Aktionstag «Kunsthoch Luzern»

Ein Hoch auf die zeitgenössische Kunst in Luzern

Die Edizioni Galleria Periferia lädt mit einer Ausstellung über den Einsiedler Armand Schulthess zum Entdecken ein. (Bild: Joke Lustenberger)

Einen Tag lang öffneten die kleinen und grossen Kunstinstitutionen in Luzern ihre Türen für einen Tag etwas mehr als gewöhnlich. Der Aktionstag «Kunsthoch», der am 28. August bereits zum 13. Mal stattfand, bot nicht nur Einblick in Ausstellungen zeitgenössischer Kunst, sondern lockte mit vielfältigen Veranstaltungen.

Wer die Kunstszene in Luzern auf die grossen Kunsthäuser wie das Kunstmuseum reduziert, hat definitiv zu wenig genau hingeschaut. Für jene ist Kunsthoch Luzern nicht nur eine Horizonterweiterung in Bezug auf die Räume, in welchen Kunst ausgestellt wird, sondern auch für die Vielfalt der Ausstellungskonzepte und Kunstformen.

Im Ahoi Luzern wurde die Ausstellung «Mother Tongue» von Mika Sperling eröffnet, die Fotografien, Video- und Tonaufnahmen der russischen Künstlerin zeigt, während Shao Fan in der Galerie Urs Meile die Besucherinnen durch beeindruckend präzise und detaillierte Tuschezeichnungen staunen lässt. Beim Betreten der Rauminstallation von Maya Rochat in der Kali Gallery taucht man in eine bunte Welt voller Farben und Muster ein und in der Kunstmetzgerei erzählen Illustrationen von Deborah Senn und Samira Margni von Lieblingsorten und den Gefühlen, die durch jene Orte ausgelöst werden.

Im sic! Elephanthouse, das gerade so gross ist, dass ein Elefant darin eine Pirouette drehen kann, konfrontiert Kay Yoon die Besuchenden in «Play, Touch, Grip» mit Erinnerungen an Spielplätzen in seiner Kindheit. (Bild: Joke Lustenberger)

Etwas ausserhalb von Luzern treten Gabi Fuhrmann und Rahel Scheuerer im Benzeholz in Meggen über die Grenzen der konventionellen figurativen Malerei, indem sie mit verschiedenen Bildträgern und Maltechniken experimentieren und Christian Herter spielt im Raum K in Horw mit Collagen aus farbigen Papierelementen in unterschiedlichen Formen.

Ausstellungen und Veranstaltungen

Diese und weitere Ausstellungen bieten das Rahmenprogramm des Aktionstags. Darüber hinaus fanden verschiedene Performances, Lesungen und öffentliche Gespräche in den 29 teilnehmenden Kunstinstitutionen statt. Man konnte am See mit musikalischer Begleitung picknicken, bei Vernissagen dabei sein, sich durch Ausstellungen führen lassen oder Geschichten hören. Zudem gewährten die drei Luzerner Künstlerinnen Johanna Näf, Ruth Rieder und Lea Achermann Einblick in ihre Ateliers.

Touren führen durch die Ausstellungsräume

Für den Besuch aller 29 Kunstinstitutionen reicht ein Tag nicht aus. Um die Wahl der Route und Orte, die besucht werden sollten, etwas zu vereinfachen, stellten verschiedene Tourguides, die selbst aus der Kunstbranche kommen, Touren zusammen. Insgesamt wurden vier Touren angeboten. Die Guides setzten die Schwerpunkte selbst und konnten so die Besucher die Kunst in Luzerns Strassen durch ihre Augen sehen und erleben lassen.

Der Künstler Lourenço Soares erklärt den Besuchenden des KEINRAUMs seine Arbeit «The Naturalists Doubt (Knowledge & Fourniture)». (Bild: Joke Lustenberger)

Anja Nora Schulthess und Robyn Muffler, Co-Chefredaktion des 041 Magazin, führten zu Fuss durch die Ausstellungsorte im Zentrum der Stadt und setzten den Fokus auf innovative Ausstellungsräume, die von jungen Kuratorinnen geleitet werden. Wer lieber etwas schneller unterwegs war, konnte mit dem Velo dem Künstler und Kurier Mathis Pfäffli folgen oder – etwas weniger sportlich – mit einem Kleinbus, begleitet von Stefan Meier, auch die Ausstellungsräume in der Agglomeration besuchen. Für das nichtdeutschsprachige Publikum bot die Künstlerin Amalia Maciuca eine Tour auf Englisch.

Die Begegnung mit Kunst fördern

Auch wenn es ein hoher und scheinbar unerreichbarer Anspruch ist, die ganze Gesellschaft in Begegnung mit Kunst treten zu lassen, leistet der Aktionstag Kunsthoch, der für alle Besucher vollständig gratis ist, einen wichtigen Beitrag zu diesem Vorhaben. Mit einem vielfältigen Angebot, unterschiedlichen Räumen und zahlreichen Veranstaltungen bietet das Kunsthoch Luzern ein Programm, das nicht nur Kunstinteressierten gerecht wird. Zudem fördern Veranstaltungen wie diese, dass die Menschen über oder durch die Kunst miteinander kommunizieren und ein bereichernder Austausch entsteht.

Provokativ, verstörend und kritische Fragen aufwerfend

Dass die Kunst dabei auch irritiert, verwirrt oder kritische Fragen aufwirft, ist umso wichtiger, um zum Nachdenken anzuregen oder dazu zu führen, gefestigte Konzepte davon, was Kunst ist oder wie sie sein soll, zu hinterfragen. Wenn Besucherinnen beim Ausstellungsort KEINRAUM – einer kleinen, unbegehbaren Vitrine an der Fassade des Neubads – nach dem Eingang der Galerie fragen und dies eine Diskussion darüber auslöst, wie Kunst vermittelt werden soll, wird dem Besucher bewusst, dass Kunst nicht nur im konventionellen Rahmen eines Museums ausgestellt werden kann.

Nach nur neun Stunden endet der Aktionstag Kunsthoch. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Türen geschlossen werden. Im Gegenteil, vielleicht hat sich für die Eine oder den Anderen die Türe zu Galerien oder Museen geöffnet, die zuvor noch unbekannt waren.

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