Rotkreuz: Grüne Premiere kommt in Zug an

Ein Gartenhochhaus mit automatischer Bewässerung

Die Wohnungen des Gartenhochhauses haben grosszügige Aussenbereiche. Auf ihren Balkonen können die Bewohner pflanzen, was sie wollen. Die Bäume, Hecken und Kletterpflanzen in den Ecken des Gebäudes sind vorgegeben. Sie sollen die Aussicht nicht beeinträchtigen.

Bis Ende 2018 wird im «Suurstoffi»-Areal ein begrüntes Hochhaus hochgezogen. Das futuristische Gebäude existiert noch nicht, weckt aber Interesse: Ein Drittel der 85 Eigentumswohnungen seien bereits reserviert. Die Herkunft der zukünftigen Wohnungsbesitzer überrascht auch den Verkaufsverantwortlichen.

Das «Gartenhochhaus» ist in der Schweiz eine Premiere; in Mailand existiert ein ähnliches Haus namens Bosco Verticale («senkrechter Wald»), das lange der Vorreiter in Europa war. In der Nähe von Lausanne ist ein weiteres grünes Gebäude geplant, allerdings wird es erst 2020 fertig.

Die Zuger sind schneller. Die Gemeinde Risch-Rotkreuz hat am 21. Oktober die Baubewilligung erteilt. Das Spezielle am Hochhaus: Statt einfache Balkons zieren vertikale Gärten mit Büschen und Bäumen das Haus (siehe auch Bildergalerie). Es wird von der Zug Estates als Besitzerin des «Suurstoffi»-Areals realisiert und soll bis Ende 2018 bezugsbereit sein.

Realisiert wird ein Projekt des Büros Ramser Schmid Architekten aus Zürich. «Wir warten nur noch auf die Baufreigabe», erklärte der CEO der Zug Estates Holding AG, Tobias Achermann, an einer Medienorientierung. Und er fügt hinzu: «Durch die Verknüpfung von Architektur und Bepflanzung wird der Bau als ein Organismus erscheinen, der je nach Jahreszeit anders aussieht.» Was klar ist: Es wird weniger wild erscheinen als Bosco Verticale in Mailand, geordneter, luftiger.

So soll das Gebäude aussehen: Visualisierung des Gartenhochhauses Aglaya in Risch-Rotkreuz.

So soll das Gebäude aussehen: Visualisierung des Gartenhochhauses Aglaya in Risch-Rotkreuz.

(Bild: zVg)

Automatische Bewässerung

Jede Wohnung wird über mehrere Aussenräume verfügen, die wie Schubladen hervorspringen und mit Pflanzentrögen ausgestattet sind. Bäume, Sträucher und Kletterpflanzen werden an den Aussenfassaden platziert. Für jede der sechs Fassaden gibt es ein anderes Pflanzenarrangement – mit einem Solitärgewächs wie beispielsweise Feuer-Ahorn, Parrotie oder Hopfenbuch und darauf abgestimmte weitere Pflanzen. Bewässert werden die Pflanzen automatisch. Das Bewässerungssystem befindet sich im Keller des 21-stöckigen Hauptgebäudes.

Die Aussenbegrünung ist Teil des Hauskonzeptes, ebenso wie die Korridore oder das Treppenhaus. «Unsere Bewohner müssen also keinen grünen Daumen haben», sagt Dieter Mader von der Firma Seitzmeir Immobilien AG, die den Verkauf leitet. Die Begrünung werde von Gärtnern professionell gepflegt. Zwei Mal im Jahr wird sich jemand von der Fassade abseilen müssen, um die Bäume und Sträucher zu schneiden.

Das geplante Hochhaus besteht aus zwei Türmen mit 55 und 77 Metern Höhe, die baulich miteinander verbunden sind. Die Dachterrassen werden ebenfalls begrünt und für die Wohnungseigentümer zugänglich sein. Man habe bewusst keine Attikawohnungen dort geplant, erklärten die Vertreter der Immobilienfirma. Die Terrassen stünden den Bewohnern und ihren Gästen zur Verfügung, um die Aussicht zu geniessen.

Tobias Achermann, CEO der Zug Estates Holding AG, die das «Suurstoffi»-Areal besitzt. Er erläuterte das nachhaltige Energiekonzept, das mit Erdwärme funktioniert.

Tobias Achermann, CEO der Zug Estates Holding AG, erläutert das nachhaltige Energiekonzept des «Suurstoffi»-Areals, das mit Erdwärme funktioniert.

Gemeinde wünschte Eigentumswohnungen

Im Hochhaus namens Aglaya, benannt nach einer Schmetterlingsgattung, werden 85 Eigentumswohnungen mit einer Grösse von 1,5 bis 5,5 Zimmern realisiert. Eine Ausnahme im «Suurstoffi»-Areal, wo ansonsten nur Mietwohnungen existieren. Laut CEO Tobias Achermann waren die Eigentumswohnungen der Wunsch und eine Auflage der Gemeinde Risch-Rotkreuz. «Die Gemeinde hat verschiedene kreative Ideen für die Mehrwertabschöpfung vorgebracht.»

«Viele Stadtzuger sagen: endlich etwas Tolles, Neues – in einer zahlbaren Liga.»
Tobias Achermann, CEO Zug Estates Holding AG

Obwohl die Vermarktung offiziell am 1. November begonnen hat, meldeten sich laut Dieter Mader bereits vorgängig 30 Interessenten. «Sie haben uns schriftlich ihre Reservation zukommen lassen.» Er habe sich darauf vorbereitet, sein Englisch benutzen zu müssen. «Das ist aber gar nicht der Fall.» Laut Mader sind bisher vor allem Einheimische aus Risch und Umgebung interessiert am Kauf einer Wohnung.

«Darunter sind erstaunlich viele Zuger», fügt CEO Tobias Achermann hinzu. «Ihr Feedback lautet: Endlich etwas Tolles, Neues – in einer zahlbaren Liga.» Der Quadratmeterpreis liege bei durchschnittlich 12’000 Franken.

Für gutsituierte Käufer

Trotz dieser Aussage können sich Normalbürger wohl kaum eine Wohnung im Gartenhochhaus leisten und höchstens davon träumen. Die kleinste Wohnung mit 1,5 Zimmern wird um die 600’000 Franken kosten, für die grössten muss man mit zwei bis drei Millionen Franken rechnen, je nach Exklusivität des Ausbaustandards.

Im Erdgeschoss des Hochhauses ist ein Café-Bistro geplant. Ursprünglich sprach man von einem Businesscenter, dieses Projekt ist aber inzwischen fallen gelassen worden. Die drei ersten Stockwerke werden an Büros vermietet. Im Erdgeschoss soll auch der Empfangsbereich für die Bewohner realisiert werden. Achermann: «Später wollen wir auch Wohnen mit Dienstleistungen wie Reinigung, Einkauf oder Spitex anbieten.» Ansprechen wolle man damit vor allem ältere Ehepaare. «Eventuell werden wir ihnen auch einen Paketdienst anbieten.» Eine Poststelle sei aber nicht geplant.

Am Computer Traumwohnung zusammenstellen

Offizieller Vermarktungsstart für das Gartenhochhaus im Internet war an Allerheiligen. Man kann sich aber auch vor Ort informieren: Im Showraum im «Suurstoffi»-Areal können sich Kaufinteressenten an einem «Wohnungskonfigurator» ihre Traumwohnung zusammenstellen. Per Knopfdruck wählbar sind zum Beispiel die Kücheneinrichtung, die Farbe der Vorhänge, die Lampen. Und man kann sogar einen unterirdischen Parkplatz mit Elektrotankstelle haben.

Mit dem Gartenhochhaus wird ein weiterer spezieller Bau im «Suurstoffi» realisiert. Bereits im Bau sind die Wohnbauten entlang der Bahnlinie mit 150 Wohnungen, wovon 100 für Studierende. Dort baut man auch das höchste Holzhaus der Schweiz. In einer weiteren Etappe wird zwischen Bahnhof und «Suurstoffi» bis Sommer 2019 der Campus für die HSLU entstehen.

Passerelle geplant

Um das Areal mit Arbeitsplätzen und Wohnungen optimal an den Bahnhof Rotkreuz anzubinden, will die Gemeinde eine überirdische Passerelle zwischen «Suurstoffi»-Areal und Bahnperron realisieren; damit soll die enge Unterführung beim Bahnhof entlastet werden. Risch-Rotkreuz rüstet sich für die Zukunft.

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