wirtschaftlichen Corona-Opfer dann auch so teuer entsorgen wird.

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    • Profilfoto von H.P.
      H.P., 13.05.2020, 00:38 Uhr

      … die spinnen. DIE Zuger 😉

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